Die Charakter-Meister
MÜNCHEN - Der Meistertitel ist vorzeitig unter Dach und Dach. Die Bayern könnten sich hängen lassen in den beiden ausstehenden Liga-Spielen. Tun sie aber nicht, auch dem 1.FC Nürnberg zuliebe.
Sonne satt, 21 Grad – prächtige Frühlingstimmung an der Säbener Straße am Donnerstag. Auch auf dem Trainingsplatz. Beim Fußball-Tennis alberten die Bayern-Profis rum wie kleine Kinder. Fröhliche Kicker. Weil sie bei der Analyse ihres 2:0 gegen Arminia Bielefeld vom Vorabend großes Lob einheimsten von Trainer Ottmar Hitzfeld. Denn sie hatten trotz des sicheren Doubles noch Gas gegeben gegen die Arminia, in einem Spiel, in dem „eigentlich die Luft raus war“ (Hitzfeld).
„Die Mannschaft hat sich nicht gehen lassen“, lobte auch Manager Uli Hoeneß. „Die Spieler haben Charakter gezeigt, darauf können wir alle stolz sein“, freute sich Hitzfeld.
Kahntoniribéry – die Charakter-Meister
„Die Saison ist zwar für uns gelaufen, doch wir wollen uns seriös aus der Affäre ziehen“, sagte Kapitän Oliver Kahn. Hoeneß meinte: „Wir wollen uns nicht nachsagen lassen, dass wir Wettbewerbsverzerrung betreiben.“ Deshalb stellte Hitzfeld alle fitten Topstars in die Anfangself. Inklusive Franck Ribéry, der zum 1:0 traf (Lukas Podolski schoss das zweite Tor), Oliver Kahn und Luca Toni, selbst Mark van Bommel mit seinem Nasenbeinbruch machte mit.
Die Verantwortung der Bayern
Der Trainer schärfte ihnen in der Mannschaftssitzung nochmal ein: „Wir sind hier bei Bayern – und Bayern hat eine Verantwortung der Liga gegenüber.“
Denn der Meister mischt im Abstiegskampf mit. Nach Bielefeld ist mit dem MSV Duisburg am Samstag ein weiterer Keller-Klub Gegner der Münchner. Auch dort wollen die Bayern dem Nürnberger Club Schützenhilfe leisten. „Der Club war ein Thema bei unserer Mannschaftssitzung“, sagte Kahn. Trainer Ottmar Hitzfeld gestand: „Natürlich schielen wir auch auf Nürnberg“, denn: „Es ist doch immer schön, wenn bayerische Mannschaften in der Bundesliga dabei sind.“
Zumal noch freundschaftliche Bande bestehen. „Wir wollen dem Club helfen, schon weil da mein alter Kumpel Zwetschge Misimovic jetzt spielt“, hatte Bastian Schweinsteiger gesagt. Und die Bayern hielten Wort. Mit einem flotten Kick, bei dem laut Hoeneß „noch viel mehr Tore hätten fallen können“. Aber ausgerechnet Top-Torjäger Luca Toni (21 Bundesliga-Treffer) hatte Pech mit einem Pfostenknaller, einem Abseitstor und einem verweigerten Elfmeter.
Hoeneß: „Am Ende haben alle nur noch versucht, Luca in Schussposition zu bringen. Hat leider nicht geklappt mit einem Tor.“ Trotzdem war’s für den Manager dann „ein wunderschöner Abend“, weil seine Bayern „sehr unterhaltsamen Fußball geboten“ hatten. Vor allem aber, weil sie tadellose Sportsmänner sind.
Franz Meier, Thorsten Klein