Die Flucht kommt Luca Toni teuer zu stehen

Der Italiener verlässt nach seiner Auswechslung die Arena vorzeitig. Das bringt ihm eine Geldstrafe und den Ärger von Vorstand, Trainer und Mitspieler ein. Nur Kevin Kuranyi zeigt Verständnis.
MÜNCHEN Ein Spieler, der in der Halbzeit seine Mannschaft verlässt, weil ihn der Trainer ausgewechselt hat? Geht gar nicht, weder in der Kreisklasse noch in der Bundesliga. Niemand, der je Mannschaftssport betrieben hat, kann so etwas verstehen. Niemand außer Kevin Kuranyi. „Es gibt immer Situationen im Leben, die man nicht ändern kann“, sagte Schalkes Stürmer zu Luca Tonis vorzeitiger Demission, „es ist immer schwer, wenn man als Spieler in der Halbzeit ausgewechselt wird.“
Kuranyi weiß eben, wie das ist, wenn man zur Halbzeit geht. Vor einem Jahr war er in der Pause des Länderspiels gegen Russland ebenfalls frustriert von der Tribüne und aus der Arena geflohen. Am Tag danach warf ihn Bundestrainer Joachim Löw aus der Nationalmannschaft.
Nun also Luca Toni. Hatte wieder einen schweren Stand auf dem Feld, wenig Szenen und musste in der Halbzeit Platz machen für Arjen Robben. Da platzte dem Weltmeister der Kragen: Um 16.44 Uhr stieg er in seine schwarze Limousine und brauste davon - da war die zweite Halbzeit erst wenige Minuten alt.
Die Reaktion der Klubführung nach dem Spiel war noch recht gemäßigt: „Das war nicht in Ordnung. Wir haben das registriert“, sagte Bayern-Manager Uli Hoeneß. Trainer Louis van Gaal sagte nur: „Das ist nicht gut für die Mannschaft und nicht gut für Luca Toni.“ Mannschaftskamerad Daniel van Buyten war zunächst verblüfft, als er von der Flucht des Italieners erfuhr, gab sich dann aber staatsmännisch: „Wir müssen jetzt für den FC Bayern zusammenhalten. Nur so werden wir da rauskommen. Wenn jeder seinen Weg geht, wird das nicht klappen.“
Am Tag darauf gab’s an der Säbener Straße eine Ansprache von Aufsichtsrat-Chef Karl-Heinz Rummenigge und Coach van Gaal. Kurze Zeit später wurde dann per Vereinshomepage die Strafe verkündet: „Luca Toni hat sich am Samstag mit dem vorzeitigen und unerlaubten Verlassen des Bundesligaspiels und der Allianz Arena eine unakzeptable Disziplinlosigkeit erlaubt. Der Vorstand belegt ihn deshalb mit einer empfindlichen Geldstrafe. Luca Toni hat sich unabhängig davon mittlerweile beim Klub und bei seinen Mannschaftskollegen für sein Verhalten entschuldigt.“ Wie sich das alles auf die nächste Mannschaftsaufstellung auswirkt, wird erst die Partie gegen Leverkusen in zwei Wochen zeigen.
Kevin Kuranyi wünschte Luca Toni jedenfalls, „dass er noch viele Tore für Bayern München schießt – aber nicht gegen uns“. Das Rückspiel gegen Schalke findet Anfang April statt - mal sehen, ob der Italiener da überhaupt noch das Bayern-Trikot trägt.
Thomas Becker