Die Retro-Bayern
MÜNCHEN - Es ist wie in den 70er Jahren momentan an der Säbener Straße. 13, 14, 15 Spieler reichen. Wer drin ist, bleibt drin. Wer draußen ist, hat kaum eine Chance. AZ erklärt van Gaals System
Es ist WM-Jahr, da werden die Spieler nervös. Wer nicht drankommt in seinem Verein, ergreift lieber rechtzeitig die Flucht. Stichtag ist der 1. Februar, denn da schließt die Wintertransfer-Liste. Und am Montag hat tatsächlich noch ein Spieler den FC Bayern last minute verlassen: Edson Braafheid (26), erst im Sommer von Twente Enschede verpflichtet, wird bis Saisonende an Celtic Glasgow ausgeliehen.
Der Holländer hofft durch regelmäßige Einsätze seinen Platz im WM-Kader zu sichern. Braafheid, einsetzbar als Innen- oder Linksverteidiger, war ein Wunschtransfer von Coach Louis van Gaal. Dass er nach sieben Monaten und nur neun Einsätzen von Beginn an (vorerst) wieder aussortiert wurde, zeigt die klare Linie des Trainers. Braafheid ist der fünfte Winterpausenflüchtling nach Toni (AS Rom), Baumjohann (FC Schalke), sowie Ottl und Breno (beide Nürnberg).
Es gibt eine Stammelf, zwei bis drei regelmäßige Joker, ein paar Auffüller für die Bank plus Teenager als Talente – das war’s. Wenn sich keiner verletzt und die Mannschaft wie zuletzt in Serie ihre Spiele gewinnt, bleibt alles gleich. „Ich bin kein Trainer, der viel ändert“, sagt van Gaal. Und tatsächlich: In den vier erfolgreichen Spielen vor der Winterpause spielte immer dieselbe Elf (nur van Bommel war gegen Hertha gesperrt), in den drei Matches der Rückrunde begann Robben statt Pranjic. Es ist wie in den 70er Jahren momentan an der Säbener. 13, 14, 15 Spieler reichen. Van Gaal und die Retro-Bayern.
„Er hat Pech gehabt“, sagt Kapitän Mark van Bommel über seinen Landsmann Braafheid. „Als er gespielt hat, hat die Mannschaft nicht gut gespielt. Jetzt spielen wir gut und gewinnen.“ So einfach ist das. Und so schwer, für die Bankdrücker ins Team zu kommen. Die AZ zeigt, wer in welchem Mannschaftsteil den Hut aufhat und wer die verzweifelten, aber erfolglosen Konkurrenten sind.
Tor
Jörg Butt hat seinen Stammplatz sicher, da kann er noch so viele Elfer verschießen. Michael Rensing hat das Duell nun zwei Mal verloren und wird im Sommer den FC Bayern verlassen.
Abwehr
Lahm, Demichelis, van Buyten und Badstuber sind eingespielt und unverzichtbar. Fällt auf den Außen einer aus, kommen Altintop, Pranjic, Lell oder Görlitz (ja, letztere sind tatsächlich auch nach dem Stichtag noch im Kader!) sowie Talent Contento ins Team, Innenverteidiger könnte der Ukrainer Timoschtschuk spielen.
Mittelfeld
Van Bommel, Schweinsteiger, Robben und Müller sind gesetzt, Ribéry drängt ins Team. Alternativen: Altintop, Timoschtschuk. Ottl und Baumjohann wurden ja weggeschickt, stattdessen könnten die Talente und Alaba ihr Debüt feiern.
Angriff
Gomez/Olic sind gesetzt, WM-Stürmer Klose kämpft verzweifelt um mehr Einsatzzeiten. Er ist momentan nach Ribéry der 13. Mann. Aber auch Müller und Ekici könnten ganz vorne spielen. Wenn nötig.
Patrick Strasser