Die Lust am Ernstfall

Jetzt kommen für Bayern die wichtigsten Spiele, Leverkusen ist das erste. Doch Prüfungsangst gibt es nicht bei Ribéry und Co. Im Gegenteil.
von  Abendzeitung
Soll  die Bayern auch gegen Leverkusen zum Erfolg führen: Superstar Franck Ribéry.
Soll die Bayern auch gegen Leverkusen zum Erfolg führen: Superstar Franck Ribéry. © firo/Augenklick

MÜNCHEN - Jetzt kommen für Bayern die wichtigsten Spiele, Leverkusen ist das erste. Doch Prüfungsangst gibt es nicht bei Ribéry und Co. Im Gegenteil.

Kalte Schauer sollen sie bekommen, die Gegner des FC Bayern. Mindestens eine dicke Gänsehaut. Am besten: Nackte Angst. Ausgelöst durch das Druck-mittel eines Jägers, durch den „heißen Atem des FC Bayern“, den Uli Hoeneß schon vor drei Wochen nach dem 2:1 beim FC Schalke ausgestoßen hatte. Und den, so glaubt der Manager, „den schaffen manche eben nicht“. Manche? Na, eben die Kandidaten, die es bislang gewagt hatten, in der Tabelle tatsächlich vor dem Meister zu stehen: Bayer Leverkusen etwa, der Tabellenzweite, am Samstag (15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de). Die Leverkusener sollen die schnaubenden Bayern als erste zu spüren bekommen, Trainer Jürgen Klinsmann kündigte ein „heißes Spiel“ in einer „heißen Atmosphäre“ an. Auf der Baustelle BayArena fehlt momentan ein Dach, am Samstag wollen ihnen die Bayern alle Türen eintreten – auf dem Weg nach oben. „Es wäre angenehmer für uns, die Tabelle von oben anzusehen, als von den Plätzen darunter“, sagte Klinsmann und blickte voraus: „Ob es klappt, sehen wir in den nächsten drei Spielen.“

Leverkusen, Hoffenheim, Stuttgart, die drei Gegner zum Abschluss der Vorrunde werden zeigen, was der FC Bayern tatsächlich draufhat. Und ob das „Hammerspiel“ (Klinsmann) gegen Bukarest, dieses souveräne 3:0 gegen einen im europäischen Vergleich zweitklassigen Gegner, wirklich ein „Meilenstein“ (wieder Klinsmann) war. Das Achtelfinale in der Champions League ist erreicht, am internationalen Abschneiden wird Klinsmann hauptsächlich gemessen, die echten Prüfungen in der Liga kommen aber erst jetzt.

Die spielerisch stärksten Mannschaften Deutschlands sollen zurechtgewiesen werden – nicht auszudenken, wenn sie umgekehrt den FC Bayern vorführen. Von wegen stade Zeit, Hoeneß nannte die Advents-Spiele „Wochen der Wahrheit“.

Ein wenig Nervosität, zumindest Lampenfieber, könnte man erwarten. Doch die Bayern erfüllen das urtypische Vereinsmotto „Mir san mir“ mit neuem Leben. Nicht nur, weil im Spielerbereich des Leistungszentrums ein mehr als mannshohes Bild mit elf Schwarzweiß-Fotos von legendären Bayern-Spielern hängt, versehen mit einer dicken Überschrift in knallrot „Mir san Mir“. Nein, auch Trainer wie Spieler leben es. „Man ist heiß darauf, endlich diejenigen, die über einem stehen, zu schlagen“, sagte Philipp Lahm, der betonte: „Wir fahren nach Leverkusen, um da zu gewinnen.“ Außerdem wolle er in den nächsten drei Ligaspielen „neun Punkte holen.“ Sauber.

Und Klinsmann? Macht Druck. Die Gegner sollen wissen, dass Bayern trotz der Ausfälle (siehe unten) im gestreckten Galopp daherkommen. „Diese drei Spiele bringen alles mit. Da kribbelt’s“, sagte Klinsmann. Prüfungsangst kennt er nicht, es ist die Lust am Ernstfall, die ihn antreibt. Und die Gewissheit, die er frohen Mutes betont: „Wir sind gut drauf. Wir Freude uns drauf. Also heißt es: Angreifen!“ Zur Attacke. Sauber.

Acht der letzten neun Ligaspiele gegen die Werkself haben die Münchner gewonnen, davon zuletzt sieben in Folge. Klinsmann: „Wir müssen uns hocharbeiten, wollen am Samstag damit anfangen, um Platz eins irgendwann innezuhaben.“ Wenn möglich als Herbstmeister.

Operation heißer Atem – mit kühlem Herzen. Soll doch den Gegnern der Nacken brennen. Patrick Strasser

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