Die Hoeneß-Debatte

Die Idee des Managers, jeder TV-Gebührenzahler solle monatlich zwei Euro für den Fußball zahlen, hat Spaltkraft – und erntet originelle Reaktionen.
MÜNCHEN Doch, doch Uli Hoeneß hat seinen Vorschlag durchaus ernst gemeint. Von zwei Euro von jedem Fernsehgebührenzahler für die Bundesliga hatte der Bayern-Manager in der „Wirtschaftswoche“ geträumt.
Am Montag legte Hoeneß nach und präzisierte seinen Vorschlag, um nicht falsch verstanden zu werden. Für zwei Euro im Monat könnten „alle Spiele live bei ARD und ZDF übertragen werden. Jeder, ich wiederhole, jeder könnte dann alle Spiele live plus zeitversetzt plus eventuell kostenfrei auf Abruf sehen“, sagte Hoeneß. Die AZ befragte Politiker, Sport-Funktionäre und Fans zum Bundesliga-Soli:
Thomas Gruber, Intendant Bayerischer Rundfunk: „Als ich von diesem Vorschlag gehört habe, erinnerte ich mich an den 11. Januar 2005. Vor fast genau vier Jahren hat Uli Hoeneß schon einmal eine Gebührenerhöhung von zehn Cent gefordert. Damals meinte ich schon, der Vorschlag sei so kühn wie realitätsfern. Wenn Herr Hoeneß nun zwei Euro fordert kann ich nur sagen: Das ist ja noch kühner als damals.“
Heribert Bruchhagen, Mitglied des Ligavorstands: „Als Präsident von Eintracht Frankfurt stimme ich inhaltlich mit Uli Hoeneß überein. Ich verstehe aber die Gegenargumente. Wenn der Gebührenzahler meint, die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen Fußballs ist mir keine zwei Euro wert, finde ich das verständlich.“
Martin Zeil, Bayerns Wirtschaftsminister, Mitglied im ZDF-Fernsehrat: „Mir war entgangen, dass der Fußball zu den notleidenden Branchen in Deutschland gehört. Ich meine, wir müssen in der jetzigen Situation alles zurückdrehen, was die Bürger belastet. Und außerdem mache ich mir um die internationale Konkurrenzfähigkeit des deutschen und bayerischen Fußballs keine Sorgen. Wie heißt es immer: Geld schießt keine Tore.“
Hansi Gehrlein, Präsident des Bayern-Fanclubs „13 Höslwanger“: „Viele von uns Fans zahlen ja schon 30 Euro im Monat für das ,Premiere’- Sportpaket. Wenn man es also schaffen würde, dass 35 Millionen Haushalte zwei Euro zahlen und dafür jeder Fußball satt sehen kann, fände ich das natürlich prima: Da spar’ ich 28 Euro pro Monat. Und wenn der Uli Hoeneß so einen mutigen Vorschlag macht, hat der bestimmt schon irgendwas im Hinterkopf. Man kennt ihn ja.“
Eberhard Sinner, medienpolitischer Sprecher der CSU-Fraktion im Landtag: „Eine Art Zwei-Euro-Soli für den deutschen Fußball ist nicht notwendig. Die privaten TV-Anbieter würden, wenn das käme, völlig zurecht nach Brüssel ziehen und wegen Wettbewerbsverzerrung prozessieren.“
Udo Kürbs, Chefredakteur und Herausgeber „Sponsor News“: „Für die Sponsoren wäre es natürlich toll, wenn künftig alle Bundesligaspiele im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu empfangen wären. Die Sponsoren hätten so eine viel größere Plattform und könnten größere Reichweiten generieren.“
Christoph Waitz, FDP-Bundestagsabgeordneter: „Hoeneß hat vollkommen die Bodenhaftung verloren. Ich frage mich, wie eine Abgrenzung zu anderen Sportarten möglich ist. Zahlen wir dann künftig zusätzlich 20 Cent für die Tour de France, 80 Cent für die Formel 1 und 1,20 Euro für die Handball-Bundesliga?“
Jan Schindelmeiser, Manager 1899 Hoffenheim: „In Anbetracht der wirtschaftlichen Situation in diesem Land wäre das eine nicht zumutbare Belastung der Bürger. Ich habe das Gefühl, dass Uli Hoeneß das nicht ganz bierernst gemeint hat.“
R. Keck, F. Cataldo