Die Brandherde beim FC Bayern, Jerome Boateng, Renato Sanches, Carlo Ancelotti

Die Meisterschaft ist gewonnen – doch vor dem Topspiel bei RB Leipzig muss sich Trainer Ancelotti mit ziemlich unangenehmen Themen beschäftigen. Die AZ erklärt, wo es überall brennt bei Bayern.
von  Patrick Strasser
Verschiedene Brandherde beim FC Bayern - Nun muss Ancelotti liefern.
Verschiedene Brandherde beim FC Bayern - Nun muss Ancelotti liefern. © Augenklick/AZ

München - Zunächst zu den schönen Dingen des Trainerlebens. Zum Spiel. Samstag, 15.30 Uhr: RB Leipzig gegen den FC Bayern, der designierte Vizemeister gegen den Meister. "Es ist ein Fest für beide Mannschaften", sagte Ancelotti am Freitagmittag an der Säbener Straße, ,,beide sind für die Champions League qualifiziert. Leipzig war ein starker Gegner. Aber es geht ums Prestige."

Der Rest der Pressekonferenz war eher eine unangenehme Veranstaltung für den 57-jährigen Italiener. Zu viele Themen schwelen außerhalb des Platzes, sie entwickeln sich mehr und mehr zu Brandherden.

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Unzufriedene Youngster: Auf Joshua Kimmich, Kingsley Coman oder Renato Sanches setzt Ancelotti bislang nur selten. "Das Problem für die Jungen ist ja, dass sie im Moment keine Chance bekommen", sagte Präsident Uli Hoeneß und forderte, es müsse, "jetzt gelingen, Junge heranwachsen zu lassen, die rechtzeitig die Chance kriegen und an dem Tag da sind, wenn die anderen aufhören. Das ist die Kunst."

Kimmich soll neuer Rechtsverteidiger werden, Coman öfter Chancen auf der Außenbahn bekommen. Und Sanches? "Wir erwarten natürlich mehr von ihm", sagte Ancelotti. Aber: "Wir müssen geduldig mit ihm sein. Er wird nächste Saison mehr Chancen bekommen zu spielen. Er wird hier bleiben."

Co-Trainer finden: Nach dem Abschied von Paul Clement, der im Januar bei Swansea als Cheftrainer anheuerte, und der Beförderung von Hermann Gerland zum Sportlichen Leiter des neuen Nachwuchsleistungszentrums ist einzig Carlos Sohn Davide als Co-Trainer verblieben. Es herrscht Support-Bedarf. Laut Sport1 wollen die Bayern ihrem Coach einen "externen" Co-Trainer zur Seite stellen, der nicht zum Ancelotti-Familien-Team gehört. Hier stellt sich eine entscheidende Frage: Holen die Bayern einen erfahrenen, starken Assistenten, der Ancelotti im Falle des Misserfolgs sogar ablösen könnte? Oder gibt es eine eher unerfahrene, schwache Lösung – und man vertraut weiter voll und ganz auf Carlo?

Ancelotti reagierte genervt. Er wolle nicht "über neue oder alte Spieler reden, auch nicht über neue Trainer. Die Saison ist noch nicht zu Ende. Wir sprechen, wenn die Saison zu Ende ist." Wir? Die Bosse. Doch ein Verein wie der FC Bayern kann es sich nicht leisten, nach dem Verpassen von zwei der drei Saisonziele Planungen für die Zukunft aufzuschieben.

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Boatengs Unzufriedenheit: Er ist Weltmeister, Deutschlands Fußballer des Jahres, Stammspieler der Nationalelf unter Jogi Löw – aber bei Bayern nicht gesetzt in der Innenverteidigung. In den letzten Wochen wirkte der 28-Jährige unzufrieden, verließ oft kommentarlos das Stadion. Sein Tiefpunkt: Im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund (2:3) kam Boateng erst nach 71 Minuten für den angeschlagenen Mats Hummels. Laut "Kicker" will der Abwehrspieler Klarheit über seine Zukunft. Er sieht sich als Stammspieler – wenn er fit ist.

"Jérome hat eine schwere Saison hinter sich, er war lange verletzt. Sein Standing im Team ist gut", sagte Ancelotti und umschiffte die Frage nach einem klärenden Gespräch. "Ich habe letzte Woche mit ihm gesprochen." Der Inhalt bleibe privat. Angeblich soll Pep Guardiola großes Interesse daran haben, Boateng zur kommenden Saison zu Manchester City zu locken. Ancelotti stellte aber klar: "Er ist unser Spieler, er wird nächste Saison unser Spieler bleiben."

Ribérys Ärger: Der launische Franzose wurde und wird nie gerne ausgewechselt. Das zeigen seine Körpersprache und der Spruch von Hoeneß: "Jedes Mal, wenn der Ribéry nach 70 Minuten raus muss, ruft er mich am Abend an und sagt: ,Jetzt habe ich genug, ich gehe!’" Doch sein Verhältnis zu Ancelotti soll nicht mehr das Beste sein. Es krachte während des Rückspiels bei Real Madrid, als der Trainer ihn ermahnte.

Laut L’Équipe soll der Flügelstürmer gesagt haben: "Wenn Ihnen das nicht passt, können Sie mich ja rausnehmen." Die französische Sporttageszeitung, gewöhnlich gut unterrichtet in Sachen Ribéry weiter: "Seine Einsatzzeiten sind ebenso verblasst, wie die Beziehung zu seinem Trainer." Unter der Woche gab es im Training Zoff. Ancelotti bügelte das Thema mit einem Spruch ab: "Ich habe viele Probleme mit Ribéry, weil er meine Entscheidungen nicht versteht, wenn ich im Training Schiedsrichter bin." Aha.

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