"Die Vier vorne haben gesagt, sie müssen raus": FC-Bayern-Trainer Tuchel erklärt seine umstrittenen Wechsel

Es wurde dann doch nichts mit dem deutschen Finale. Der FC Bayern unterlag 1:2 bei Real Madrid – und hatte dabei vor allem mit der eigenen Verletzungsseuche zu kämpfen.
von  Patrick Strasser
Hadert mit dem Verletzungspech beim FC Bayern: Thomas Tuchel.
Hadert mit dem Verletzungspech beim FC Bayern: Thomas Tuchel. © Peter Kneffel/dpa

Madrid – Wie sich die Bilder gleichen. Serge Gnabry sitzt am Boden, nichts geht mehr. Er muss raus, diesmal in Madrid. Wie im April beim 2:2 in London gegen Arsenal, diesmal schon in der ersten Halbzeit. Die alte Oberschenkel-Blessur brach wieder auf.

"Wieder die gleiche Verletzung, wieder der hintere Oberschenkel", haderte Trainer Thomas Tuchel und sagte: "Ich glaube, das dauert eine Weile." Ein wochenlanger Ausfall droht, Gnabrys Bayern-Saison ist beendet. Bundestrainer Julian Nagelsmann wird es mit größter Sorge sehen. Bei der Verletzungsanfälligkeit des 28-Jährigen ist sogar in Gefahr, dass er überhaupt fit wird für die Heim-EM.

Schon wieder! Serge Gnabry kam gerade erst aus einer langwierigen Verletzung und musste nun in Madrid erneut vorzeitig raus.
Schon wieder! Serge Gnabry kam gerade erst aus einer langwierigen Verletzung und musste nun in Madrid erneut vorzeitig raus. © Peter Kneffel/dpa

Serge Gnabry eröffnet Verletzungs-Debakel des FC Bayern

Gnabry war der erste der vier Offensiv-Kräfte, die Tuchel in Madrid aufgeboten hatte. Nach einer knappen halben Stunde verlor er Gnabry. Leroy Sané, dessen Schambein-Verletzung ihn seit Wochen begleitet und peinigt, musste in der 76. Minute vom Platz, für ihn brachte Tuchel Min-jae Kim, um die linke Abwehrseite zu doppeln. Kim defensiv, Alphonso Davies offensiver orientiert. Ein guter Schachzug, der auch auf der rechten Seite aufging, als Joshua Kimmich und Noussair Mazraoui (bei Anpfiff Linksverteidiger) gegen Vinicius Junior im Verbund attackierten.

In der 84. Minute folgte ein Doppelwechsel: Jamal Musiala, zuletzt wegen einer Sehnenreizung im Knie geplagt und nicht mit dabei beim 1:3 in Stuttgart, bekam Krämpfe. Auch Harry Kane, der Torjäger, der sonst fast immer durchspielt, musste runter. Kane habe "mit Rückenschmerzen gespielt", so Tuchel, "es ging nicht mehr, der Rücken war zu". Weil damit das Offensiv-Quartett ausgewechselt war, brachte der Bayern-Trainer Thomas Müller und Eric Maxim Choupo-Moting. Um Bälle festzumachen. Um mit Kontern die Abwehr zu entlasten. Bitter für Mittelfeldspieler Leon Goretzka, der ganz draußen bleiben musste.

Zuerst Serge Gnabry, dann Leroy Sané, Harry Kane und auch Jamal Musiala, der sich ohnehin mit Spritzen und Schmerzmittel durch die letzten Wochen quälte: Der FC Bayern wurde zum ungünstigsten Zeitpunkt von der Verletzungsseuche heimgesucht.
Zuerst Serge Gnabry, dann Leroy Sané, Harry Kane und auch Jamal Musiala, der sich ohnehin mit Spritzen und Schmerzmittel durch die letzten Wochen quälte: Der FC Bayern wurde zum ungünstigsten Zeitpunkt von der Verletzungsseuche heimgesucht. © IMAGO/EURASIASPORTIMAGES/MIS

"Haben keinen Wechsel, den wir aktiv vornehmen": Thomas Tuchel hadert mit Verletzungssorgen

Frustriert erklärte Tuchel bei DAZN: "Es ging nicht mehr. Die vorderen Vier haben alle gesagt, sie müssen raus." Auf der Pressekonferenz legte er nach: "Wir starten mit vier offensiven Spielern und am Ende müssen wir viermal wechseln und alle offensiven Spieler müssen vom Feld. Das ist einfach zu viel. Wir haben keinen einzigen Wechsel, den wir aktiv vornehmen. Wir reagieren die ganze Saison auf Verletzungen. Wir sind nur am Reagieren, können nie das Spiel so verändern, wie wir es wollen." Da hat Tuchel einen Punkt. Die Verletzungsseuche begleitet ihn durch seine gesamte Bayern-Ära. Und führt zu Gegentoren wie dem 1:1 von Real.

"Im Moment des Ausgleichs bekommt Pavlovic Krämpfe", lamentierte Tuchel, "wir haben vorher noch durchgefragt. Klar, die Jungs wollen draufbleiben. Dann ist er zwei Minuten draußen, wir sind in Unterzahl und dann fällt das Tor."

Am Sonntag (17.30 Uhr, DAZN) gegen den VfL Wolfsburg spielen die, die noch laufen können. Es ist das erste Kehraus-Spiel der Saison. Und Tuchels letztes Heimspiel.

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