Die Bayern in Pähl: „’s Leben is wia a Traum“
Thomas Müllers Heimatklub TSV Pähl spielt gegen den FC Bayern. Der Rekordmeister siegt mit 22:1, Protagonist Müller stellt sich sogar ins Tor - die Bilder des "Jahrhundertspiels"
Pähl - Mit Haferlschua einen Elfmeter schießen? Nein, dann lieber barfuß. Es steckte eine Menge Wucht hinter dem Schuss des Mannes in Tracht, der sich ein Bayern-Logo auf die Krachlederne hat sticken lassen. Es war Werner Grünbauer, der Bürgermeister von Pähl am Ammersee. Er trat am Sonntagnachmittag zum Elfmeter an gegen den berühmtesten Pähler aller Zeiten – gegen Thomas Müller vom FC Bayern. Und schoss weit drüber. Nächster Kandidat: der Penzberger Bürgermeister, Hans Mummert. Müller hielt. Die 6000 Zuschauer im Penzberger Nonnenwaldstadion hatten Spaß – nicht nur beim 22:1 des Rekordmeisters gegen den TSV Pähl.
„Er macht das sehr gut, wirklich“, sagte Bayern-Keeper Manuel Neuer über seinen neuen Konkurrenten in der eigenen Mannschaft, „aber er hatte ja auch meine Handschuhe.“ Doch den Schuss von Neuer – nicht barfuß – konnte Müller nicht parieren.
Obwohl: Tatsächlich untalentiert ist Müller, der Offensivalleskönner nicht. „In der Jugend hat er im Tor gestanden“, erzählte Mutter Claudia, „später aber wollte er seine Treffer lieber selbst erzielen.“
Am Sonntag im Pähler „Jahrhundertspiel“ des Kreisklassisten gegen die Bayern (ohne die verletzten Mario Gomez und Daniel van Buyten) stand eine Frage im Vordergrund: Wer tunnelt wen im Bruder-Duell zwischen Simon und Thomas? Der 19-jährige Simon („Ich spiele bei uns im offensiven Mittelfeld hinter unserer Spitze – identisch mit der Position von Thomas bei den Bayern“) war nicht erfolgreich. „Na, na, da ging nichts", sagte Thomas, der zur Pause ausgewechselt wurde, hinterher.
Die Gaudi, das Geld, das Wetter – alles passte. Der Erlös der Partie soll für den Bau der Pähler Turnhalle verwendet werden. „Der bessere soll gewinnen“, sagte Vater Gerhard. Ein guter Witz. Als Thomas auf den Platz ging, gab es im Kabinengang noch ein Küsschen für Frau Lisa – so was geht in Liga eins nicht. Dann flachste er den Papa: „Magst auch einen?“
Im Spiel foulte Müller einmal Müller, Simon seinen Bruder. Toni Kroos verwandelte den Freistoß. Wenn die Bayern trafen, wurde die Spider Murphy Gang eingespielt: „S' Leben is’ wia a Traum“. Da hatte die Blaskapelle Pause.
„Wir wollen diese Fan-Nähe immer wieder demonstrieren“, sagte Bayerns Sportdirektor Christian Nerlinger, „Thomas hat in den letzten Jahren eine gewaltige Karriere erlebt und ist immer der Gleiche geblieben.“ Und so setzte der sich, als das Spiel noch lief, mit Gattin Lisa und ein paar Kumpels auf einen Kaffee ins Vereinsheim.