Die Mission von Christoph Freund beim FC Bayern: Wo ist der nächste Schweinsteiger?
München - Um Frans Krätzig (20) ist es wieder ein wenig ruhiger geworden. Der Linksverteidiger des FC Bayern, der auf der Asientour der Münchner solch einen tollen Eindruck hinterlassen hatte, speziell mit seinem Traumtor im Testspiel gegen Liverpool (4:3), wartet weiter auf seinen ersten Pflichtspieleinsatz für die Profis.
Beim Bundesliga-Start in Bremen (4:0) saß Krätzig 90 Minuten auf der Bank, einen Tag später durfte er immerhin 90 Minuten beim Spaß-Spiel gegen den Fanklub "Weinbeisser Kaltern" (6:1) auflaufen. Und auch beim 3:1-Sieg gegen Augsburg am zweiten Spieltag blieb der Youngster ohne Einsatz im Kader.
Trotz 70 Millionen Euro Kosten: Der Ertrag des FC-Bayern-Campus ist überschaubar
Schon bald aber dürfte die Realität für Krätzig heißen: Regionalliga, Bayern-Amateure. Denn neben Alphonso Davies (22) wird auch Neuzugang Raphael Guerreiro (29/Reha nach Muskelbündelriss) in absehbarer Zeit wieder zur Verfügung stehen.
Drei Linksverteidiger sind einer zu viel im Kader, Krätzig wird es sehr schwer haben. Und der Bayern-Campus damit weiter warten müssen, bis sich der nächste Spieler aus dem Nachwuchs bei den Profis etabliert.

Rund 70 Millionen Euro hat sich der Klub das Nachwuchszentrum im Norden Münchens kosten lassen, der Ertrag ist seit der Eröffnung 2017 extrem überschaubar. Klar: Der frühere Sportvorstand und Sportdirektor Hasan Salihamidzic (46) holte in seiner Amtszeit (2017 bis 2023) die Toptalente Jamal Musiala (20) und Alphonso Davies (22) in die Jugendabteilung der Münchner, beide schafften den Durchbruch.
Klassische Eigengewächse wie David Alaba (31) oder Thomas Müller (33) sind sie aber nicht. Musiala und Davies verbrachten den Großteil ihrer Jugend bei anderen Klubs, in England und Kanada.
Sportdirektor Christoph Freund soll den Campus des FC Bayern wieder flott machen
Daher ist die Hoffnung der Bayern-Bosse groß, dass ab September eine neue Ära eingeleitet wird. Mit ihm: Christoph Freund (46). Der Österreicher, der 17 Jahre lang bei RB Salzburg tätig war und dort unter anderem Erling Haaland (23), Sadio Mané (31) und Dayot Upamecano (24) entdeckte, steigt am 1. September als neuer Sportdirektor ein. Seine Mission: Den Campus wieder flott machen und die besten Jungstars fürs Profiteam sichten.
"Mir ist es wichtig, dass ein Verein eine Identität hat, und dafür steht der FC Bayern ohne Frage", sagte Freund zuletzt. Zu dieser Identität gehörte stets auch, dass Spieler früh in den Klub geholt werden, das Mia san mia verinnerlichen und irgendwann dann in der Ersten Mannschaft spielen. Siehe Müller. Siehe Alaba. Siehe Bastian Schweinsteiger (39). Spieler, die für die so wichtige Verbindung zwischen Mannschaft und Fans sorgen. Ob Freund fündig wird?
"Fleißig, kommunikativ, gewissenhaft": Lobeshymnen auf Christoph Freund
"Ich glaube, dass er derjenige ist, der den Campus mehr zur Profiabteilung hinführt", sagt Lothar Matthäus (62): "Er hat ja auch diese Spieler in Salzburg gefunden, es war nicht nur Haaland." Er kenne Freund seit "17 Jahren, als ich damals mit Giovanni Trapattoni in Salzburg als Trainer gearbeitet habe", führt Matthäus aus.
Freund sei "fleißig, eine ganz angenehme Person, kommunikativ, gewissenhaft. Er hat ein Riesen-Netzwerk weltweit, das sich mit der Nachwuchsförderung beschäftigt, mit dem Scouting. Vielleicht fehlt Bayern dieses System, das er hat. Ich glaube schon, dass der Campus in den nächsten Jahren mit Freund mehr im Mittelpunkt stehen wird."

Bei diesem Prozess wird Freund eng mit Jochen Sauer (51), dem Direktor Nachwuchsentwicklung, zusammenarbeiten. Sauers Vertrag wurde im Juli verlängert. Auch Halil Altintop (40), der Sportliche Leiter am Campus, sowie Bayerns Technischer Direktor Marco Neppe (37) sind für die Talente verantwortlich.
Der wichtigste Mann, der die Verbindung zwischen Campus und Profiteam stärken soll, ist aber Freund. "Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sind Vorbilder für ihn", sagt Matthäus: "Er ist selbst Bayern-Fan, sehr bodenständig." Gute Voraussetzungen also, um Erfolg zu haben.