Die Bayern-Zukunft: Tiki-Taka mit Dribbler
Arjen Robben wird seinen Vertrag wohl noch in dieser Woche vorzeitig bis 2017 verlängern. Damit ist auch klar: Pep Guardiola verschiebt den erwarteten Umbruch beim FC Bayern
München - Es war eine typische erste Pflichtspielwoche für Arjen Robben. Erst das Kurzcomeback beim 2:0 in Gladbach, nachdem die Fleischwunde im Knie auskuriert war. Zwölf Minuten Spielzeit und dann: Pause. Schon wieder. Erneut streikte der Körper. „Anpassungsschwierigkeiten“, nannte Robben das. Der 30-Jährige hat wegen all seiner Verletzungen und Blessuren während seiner Karriere quasi im Nebenfach Medizin studiert. „Durch die Knieverletzung musste etwas kompensiert werden. Dann ist klar, dass der Rest des Körpers ein bisschen protestiert.“
Am Sonntag beim 5:0 gegen Frankfurt war er wieder am Ball, wieder eingewechselt, diesmal für 26 Minuten. Inklusive Tor. „Ich kam rein und war sofort drin im Spiel. Es macht einfach Spaß“, sagte er und strahlte. Er, der neue Robben. Der alte Robben wäre wutentbrannt aus der Arena gestürmt, sauer, beleidigt. Einer wie er müsse immer von Beginn an spielen. Die eigene (Un-)Fitness spielte dabei keine Rolle. Er ist geläutert.
„Wir haben einen super Kader, in dem auch mal rotiert wird“, sagt er, „dabei motiviert zu bleiben, ist aber nicht schwierig, denn wenn wir so Fußball spielen wie jetzt, macht es einfach nur Spaß.“ Und mit diesem neuen Robben wollen die Bayern nun den Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängern. Laut der niederländischen Zeitung „Voetbal International“ soll Robbens Vater und Berater Hans noch in dieser Woche einen Termin bei den Bayern-Bossen in der Geschäftsstelle an der Säbener Straße haben und den Deal abschließen. Bisher ist Robben bis 2015 an Bayern gebunden. Der neue Vertrag würde bis 2017 laufen. In der Vereinbarung soll eine Klausel sein, die eine Option über ein Jahr zusätzlich beinhaltet – von beiden Seiten aktivierbar.
Die Liste der Vertragsverlängerer in dieser Saison ist lang: Boateng, Alaba und Rafinha. Fehlt vom Stammpersonal also nur noch Toni Kroos (24), der bis 2015 gebunden ist. Doch dieser Deal gestaltet sich wegen unterschiedlicher Gehaltsvorstellungen schwierig.
Überraschend ist, dass der Robben-Vertrag eher fixiert wird. Denn vor Saisonbeginn vermuteten viele Experten, es werde nicht passen, zwischen Ballbesitz-Fetischist Pep Guardiola und Risikodribbler Robben. Das bayerische Tiki-Taka-Kurzpassspiel mit dem zuweilen eigensinnigen Dribbler? Geht. Es gäbe kaum einen Spieler, der solch eine professionelle Einstellung habe, sagte der Bayern-Coach kürzlich und fügte hinzu: „I’m in love with Arjen.“
Wie mit dem gesamten Kader? Einzig die Oldies Pizarro und Van Buyten (beide 35) müssen um eine Weiterbeschäftigung ab Juli bangen, der Rest bleibt und hat langfristige Verträge. Will Guardiola weitere Spieler eigenen Gustos wie Thiago verpflichten? Wo bleibt der Umbruch? Der Kader hat einen Altersdurchschnitt von 25,7 Jahren, da sind die Teenies Höjbjerg, Weiser, Green, Schöpf und Weihrauch mit eingerechnet.
Die Führungsspieler Lahm (30), Schweinsteiger (29), Ribéry (30) und Dante (30) sind nicht mehr die Jüngsten, haben alles erlebt und gewonnen – bis auf Dante. Wann übernimmt die nächste Generation mit Neuer (27), Martínez (25), Boateng (25) Müller (24) und Kroos (24)?
Sportvorstand Matthias Sammer sagte: „Das Trio Müller, Kroos, Badstuber, das sind echte Bayern, dazu Neuer – das wird die nächste große Bayern-Generation, die steht schon bereit, das zeichnet sich ab, und wir begleiten die jungen Spieler.“