Die One-Man-Show: Bayern weiter auf Pokal-Kurs
MÜNCHEN - Der FC Bayern steht im Achtelfinale des Pokals – dank zweier Tore des großartigen Schweinsteiger. Coach van Gaal lobt: „Ich finde es phantastisch“.
Nein, eine Gala war’s nicht, die Neuauflage des Vorjahresfinales, das 2:1 gegen Werder Bremen. Wohl aber eine phantastische One-Man-Show von Bastian Schweinsteiger. Zwei Treffer des „Chefs auf dem Platz“ (Trainer Louis van Gaal) – einer glücklich, einer gigantisch – ebneten dem FC Bayern den Weg ins Pokal-Achtelfinale. Und in eine doch noch erfolgreiche Saison 2010/2011?
Direkt vor dem Anpfiff hatte van Gaal passenderweise gemeint: „Wenn wir diese Phase überstehen, dann können wir noch alles erreichen.“ Der Holländer meinte die Phase ohne van Buyten, Klose, Robben, Ribéry, die Phase ohne das Außergewöhnliche der Vorsaison. Und entsprechend sagte er nach dem Triumph: „Ich finde es phantastisch. Wir haben so viele Verletzte, es ist Wahnsinn eigentlich.“
Wahnsinn war auch der Start. Denn der gelernte Mittelfeldspieler Anatolij Timoschtschuk spielte wieder in der Innenverteidigung. Sehr zur Freude von Claudio Pizarro. In Minute zwei brachte der Ex-Bayer die Bremer in Führung – mit dem Oberschenkel bugsierte er die Kugel ins Tor. Und er jubelte verhalten wie zuletzt Mesut Özil gegen die Türkei. Nett. Wie eben auch Timoschtschuk. Der hatte Pizarro aus fast zwei Metern Entfernung beim Torerfolg zugeschaut.
De facto war der Treffer für die Bayern jedoch nur der verspätete Anpfiff. Erst danach erinnerte sich der amtierende Pokalsieger daran, Druck zu machen. Alles auf Anfang ab Minute 28: Nach einem verpatzten Torschussversuch von Toni Kroos kullerte der Ball Bastian Schweinsteiger vor die Füße, der aus kürzester Distanz glücklich zum 1:1 verwandelte. Verdient war’s.
Denn die Bayern dominierten nicht nur 43 Minuten der ersten Halbzeit, sondern auch die Viertelstunde nach dem Wechsel. Echte Torchancen wurden jedoch nicht kreiert. Dafür waren dann die fast eine Stunde lang im Stand-by-Modus kickenden Bremer zuständig – im Minutentakt. Einen Treffer von Sebastian Prödl gab Schiedsrichter Weiner nicht, der Österreicher hatte sich aufgestützt (61.). Dann vergab dreimal Marko Arnautovic: Erst scheiterte er an Keeper Butt (64.), dann setzte er einen Freistoß an die Latte (65.) und wenig später verzog er knapp (69.). Van Gaal meinte lapidar: „Da habe ich mir gedacht, wenn sie diese Chancen nicht machen, dann werden wir gewinnen – und das war auch so.“
Denn der letzte Beweis, dass es nicht immer nur darum geht, Chancen herauszuspielen, folgte in Minute 74 – und in Person von Bastian Schweinsteiger. Aus über 20 Metern donnerte er den Ball in den Winkel. Das 2:1. Der Siegtreffer. Ein Geniestreich.
Für die Bayern könnte es der Startschuss zu einer doch noch erfolgreichen Saison gewesen sein. Schweinsteiger jedoch reagierte auf die Frage, ob dieses Spiel der Wendepunkt gewesen sei, gereizt: „Wieso Wendepunkt? Im Pokal sind wir ja ungeschlagen.“ In Runde zwei. Am Freitag gibt’s jedoch wieder ein Bundesliga-Spiel. Dann kommt der SC Freiburg in die Allianz Arena. Und so musste auch Schweinsteiger zugeben: „Das ist ein ganz klares Muss, da drei Punkte zu holen.“ Damit sie noch alles erreichen können, die Bayern. jos, ps