Die Selbsthilfegruppe

Aus Sorgenkickern sind beim FC Bayern wieder Sieger geworden. Manager Uli Hoeneß freut sich wieder - und lobt Michael Rensing.
von  Abendzeitung
Hand in Hand: Rensing, Kapitän van Bommel, Lell (v.l.) feiern sich und das überzeugende 4:2 gegen Wolfsburg. Foto: Rauchensteiner/Augenklick
Hand in Hand: Rensing, Kapitän van Bommel, Lell (v.l.) feiern sich und das überzeugende 4:2 gegen Wolfsburg. Foto: Rauchensteiner/Augenklick © az

Aus Sorgenkickern sind beim FC Bayern wieder Sieger geworden. Manager Uli Hoeneß freut sich wieder - und lobt Michael Rensing.

MÜNCHEN Und voila: Da war der Übermut wieder zurück. Die 89. Minute des 4:2 der Bayern gegen Wolfsburg: Franck Ribéry hatte den Ball in der Mittellinie am Fuß, im Blick das Tor vor der Südkurve. Dort stand Wolfsburgs Keeper Benaglio recht weit vor seinem Kasten. Also versuchte es Ribéry mit einem Kunst-Lob. Er scheiterte recht kläglich, lachte sich aber eins. Mark van Bommel, der Kapitän, rief ihm etwas zu und grinste ebenso. Kann man ja mal machen. Grad schee war’s.

Sie flachsen wieder. Sie siegen wieder. „Die Mannschaft hat sich mit dem Trainer zusammen in der Halbzeit hochgepusht“, meinte Manager Uli Hoeneß. Und keineswegs, weil sie in einen Zaubertrank gefallen waren. „Der Pausentee war lecker. Wir haben eine Packung Herztropfen genommen, und dann lief es besser“, meinte Bastian Schweinsteiger. Wer siegt, macht Witze.

Geholfen aber hat nichts Überirdisches. Herausgezogen aus der Krise haben sie sich mit den drei Siegen (1:0 in Karlsruhe, 3:0 gegen Florenz und nun das 4:2 gegen Wolfsburg) schön selbst. Die Bayern als Selbsthilfegruppe.

Michael Rensing

Etwas angezählt war der Torhüter gewesen nach dem von ihm verschuldeten Treffer zum 3:3 gegen Bochum vor drei Wochen. Der Druck, die Nachfolge von Oliver Kahn antreten zu müssen, lähmte ihn vor allem beim Rauslaufen nach Flanken und Ecken. Anstatt viel zu palavern, trainierte er. In Karlsruhe und gegen Florenz spielte er zu Null. Gegen Florenz und gegen Wolfsburg parierte Rensing je einen schwierigen Ball. „Er wird immer ruhiger, bekommt mehr Selbstvertrauen“, sagte Hoeneß der AZ, „so wird die Diskussion um ihn bald zu Ende sein.“

Miroslav Klose

Für den 30-Jährigen gilt die einfache Formel: Ist er richtig fit, ist er richtig gut. Mit seinem Treffer zum 1:0 beim KSC hatte er ein starkes Comeback nach Wochen von vielen unglücklichen Spielen, in denen er mit geduckter Körperhaltung über den Platz geschlichen war. Auf unwiderstehliche Klose-Art machte er gegen Florenz das wichtige 1:0. Und auch am Samstag war Klose allgegenwärtig, hatte im Dribbling stets den Kopf oben. Das 2:2 entstand durch seinen Einsatz, das 4:2 nach seiner Kopfballvorlage. Vor der Partie hatte er sich ob mangelnder Laufbereitschaft der Mitspieler beklagt. Und Klose? Er läuft mit gutem Vorbild voran.

Mark van Bommel

Der Kapitän hat sich selbst im Amt bestätigt. Er blieb ruhig, bot sich im Training an, arbeitete sich in Klinsmanns System ein. Weil der Coach wieder Stabilität in die Mannschaft bringen wollte, ließ er ihn in Karlsruhe wieder mitmachen – zuvor war er von Klinsmann drei Mal auf die Bank gesetzt worden. Van Bommel überzeugte auch in den nächsten Partien, ist der Antreiber und Tempomacher im Aufbauspiel. Und Torschütze. Sein Kopfball-Lob hatte den Holländer selbst überrascht. Wenig überraschend, dass der 31-Jährige aber weiter den Mahner spielt: „Wir waren zu unruhig, und es war zu viel Risiko im Pass nach vorne. Es gab Riesenlücken nach hinten.“

Dies gilt es abzustellen. Diese Abwehrschwächen! 15 Gegentreffer nach neun Spielen – vergangene Saison waren es 21 nach 34 Partien. Auch da können sich die Bayern wieder nur selbst helfen.

„Wenn man so viele Gegentore kriegt und so viele Chancen zulässt, muss man was tun. Wir müssen dringend an der Defensive arbeiten“, forderte Uli Hoeneß, „wir müssen nicht andere Spieler holen, sondern eine andere Einstellung zeigen.“

Wenn’s hilft.

ps/sb/rf

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