Die Thriller von Sevilla: Besondere Spiele des FC Bayern und der DFB-Elf

Im Estadio Olímpico geht es für die DFB-Elf am Dienstagabend gegen Spanien um den Gruppensieg in der Nations League. Aber Sevilla - da war doch was? Stimmt! Battiston, Bernat und natürlich Maradona!
von  Patrick Strasser
Juan Bernat erwischte 2018 beim Champions-League-Spiel in Sevilla einen Tag zum Vergessen.
Juan Bernat erwischte 2018 beim Champions-League-Spiel in Sevilla einen Tag zum Vergessen. © imago images / DeFodi

Sevilla - Ursprünglich sollte es schon im Frühjahr ein Länderspiel zwischen Spanien und Deutschland geben, für Ende März war der freundschaftliche Vergleich angesetzt. Gekickt werden sollte in Madrid, im neuen Atlético-Stadion "Wanda Metropolitana". Doch dann brach die Corona-Pandemie über die Welt und den Profifußball hinein, das Match wurde abgesagt.

Die Auslosung der Nations-League-Gruppen ergab dann kurioserweise, dass sich die Rivalen im Herbst doch gegenüberstehen sollten. Im September gab es ein für die DFB-Elf achtbares, aber höchst unglückliches 1:1 in Stuttgart, weil der Ausgleichstreffer der Iberer in der sechsten Minute der Nachspielzeit fiel.

Sevilla und der FC Bayern - da war doch was?

Das Rückspiel wurde wegen der zu hohen Infektionszahlen aus der Hauptstadt nach Andalusien verlegt und so spielt man die Partie um den Gruppensieg in Sevilla. Und zwar im Olympiastadion, genannt "Estadio Olímpico de La Cartuja".

Aber Sevilla - da war doch was? Richtig. WM 1982: Das Elfmeterdrama gegen Frankreich mit Siegtorschütze Horst Hrubesch. Das brutale Foul von Toni Schumacher gegen Patrick Battiston, der spektakuläre Fallrückzieher von Klaus Fischer. Aber auch der FC Bayern gastierte zwei Mal in Sevilla, jeweils im "Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán" des FC Sevilla. Dabei spielen Juan Bernat und der legendäre Diego Maradona die Hauptrolle.

Eine kurze AZ-Rückschau der Thriller von Sevilla:

Das Battiston-Drama

Für die "Nacht von Sevilla", das Drama im WM-Halbfinale gegen Frankreich am 8. Juli 1982, gibt es sogar einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Ab der 57. Spielminute hieß der Buhmann des Abends Harald "Toni" Schumacher.

Der Kölner Keeper hatte den eingewechselten Patrick Battiston in höchster Not vor dem Strafraum per Bodycheck rüde über den Haufen gerannt. Battiston ging zu Boden, der Ball neben das Tor. Sein Halswirbel war angeknackst, zwei Schneidezähne fehlten. Schumacher sagte später den berühmten Satz: "Sagt ihm, dass ich ihm die Jacketkronen zahle."

Das irrwitzige, höchst dramatische Spiel gewann die DFB-Auswahl von Trainer Jupp Derwall nach 1:3-Rückstand und 3:3-Ausgleich in der Verlängerung (Tore: Littbarski, Rummenigge, Fischer) schließlich im Elfmeterschießen mit 5:4, trotz des Fehlschusses von Uli Stielike. Das WM-Finale war erreicht.

Der Bernat-Aufreger

Das Viertelfinal-Hinspiel der Bayern im Frühjahr 2018 in Sevilla war relativ unspektakulär, das Team von Trainer Jupp Heynckes gewann mit 2:1.

Viel aufregender das Nachspiel ein halbes Jahr später: Auf der legendären Presse(beschimpfungs-)konferenz im Herbst polterte Uli Hoeneß, Linksverteidiger Juan Bernat habe damals in Sevilla "einen Scheißdreck" gespielt. Der Spanier sei "allein dafür verantwortlich, dass wir fast ausgeschieden wären", so Hoeneß. Na ja, es gab ja noch ein Rückspiel in München, das 0:0 endete. Im Sommer 2018 wurde Bernat für lediglich fünf Millionen Euro Ablöse nach Paris St. Germain zu Thomas Tuchel transferiert - auch, "weil er uns fast die ganze Champions League gekostet hätte" (Hoeneß).

Somit wird diese eine Halbzeit von Bernat, der den damals verletzten David Alaba vertrat und bereits zur Pause durch Rechtsfuß Rafinha ersetzt wurde, immer mit Sevilla in Erinnerung bleiben.

Das Treffen mit Diego Maradona

Mitten in der Saison, am 28. September 1992, wurde den Bayern eine große Ehre zuteil,: Sie wurden zu einem Freundschaftsspiel nach Sevilla eingeladen, bei dem der heimische FC niemand Geringeres als Diego Armando Maradona als Neuzugang präsentierte.

Zuvor war die argentinische Legende vom SSC Neapel in die spanische Liga gewechselt - im Spätherbst seiner Karriere. Es war eine Flucht. Nach einem Spiel seines SSC Neapel wurden Spuren von Kokain in seiner Doping-Probe festgestellt. Maradona verließ daraufhin Italien, flüchtete nach Buenos Aires und wurde dort schließlich überführt. Die 15-Monate-Sperre galt in Spanien nicht, eine Woche nach seiner Ankunft folgte das Duell mit den Bayern.

Beim 3:1 von Sevilla war Maradona an zwei Treffern beteiligt und traf die Querlatte. Den Münchner Treffer zur Führung erzielte Olaf Thon per Freistoß, Stürmer Bruno Labbadia musste mit Platzverweis runter.

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