Die glorreichen Sechseinhalb: Bayerische Achse für den deutschen WM-Triumph

Läuft's beim Rekordmeister, läuft's in der Nationalelf! Bei der WM in Katar kommt es deshalb mal wieder auf einen formstarken Bayern-Block an. Kapitän Neuer: "Schwung mitnehmen Richtung Weltmeisterschaft."
von  Patrick Strasser, Maximilian Koch
Dieses Zusammenspiel freut Julian Nagelsmann – Sané legt quer für Gnabry.
Dieses Zusammenspiel freut Julian Nagelsmann – Sané legt quer für Gnabry. © IMAGO/kolbert-press/Ulrich Gamel (www.imago-images.de)

München - Ein Bayern-Trainer ist ja im Grunde zugleich auch der halbe Bundestrainer. Und so wusste Julian Nagelsmann nach dem 6:1-Kantersieg seiner Mannschaft über Werder Bremen, dass Hansi Flick beim Blick auf die Liste der Torschützen sehr glücklich gewesen sein dürfte. Insbesondere darüber, dass Serge Gnabry mit drei Toren seine Treffersicherheit wiedererlangt hat. "Serge ist auch ein wichtiger Spieler für Hansi", sagte Nagelsmann und fügte hinzu: "Ich hoffe, dass er diesen Flow mitnehmen kann zur WM."

Der Übergang vom letzten Bundesliga-Spieltag am kommenden Wochenende zum wichtigsten Turnier der Zunft findet ja nahezu übergangslos und ohne ernsthafte Vorbereitung statt. Am 20. November steigt das Eröffnungsspiel der ersten WM im Winter, in 13 Tagen trifft das DFB-Team in seinem Auftaktspiel auf Japan (23.11.). Umso wichtiger, dass die dominierende Vereinsmannschaft hierzulande in Top-Form und bester Stimmung an den Persischen Golf reist.

Nagelsmann ist "sehr zufrieden"

Die Mischung aus einer "guten Gier und einem guten Geist" stimmte Nagelsmann "sehr zufrieden". Kein Wunder, angesichts der Tabellenführung und neun Pflichtspielerfolgen hintereinander. Läuft's bei Bayern, läuft's in der Nationalelf. Das war schon im Zuge der WM-Triumphe 1974 und 2014 so - jeweils sieben Bayern brachten erst Sicherheit, dann Tore und Ruhm.

"Sehr wichtig", sei der Bayern-Block, meinte Vereins- und Nationalelf-Kapitän Manuel Neuer bei einem Sponsoren-Termin am Mittwoch an der Säbener Straße und erklärte: "Damals 2014 war es auch wichtig, dass wir auf der Höhe waren und mit Bayern gut gespielt haben. Ein Jahr zuvor war Dortmund ebenfalls im Champions-League-Finale und hatte einige Spieler dabei." 2013 gewann Bayern unter Jupp Heynckes das Triple, zur WM nach Brasilien fuhren Neuer, Lahm, Boateng, Kroos, Schweinsteiger, Müller sowie Siegtorschütze Götze mit dem kreativen Input des ersten Jahres unter Pep Guardiola.

Neuer genesen von Schulterverletzung

"Entscheidend ist, dass wir Spieler versuchen, im Verein unsere beste Leistung zu bringen und diesen Schwung dann mitnehmen in Richtung Weltmeisterschaft", meinte Neuer, der nun ohne Beschwerden zwei Spiele nach der Genesung seiner Schulterverletzung bestritten hat. "Ich weiß, dass alles gut funktioniert. Ich habe keine Probleme mehr", sagte der 36-Jährige und schloss daraus: "Ich bin sehr zuversichtlich, was die WM betrifft, und freue mich auf die kommenden Spiele."

Neuer ist also wieder fit, der Kapitän bildet den Rückhalt des Teams, gibt der Achse vor ihm Sicherheit. Nach dem Wechsel von Niklas Süle zum BVB steht kein Bayern-Profi in der Viererkette, dafür mit Nico Schlotterbeck und/oder Mats Hummels weitere Dortmunder. Ein schwarz-gelber Mini-Block.

Die weiteren Münchner Eckpfeiler und warum es aktuell nur die "glorreichen Sechseinhalb" sind.

Das Herzstück im Mittelfeld: Joshua Kimmich und Leon Goretzka (beide 27) haben ihre Form wieder gefunden, Goretzka glänzte auch gegen Bremen als Torschütze. Als Sechser gibt Kimmich den Aufbauspieler, hat in der Regel die meisten Ballkontakte, zudem ist der Schwabe der dritte Kapitän, dessen Wort in der Kabine Gewicht hat.

Musialas Reife, Sanés Esprit, Gnarbys Routine

Die Abteilung Kreativität: Mit Sané (26), der durch die zwei Einwechslungen nach seinem leichten Muskelfaserriss wieder in Schwung kommt, hat Flick ein unberechenbares Element voller Esprit und zum Zug zum Tor. Wie gegen Bremen zu sehen, passt das Verständnis mit Gnabry (27), der unter Flick so wie "immer spielt", wie der Bundestrainer einmal sagte. Und da ist ja noch Wunderkind Jamal Musiala (19), der so erwachsen und reif Fußball spielt, dazu spielerisch Tore am Fließband erzielt: bereits zwölf in 21 Pflichtspielen dieser Saison. Musiala könnte der X-Faktor von Flick werden, ach was: d e r Star dieser WM.

Die Feelgood-Komponente: Oldie Müller, dessen Hüfte und Rücken zwicken, wird als Joker, guter Geist der Kabine und verlängerter Arm von Flick dabei sein. Der 33-Jährige reist ohne Spielpraxis und Rhythmus an. Doch wer, wenn nicht Daueroptimist Müller, kann im Laufe des Turniers plötzlich wichtig werden? Er und Neuer wissen, wie Weltmeister geht.

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