Die neue Realität der Bayern-Frauen
Frankfurt - Es war eine ungewohnte Situation für die Spielerinnen des FC Bayern an diesem Freitagabend. In Liga-Spiel Nummer eins nach der erfolgreichen EM in England.
Die deutschen Spielerinnen kehrten als Vize-Europameisterinnen zurück und wurdenvon Millionen Menschen gefeiert. Auch wenn sich der Hype inzwischen gelegt hat: Ein bisserl Euphorie ist mitgeschwappt. Und dazu viele sportliche Erkenntnisse für die Münchnerinnen.
Nullnummer zum historischen Start
Kein Schützenfest zum Start, stattdessen eine Nullnummer, die vor allem die Schwächen der Münchnerinnen offenbarte. "Heute waren wir nicht gut genug, um zu gewinnen", bilanzierte Trainer Alexander Straus nach dem Spiel. Freude sieht anders aus. Dabei hätten die Bayernfrauen Grund zur Freude gehabt, bestritten sie doch ein historisches Spiel. 22.300 Zuschauer im Frankfurter Waldstadion, so viele Menschen sind noch nie zu einem Spiel in der Frauenbundesliga gekommen.
Der bisherige Rekord - erschreckend niedrig - wurde in der Saison 2013/14 aufgestellt: 12.464 Besucher. Es sei "ein toller Tag für den Frauenfußball in Deutschland", sagte Eintracht-Coach Niko Arnautic nach dem Spiel. Auch bei den Bayern-Spielerinnen kamen Jubel und Emotionen an. "Die Kulisse war überragend", sagte Stürmerin Lea Schüller. Nutzen konnte die Mannschaft die Euphorie aber nicht.
Furchtlose Frankfurterinnen
Mit dem 8:0-Sieg im Pokalspiel gegen den FC Ingolstadt im Rücken gingen die Bayernfrauen als Favoritinnen in die Partie gegen die Eintracht. Drei der letzten vier Begegnungen der beiden Mannschaften gewann der FC Bayern. Der Druck für die Roten war das Glück für die Eintracht. Die Frankfurterinnen spielten aggressiv und furchtlos. Das sind die Münchnerinnen offenbar nicht so gewohnt.
"Dass du Bayern München nicht nur bekämpfst, sondern auch bespielst, ist eine neue Entwicklung", sagte Eintracht-Trainer Arnautic stolz. Das Spiel zeigte aber auch, wie stark der Tabellendritte der vergangenen Saison geworden ist. Die offensive Dreierkette war noch nicht eingespielt, die Eintracht machte es den Bayern im Gegenpressing zu schwer.
Offensivfußball mit wenig Struktur
Die Folge: Bayern ließ die Eintracht immer wieder gefährlich vors Tor kommen, verlor zahlreiche Zweikämpfe, agierte nicht entschlossen genug vor dem Kasten der Eintracht. Viele Ballaktionen liefen über die rechte Seite über Giulia Gwinn oder über die Mitte, angetrieben durch Lina Magull.
Der von Trainer Straus gewünschte Offensivfußball zeigte noch zu wenig Struktur. "Am Anfang waren wir meiner Meinung nach zu ängstlich und haben zu viele lange Bälle gespielt", analysierte Lea Schüller.
Alle Auftaktspiele in den letzten fünf Jahren gewann der FC Bayern, nun ein Dämpfer, der zeigt: Vor der Mannschaft liegt noch viel Arbeit. Vor allem, wenn es am Ende (mindestens) einen Titel geben soll. Für Alexander Straus war es das erste Liga-Spiel. Das Abo, eine der beiden Spitzenmannschaften in der Liga zu sein, ist beendet.
Straus und die Spielerinnen müssen sich erst einspielen, doch viel Zeit bleibt nicht. "Er spricht sehr viel mit uns", sagte Kapitänin Magull im AZ-Interview. Ein wichtiger Faktor für die nächsten Wochen. Die EM ist vorbei, der FC Bayern ist in einer neuen Realität angekommen. Einer mit vielen Zuschauern, starken Gegnern und einer Mannschaft, die noch wachsen muss.
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