Die Kompakt-Klasse

Hektik in der Bundesliga! Schalke holt sogar den Ex-Bayern Ali Karimi. Doch an der Säbener Straße geht’s ruhig zu. Sportchef Christian Nerlinger erklärt, wieso.
MÜNCHEN Und sie haben doch noch einen Neuzugang, ganz kurz vor Transferschluss am 31. Januar wurde der Deal an der Säbener Straße perfekt gemacht: Er hört auf den Namen Versöhnung. Die Verhandlungspartner: Thomas Müller und Arjen Robben, der sich den Streitbaren nach dem 3:1 in Bremen vorgeknöpft hatte. Doch ab sofort werden die Bälle wieder zwischen den beiden Parteien hin- und herwechseln.
„Das Thema ist aus der Welt“, sagte Sportdirektor Christian Nerlinger am Montag zur AZ, „die beiden haben sich unter vier Augen ausgesprochen. Da ist nichts hängen geblieben.“
Und ein wenig Reibung soll ja nicht schaden. „Als ich noch gespielt habe, war es gang und gäbe, dass man gestritten hat“, sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer, „das ist ganz normal und gehört zum Fußball dazu. Für mich hat das auch etwas Positives. Sie wollen, schöpfen wieder Mut. Jeder will den Ball haben. Es ist wieder Spielsucht da.“ Am Dienstag ist erstmal frei.
Sportchef Nerlinger hatte – anders als so manche seiner Arbeitskollegen in Leverkusen, Wolfsburg oder Schalke – einen ruhigen Montag. Während in der Liga hektisch letzte Transfers abgewickelt wurden, war es in München ruhig. Patrick Helmes etwa zog es von Bayer Leverkusen für rund acht Millionen Euro als Dzeko-Ersatz zum VfL Wolfsburg. Die dickste Überraschung: Felix Magath, Schalkes Chef-Basarunterhändler, verpflichtete neben Anthony Annan (einem Ghanaer aus Trondheim) den Ex-Bayern Ali Karimi. Der Iraner hatte sich nach drei Toren in 33 Bundesligaspielen 2007 in die katarische Austrag-Liga verabschiedet und war zuletzt vertragslos. Not macht erfinderisch. Einen ganz persönlichen Karimi hatte Nerlinger nicht parat. „Bei uns passiert nichts mehr“, sagte er, „der jetzige Kader entspricht genau unserer Kaderstärke von vor einem Jahr, da hatten wir uns im Januar von fünf Spielern getrennt.“ Diesmal verabschiedeten sich van Bommel, Demichelis, Braafheid und Alaba, der als einziger ausgeliehen wurde (zu Hoffenheim).
Die Bayern treten 2011 als Kompakt-Klasse an. Ein schmaler Kader mit 20 Profis, von denen Ivica Olic (Knorpelschaden im Knie) auf jeden Fall bis Saisonende ausfällt. Franck Ribéry und Toni Kroos sollen in ein bis zwei Wochen beziehungsweise bis Ende des Monats wieder zurückkehren. Trainer Louis van Gaal arbeitet gerne mit einem kleinen Kader, sein Credo: „Jeder Spieler braucht eine Perspektive, wer keine Motivation hat, ist ein Störfaktor.“ Nun kann er in Ruhe arbeiten. „Man hat ja gesehen, was letztes Jahr in der Rückrunde dabei rausgekommen ist“, sagte Nerlinger der AZ, „wir haben viele Spieler, die auf mehreren Positionen einsetzbar sind. Ich habe für die Rückrunde ein sehr gutes Gefühl.“
Patrick Strasser