Die beste Bank: Titelgarantie oder Pulverfass?
MÜNCHEN Bei Arjen Robben muss die kalte Münchner Luft nach den acht Tagen der Wärme in Doha für neue Klarheit gesorgt haben. Wetterumschwung ist gleich Gedankenumschwung. Der ganz persönliche Klimawandel des Holländers drückt sich in den Worten aus, mit denen er seine Situation als Kapitän der Reservisten beschreibt.
„Wir haben eine sehr, sehr gute Hinrunde gespielt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Heynckes sagt: Jungs, vom ersten Spiel an spiele ich mit meiner Mannschaft, die es in der Hinrunde gemacht haben. Dafür habe ich volles Verständnis.” So seine Worte von vor einer Woche unter der Sonne Katars. Am Sonntagabend nach dem 2:0 im letzten Liga-Test bei der SpVgg Unterhaching meinte Robben, dick eingepackt in eine rote Decke: „Ich werde mich nicht hinten anstellen, natürlich nicht”. Okay, Verständnis habe er weiter für die sehr wahrscheinliche Verbannung auf die Ersatzbank beim Rückrundenstart gegen Greuther Fürth am Samstag (15.30 Uhr), doch seine Unruhe wächst. In Worten: „Ich will immer spielen. Ich hoffe, dass es nicht so lange dauert bis ich wieder spiele. Wenn ich gespielt habe, habe ich gezeigt, was ich kann. Ich will gesund bleiben, ich will Spaß haben auf dem Platz und dann hoffe ich, dass der Trainer die richtige Entscheidung trifft.” Irgendwann eben gegen Thomas Müller als Rechtsaußen.
Es wird auf die Qualitäten von Trainer Jupp Heynckes als Moderator und Mediator ankommen. Zoff droht, wenn Stars zuschauen müssen – zumal die hohe Spieltaktung erst mit dem Champions-League-Achtelfinale beim FC Arsenal (19. Februar) beginnt. Bis dahin kickt man im Wochenend-Rhythmus. Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger erwartet, dass es „Härtefälle” geben wird: „Es kann Probleme geben, weil ja jeder spielen möchte.” Ein Pulverfass?
Andererseits schwärmten Philipp Lahm und Schweinsteiger immer wieder vom aktuell besten Kader seit Spielergedenken: „Die Anzahl der Qualitätsspieler ist sehr groß”, sagte Schweinsteiger im „Kicker”. Die beste Bank der Liga – eine Titelgarantie? Lediglich Holger Badstuber fehlt verletzt, in Doha kämpften 23 Profis und vier Talente aus der Zweiten Mannschaft um die elf Startplätze. Die AZ erklärt, wie hoch bei den Reservisten das Konfliktpotenzial für den Verlauf der Rückrunde ist.
Hohes Konfliktpotenzial: Neben Robben ist Mario Gomez der Härtefall. Nach seiner Verletzung in der Hinrunde hält er still und betont, ein Teamplayer à la Klose sein zu wollen. Derzeit ist im Sturm Mario Mandzukic vorne.
Mittleres Konfliktpotenzial: Jérome Boateng (weiß, dass er sich durch seine ungestüme Spielweise samt Roter Karte selbst ins Hintertreffen gegenüber van Buyten gebracht hat), Luiz Gustavo (sah in Haching eine unnötige Rote Karte, hat gegenüber Martínez im defensiven Mittelfeld enormen Rückstand) und Rafinha. Der Rechtsverteidiger kommt an Lahm nicht vorbei, womöglich möchte er im Sommer ein Jahr vor Vertragsende 2014 weg. Aus Mangel an Beschäftigung.
Null Konfliktpotenzial: Pizarro, Shaqiri, Can, Tymoshchuk, Contento und Keeper Starke. Sie sind auf ihren Positionen jeweils die Nummer zwei oder drei und wissen: zu mehr als sporadischen Einsätzen wird es nicht reichen.