Die halbe Schale

Bayern gegen Bremen - mit dem Klassiker in der Allianz Arena könnte eine Vorentscheidung im Titelkampf fallen. Die Münchner wollen Werder abhängen. Oliver Kahn: "Der Druck liegt nur auf Bremen"
MÜNCHEN. Das gute Stück lagert unweit des Stuttgarter Hauptbahnhofes. Im Keller. Aber natürlich nicht einfach so: Der größte Schatz des deutschen Fußballs, die silberne Meisterschale, liegt per Doppelverschluss gesichert in einem Tresor. Und der steht im Keller der Landesbank Baden- Württemberg. Somit ist die Trophäe auch für den FC Bayern nicht einzusehen. Nicht mal mit einem Fernglas.
Am 16. Mai, so hoffen die Bayern, soll das gute Stück von Stuttgart nach München gebracht werden. Aufpoliert und rausgeputzt für die Feier tags darauf, dem Tag des Heimspiels in der Allianz Arena gegen Hertha BSC. Dafür möchten die Bayern Planungssicherheit schaffen.
Aus drei mach sechs Punkte
Schon am Sonntag (17 Uhr, Allianz Arena) wollen die Bayern ihren Vorsprung gegen den direkten Verfolger Werder Bremen mit einem Sieg verdoppeln. Aus drei mach sechs Punkte – selbst wenn Leverkusen und der HSV gewinnen sollten. Es wäre die gefühlte Meisterschaft, die halbe Miete. Die halbe Schale.
Die ganze ist „nur ausgeliehen“, hatte Bayern-Manager Uli Hoeneß kurz vor dem Titelgewinn des VfB im Mai 2007 lauthals angekündigt. „Bald kann sie jemand abholen“, sagte Stuttgarts Meistertrainer Armin Veh kürzlich. Er jedenfalls wird die Schale nicht behalten können angesichts 14 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayern.
Nur sieben Auswärtspartien
„Jetzt steht die erste entscheidende Phase der Rückrunde an“, stellte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge fest und betonte: „Es wäre ganz wichtig, dass wir mit einem Sieg einen Sechs-Punkte- Vorsprung herausholen, um Bremen noch mehr auf Distanz zu halten.“ Weitere Vorteile für Bayern: Nach Werder stehen noch acht Heimspiele und nur sieben Auswärtspartien an, die Verfolger Leverkusen und der HSV (je sechs Punkte zurück) müssen im Frühjahr nach München.
Die Titel-Vorentscheidung fällt am Sonntag. „Psychologisch spielt diese Partie eine sehr große Rolle“, sagte Bastian Schweinsteiger der AZ, „wir können die Bremer auf Distanz halten und uns einen schönen Vorsprung erarbeiten. Besonders für die Bremer geht es um sehr viel – sechs Punkte gegen uns aufzuholen, ist sehr schwierig.“
Kahn: Der Druck liegt auf Bremen
Um es dem Verfolger noch schwerer zu machen, gibt Kapitän Oliver Kahn den Druck an Werder, die ihren Rückrunden- Auftakt 1:2 gegen Bochum verloren, weiter. „Aus Erfahrung weiß ich, dass man in den ersten drei Spielen der Rückrunde alles verlieren kann“, meinte Kahn, „die Situation ist sicher keine einfache. Der Druck liegt auf Bremen. Denn sie wissen, wenn sie verlieren, ist es eine Zeit lang schwierig mit Tabellenrang eins.“
Trainer Ottmar Hitzfeld jedenfalls freut sich schon aufs „Schlüsselspiel“. Nicht zuletzt, um den Tresor der Landesbank in Stuttgart zu öffnen.
P.Strasser