Die Profiteure

DUBAI - Manager Uli Hoeneß sieht den solide wirtschaftenden FC Bayern durch die Finanzkrise eher gestärkt. Für andere Vereine sieht er eher schwarz: „Die Nummer eins ist England."
Es heißt, die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise seien auch schon in Dubai zu spüren. Ein Witz, könnte man meinen, denn nirgendwo wird weltweit so viel gebaut wie hier im Wüstenemirat. Doch viele milliardenschwere Bauprojekte Dubais sind ohne das Kapital fremder Investoren nicht zu stemmen. Auch die örtlichen Ölvorkommen sind endlich.
Da geht es Dubai nicht anders als vielen Vereinen in Europa. Das Cash-Vorkommen ist begrenzt, viele Klubs sind hoch verschuldet und die Fremd-Investoren zögern mehr und mehr, manche ziehen sich ganz zurück - selbst beim FC Chelsea fürchtet man dieser Tage, Öl-Milliardär Roman Abramowitsch könnte sich angesichts eines Verlustes von 3,3 Milliarden Euro seiner Privatgeschäfte aus dem Fußball, sprich als Eigentümer des Ballack-Klubs, verabschieden wollen. Solch ein Szenario droht der Bundesliga nicht, schon gar nicht dem FC Bayern. „Für uns sehe ich keinerlei Risiken, wir sind durch die Finanzkrise nicht direkt betroffen", sagte Hoeneß in Dubai der AZ und fügte hinzu: „Andere schon.“
„Die Nummer eins ist England", betonte Hoeneß, „die haben viele Einkäufe auf Pump gemacht und das Geld kriegen sie künftig nicht mehr von den Banken oder ihren Mäzenen." Was sich auf den Transfermarkt der nächsten Jahre auswirken wird. Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, ein intensiver Beobachter der internationalen Finanzmärkte, hatte kürzlich angekündigt: „Dies ist kein Verkäufermarkt mehr, sondern ein Käufermarkt. Wer Cash hat, ist König - und wir haben noch Cash." Die Bayern sind flüssig - und damit die Profiteure der Krise. Auch wenn sie wie im Falle Mario Gomez vom VfB Stuttgart (siehe nächste Seite) zurückhaltender sind als noch vor einem halben Jahr.
Dennoch könnte es sein, dass weitere Top-Stars der Kategorie Ribéry und Toni den FC Bayern den unsicheren Vereinen in Italien, England oder Spanien vorziehen. Was Trainer Jürgen Klinsmann gefallen wird. „Der FC Bayern steht auf wirtschaftlich stabilem Fundament, weil er sich an die alte Kaufmanns-Regel hält, nicht mehr auszugeben als man einnimmt“, sagte Klinsmann der AZ und richtete den Blick ins Ausland: „Bei anderen Vereinen ist das fraglich. Was ist, wenn Herr Moratti sagt, er habe nicht mehr so viel Spielgeld für Inter Mailand oder sich die Glazer-Familie bei ManU zurückzieht? Oder wie soll die Familie Agnelli es verantworten, Millionen für neue Juventus-Stars zu zahlen, wenn parallel Fiat-Werke geschlossen werden müssen?“
Der FC Bayern steht gut da. Bei einem neuerlichen Umsatzrekord von 286,8 Millionen Euro wurden selbst in der Uefa-Cup-Saison 2,1 Millionen Euro Gewinn nach Steuern gemacht.