Die Konter-Wahrheit: Sind die Kompany-Bayern wirklich so anfällig, wie es scheint?
München - Vincent Kompany ist beim FC Bayern bislang als sehr offener, empathischer und sympathischer Trainer aufgefallen. Aber der Belgier kann auch streng - anders bekommt man eine prominente Kabine wie die der Münchner selbstredend nicht unter Kontrolle.
Disziplin ist dabei ein wesentlicher Bestandteil der Kompany-Anforderungen. Kommt ein Spieler etwa nicht pünktlich zu einer Sitzung, darf er laut "Sport Bild" nicht mehr teilnehmen und muss so lange wie der Chefcoach an der Säbener Straße bleiben. Meist ist das bis mindestens 16 Uhr.
Kompany steht für einen geradlinigen und professionellen Führungsstil, jeder weiß, woran er ist. Und das sieht man auch auf dem Platz. Der 38-Jährige hat seinem Team eine offensive, aggressive Taktik verpasst, die Gegner sollen in ihrer eigenen Hälfte eingeschnürt werden, frühe Ballgewinne durch Pressing sind das Ziel. Hier erinnert Kompany stark an seinen Mentor Pep Guardiola.
FC Bayern München: Ist das Kompany-System wirklich so anfällig?
"Ein Genuss" sei die aktuelle Bayern-Spielweise, lobte Routinier Thomas Müller jüngst nach dem 3:3 bei Eintracht Frankfurt, der dritten Partie in Serie ohne Sieg. Aber sie ist eben auch: anfällig. Denn durch die hohe Positionierung in der gegnerischen Hälfte ist es nur logisch, dass es ab und an zu Kontern kommt, sobald die vordersten Linien überspielt sind. Agieren die Kompany-Bayern also zu risikoreich, wie so mancher Experte anmerkt?
Ein Blick in die Statistik belegt diese These. Im Schnitt lässt Bayern genau einen Konter pro Bundesliga-Spiel zu (Daten: Opta, Anm.d.Red.), das macht Rang acht in der Liga. Spitzenreiter ist in dieser Hinsicht der SC Freiburg mit 0,33 Kontern pro Partie, bei Schlusslicht VfL Bochum sind es hingegen 2,83 Konter in 90 Minuten.
Spannend: Im Vergleich zur Mannschaft von Ex-Trainer Thomas Tuchel in der vergangenen Saison sind die Münchner einen Tick anfälliger. Unter Tuchel waren es in der Bundesliga nämlich nur 0,88 Konter pro Spiel. Aber: Insgesamt lässt Kompanys Team weniger Großchancen zu als in der Vorsaison. 1,33 sind es unter Kompany (Platz zwei in der Liga hinter Freiburg), bei Tuchel waren es 1,49 pro Partie.
Unter Kompany sind die Bayern deutlich effizienter
Bedeutet: Insgesamt war und ist das bayerische Defensivverhalten gut, im Vergleich zu den anderen Bundesliga-Klubs sogar hervorragend. Nur um Nuancen unterscheiden sich die Werte. Wenn es Kompany gelingt, João Palhinha, den einstigen Tuchel-Wunschspieler, als Sechser ins Team zu integrieren, dürfte Bayern sogar noch sicherer stehen.
Was klar für Kompany spricht: Unter dem neuen Coach ist die Chancenverwertung deutlich besser geworden. 25,32 Prozent der Tormöglichkeiten nutzen Harry Kane und Co., das ist Platz zwei in der Liga hinter Wolfsburg (26 Prozent). Unter Tuchel wurden nur 20,11 der Großchancen auch in Treffer umgewandelt. Hier ist die aktuelle Bayern-Mannschaft also effizienter geworden.
Was am wichtigsten ist: Das Team steht voll hinter Kompanys Spielphilosophie. "Es fühlt sich gut an auf dem Platz, wenn du so dominant bist und dem Gegner eigentlich keine Chance lässt", sagt Serge Gnabry: "Das ist uns in den letzten Jahren das eine oder andere Mal nicht gelungen, und wir sind dadurch in Schwierigkeiten gekommen."
Jetzt spielen die Bayern wieder attraktiv.