Die Gründe, warum wieder alles super ist beim FC Bayern

Vor rund fünf Wochen wirkte Trainer Nagelsmann noch ratlos ob der Münchner Ergebniskrise. Nun ist das Mia-san-mia zurück – auch weil die Bayern mit Choupo-Moting wieder einen Zielspieler haben.
von  Patrick Strasser
Der FC Bayern hat sein Tief überwunden - auch dank Eric Maxim Choupo-Moting.
Der FC Bayern hat sein Tief überwunden - auch dank Eric Maxim Choupo-Moting. © IMAGO / Sven Simon

München - Man muss sich das mal vor Augen halten: Am Mittwoch tritt der FC Bayern zu einem Champions-League-Spiel beim FC Barcelona an, hat aber das viel wichtigere Spiel vorher gewonnen. In Sinsheim. Mit 2:0 gegen die TSG 1899 Hoffenheim.

Und wenn man etwas mehr als fünf Wochen zurückblickt, hätte man meinen können, spätestens dieses Rückspiel bei Barça könnte darüber entscheiden, wie lange die Münchner noch von ihrem Coach Julian Nagelsmann trainiert werden.

Ratlos – ja, desillusioniert saß er auf dem Podium in der Pressekonferenz der WWK-Arena, mit einer 0:1-Niederlage bei den Augsburgern in den Kleidern. Er wolle und müsse nachdenken, raunte Nagelsmann, "über mich, über alles".

In der Länderspielpause stürzte sich Nagelsmann in die Analyse

Diesen letzten Eindruck nahm er mit in die Länderspielpause, eine (Sinn-)Krise zum falschesten Zeitpunkt. Fast alle Profis unterwegs mit ihren Nationalteams, Julian allein zu Haus' an der Säbener Straße. Nagelsmann stürzte sich in die Analyse, wehrte sich dagegen, der Alleinschuldige für die Krise zu sein. In der nächsten Medienrunde knapp 14 Tage später wurde er gefragt, ob er Rücktrittsgedanken habe. Es folgte ein 4:0 gegen Leverkusen und ein 5:0 gegen Pilsen. Pflichtsiege gegen dankbare Gegner.

Auch Dortmund schien im Prestige-Duell besiegt. Aber: Die 2:0-Führung reichte nicht, die Krise nahm einen neuen Looping. Der Last-Second-Schock beim BVB samt Oliver Kahns Wutausbruch auf der Tribüne und anschließendem Klartext, man müsse "jetzt schnell in die Puschen kommen" und "schnell auf Platz eins" schärfte jedoch die Sinne.

FC Bayern verkürzt Rückstand auf Union Berlin

24 Tage nach dem Leverkusen-Spiel kann man feststellen: Nagelsmann ist raus – aus der Bredouille. Die Bayern haben fertig – mit Krise. Und sie haben dank Bochumer Schützenhilfe den Rückstand auf Tabellenführer Union Berlin auf einen Punkt verkürzt. Der VfL gewann am Sonntag überraschend mit 2:1!

Das souveräne und nie gefährdete 2:0 in Hoffenheim war zwar kein Torspektakel wie im Sommer, aber ein zielsicherer, souveräner Erfolg. Wie kam's zum Turnaround? "Wir haben auch vorher viele gute Spiele gemacht, aber die Chancen einfach nicht genutzt", erklärte Nagelsmann in Sinsheim und blieb damit bei seiner Linie: Unser Kurs, mein Kurs – stimmte immer schon.

"Generell haben wir nicht so viel verändert, auch die Spieler nicht. Sie sind sehr wissbegierig und wollen sich ständig verbessern", sagte er und räumte ein, "ein bisschen mehr Analyse gemacht zu haben". Im Trainerteam, ohne die Profis.

Der Lauf von Choupo-Moting ist ein Geschenk des Schicksals

Die bekommen ohnehin genug serviert: Spielnachbereitung, Analyse des nächsten Gegners, Spielvorbereitung. In englischen Wochen ein ewiger Kreislauf. Man kann alles visualisieren und multimedial aufbereiten – aber auch alles übertreiben. Denn: Weniger ist oft mehr. Auch im Training. Mut zur Lücke. Warum soll ein 35-jähriger Trainer nicht noch dazulernen?

Mit dem 5:0 gegen Freiburg entdeckte er den im Kader scheinbar verschollenen Mittelstürmer Eric Maxim Choupo-Moting. Der Routinier trifft und trifft (auch in Hoffenheim), die Mannschaft hat ihre gewohnten und geschätzten Abläufe im 4-2-3-1-System samt Zielspieler zurück.

Choupo-Motings Lauf, der da vorne besser rein passt als Thomas Müller (fiel an diesem Wochenende wegen einer Magen-Darm-Erkrankung aus), ist ein Geschenk des Schicksals. Als Bayern-Trainer kann man auch mal Glück gebrauchen. In Sinsheim meinte Nagelsmann: "Bei Bayern musst du einfach nur gewinnen, dann ist alles super." Klingt einfach, ist aber so.

Union Berlin soll noch vor der Winterpause überholt werden

Sieben Spiele ohne Pleite stehen seit der Länderspiel-Pause in der Statistik, ein Remis war dabei. Wobei jenes in Dortmund als gefühlte Niederlage gilt.

Dennoch: Der Trend stimmt wieder, in den Cup-Wettbewerben hat man jeweils das Achtelfinale erreicht. In den vier Spieltagen bis zum WM-Break will man Union noch überholen, um wie selbstverständlich auf dem den Bayern scheinbar zugewiesenen Thron zu überwintern: auf Platz eins.

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