Die einsamen Bayern

Wenn die Nationalspieler unterwegs sind, ist es ziemlich einsam beim Bayern-Training. Wie die Woche der Daheimgeblibenen verlief - die AZ war dabei.
von  Abendzeitung
Das Training der Zurückgebliebenen beim FC Bayern.
Das Training der Zurückgebliebenen beim FC Bayern. © Martha Schlüter

MÜNCHEN - Wenn die Nationalspieler unterwegs sind, ist es ziemlich einsam beim Bayern-Training. Wie die Woche der Daheimgeblibenen verlief - die AZ war dabei.

Nach dem 3:0 gegen Meister Wolfsburg am letzten Spieltag, gab der FC Bayern dreizehn Spieler ab: Braafheid, van Buyten, Lahm, Badstuber, Ribéry, Altintop, Robben, Pranjic, Schweinsteiger, Timoschtschuk, Olic, Klose und Gomez. Allerdings nur für zehn Tage - um ihren Pflichten in der Nationalmannschaft nachzugehen. Was aber trieb der Rest der Bayernmannschaft in diesen Tagen? Hartes Individualtraining? Neue Systeme? Weit gefehlt... Die Abendzeitung hat eine Woche die Geschehnisse an der Säbener Straße verfolgt.

MONTAG

Nur sieben Profis sind im Training: Ottl, Sosa, Görlitz, Baumjohann, Breno Rensing und Butt. Ein kümmerliches Häufchen. Gerade genug um überhaupt zu trainieren. Es ist die letzte Einheit von Cheftrainer Louis van Gaal, bevor er für eine Woche nach Holland fährt. Dort widmet er sich der Vollendung seines Buches, welches Anfang September erscheinen soll. Noch weniger los also. Heute auf dem Programm: Taktikschulung. Van Gaal ist wie immer voll bei der Sache: "Schneller! Ja! Das ist ein Pass!".

Circa 30 Fans säumen das Trainingsgelände. Wenig für Bayernverhältnisse. Trainiert wird nur eine Stunde. Gemütlich, denn man hat ja den ersten Saisonsieg eingefahren. Dementsprechend gelassen gehen die Profis zu Werke. Abseits des Platzes geht es zur Mittagszeit ähnlich entspannt zu: "Ich geh jetzt dann golfen!" sagt Uli Hoeneß und verschwindet erst noch in der Kantine zum Mittagessen. Mahlzeit und Gut Holz!

DIENSTAG

Es ist heiß an der Säbener Straße, sehr heiß. Und es ist ruhig, sehr ruhig. Die Profis haben trainingsfrei, die Plätze sind leer. Kein einziger Fan ist anzutreffen. Im leeren Servicecenter läuft auf einem Bildschirm der Sieg vom Samstag auf Dauerrotation. Im Fanshop werden die Regale aufgefüllt und auf dem leeren Parkplatz neben dem Hauptgebäude versucht sich ein Fahrschüler im Einparken. Nix los. Halt! Doch! Ein Aufreger kommt aus Frankreich: Ribérys Verhältnis zum Trainer sei nicht gut, berichtet "L'Equipe". Auch das bringt keinen Fan auf das Bayerngelände.

MITTWOCH

Heute trainieren die Profis wieder. Zweimal sogar. Doppelpässe und Abschluss werden geübt. Ganz ok, bis auf den Abschluss. Bester Schütze: "Feintechniker" Breno. Am fleißigsten: der Rasensprenkler. Co-Trainer Andries Jonker kommentiert jede Aktion: "Muy bien!" Damit die Südamerikaner das Lob auch verstehen. Hermann Gerland steht daneben und schweigt vornehmlich. Die Physios müssen als Anspielstation herhalten. Souveräner als mancher Profi. Billiger auch. Sollte eine Überlegung wert sein...

Ach ja: Christian Lell ist verschwunden. Behauptet zumindest die englische Zeitung "Daily Mail". Der Premier-League-Verein Stoke City wollte am Dienstag den Rechtsverteidiger verpflichten. Lell war aber schlicht nicht zu erreichen.

DONNERSTAG

Jetzt bekommt die "Wilde Sieben" Zuwachs: sechs Amateure müssen als Sparringspartner herhalten. Zum ersten Mal in der Woche tatsächlich ein Trainingsspiel! Profis gegen Amateure, Butt gegen Rensing. Lautstark gibt Rensing seiner Truppe die Marschrichtung vor: "Kein Respekt haben! Sowas gibt es nicht!" Endstand: 5:3 für die Amateure. Vorteil Rensing. Nachteil Görlitz: Er verletzt sich und muss vom Platz. Ein guter Moment, um das Training zu beenden, muss sich wohl Andries Jonker gedacht haben. Nach 70 Minuten Training und fünf Autogramme später, schlurfen die Spieler wieder zurück in die Kabine. War ja auch viel Arbeit.

FREITAG

Weitere Auflösungserscheinungen: Nach Görlitz' Muskelfaserriss stehen nur noch sechs Spieler aus der Ersten Mannschaft auf dem Platz. Von den Amateuren kommen vier. Ob es wohl an der gestrigen Einheit liegt? Trainiert wird "One-Touch-Fußball". Diesen versuchte ja schon Jürgen Klinsmann erfolglos einzuführen. Bemerkenswert: Butt spielt mit, Rensing darf Abseits mit dem Torwarttrainer Bälle fangen üben. Dann ein neuer Rekord: Blondschopf Jonker beendet schon nach 57 Minuten das Training. Überstunden allerdings für Sosa und Rensing: schießen und parieren. Eine halbe Stunde lang. Fazit Rensing: "José! Mit links müssen wir aber noch trainieren, Amigo!". Samstag und Sonntag hat die Trainingsgruppe frei. Zeit also die Vereinskollegen bei den WM-Qualifikationsspielen vor dem Fernseher zu bewundern.

Mathis Broelmann

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