Die ungleichen Zwillinge

Am Samstag in Frankfurt treffen die Altintops, die bis zu fünfmal am Tag miteinander telefonieren, als Gegner aufeinander. Hamit ist bei Bayern nur Reservist, Halil bei der Eintracht endlich glücklich.
MÜNCHEN Hamit Altintop hat ein Problem: Arjen Robben.
Kein geringerer als der derzeit überragende Spieler des Vereins, ach der gesamten Bundesliga. Robben spielt auf der rechten Außenbahn, das ist die Lieblingsposition von Hamit Altintop. Also ist der Türke draußen.
Und womöglich neidisch auf seinen Bruder. Zwillingsbruder Halil hatte ein ähnliches Problem. Er war nur noch zweite Wahl unter Trainer Felix Magath bei Schalke, in der Winterpause ließ er sich nach Frankfurt ausleihen. Am Samstag treffen sie in der Commerzbank-Arena aufeinander. Halil spielt für die Eintracht von Beginn an, Hamit rückt nach überstandener Grippe in den Kader der Bayern. Ein ungleiches Zwillingsbruder-Duell.
Während Hamit hoffen muss, eingewechselt zu werden, ist Halil Frankfurts neuer Liebling. In sieben Partien hat er schon zweimal getroffen, jeweils spielentscheidend. „Wahnsinn, wie schnell sich mein Bruder bei der Eintracht eingelebt hat“, staunt Hamit. Der Wechsel sei eine sehr wichtige Entscheidung für ihn gewesen, meint der Bruder, denn Halil müsse einfach regelmäßig spielen. Wenn Hamit über seinen Bruder spricht, klingt er wie ein Spielerberater. Extrem vernünftig, überlegt, sachlich kühl analysierend, fast schon altklug mit seinen 27 Jahren.
Halil, der Mittelstürmer, und Hamit, der Mittelfeldakteur, beide türkische Nationalspieler, sind seit August 2003 in der Bundesliga, zusammen haben sie mehr als 350 Partien gemacht. Doch die Kurve des Bayern Hamit zeigt nach unten. Bei nur 12 Liga-Einsätzen in dieser Saison durfte er nur ein einziges Mal durchspielen, am ersten Spieltag in Hoffenheim. Das Experiment, Altintop als Rechtsverteidiger zu etablieren, scheiterte kläglich. Im Sommer läuft sein Vertrag aus, eine Verlängerung ist unwahrscheinlich.
Die Bruderliebe endet nie. Die Altintops sind ständig in Kontakt, bis zu fünf Mal pro Tag telefonieren sie miteinander. „Wenn unsere Teams aufeinandertreffen, ist das nichts Besonderes mehr, wir gehen da ganz ohne Emotionen rein“, versichert Hamit. Nur 2006/2007 spielten sie gemeinsam in ihrer Geburtsstadt Gelsenkirchen. Noch immer hängt ihr Herz an Schalke, ihrer Heimat, den Menschen. Auch Mutter Meryem wohnt im Ruhrgebiet. Hamit besucht sie und seine drei Schwestern einmal pro Monat.
Erik Wegener/ps