Die Bayern in China: Von Raketen und Pechvögeln
München - Pep Guardiola weiß, was sich gehört. Der Bayern-Trainer bedankte sich per Handschlag bei allen Flugbegleitern und Flugbegleiterinnen der Lufthansa, die mit der Mannschaft auf China-Tour waren. Innerhalb von acht Tagen war man 26 Flugstunden zusammen, dazu kamen drei Stunden Zwangswarten auf dem Rollfeld des Pekinger Flughafens vor dem Transfer nach Shanghai. „Das war für mich einer der Höhepunkte dieser Reise“, resümierte Vorstand Jörg Wacker, „weil alle Beteiligten, auch die Mannschaft, mit dieser angespannten Situation souverän und locker umgegangen sind. Es kam uns vor wie eine Teambuilding-Maßnahme.“
Das Ziel, sich besser kennenzulernen, die neuen Spieler zu integrieren, wurde erfüllt. Doch welche sportlichen Rückschlüsse konnte Guardiola nach den drei Tests ziehen? Auf wen kann er schon kommenden Samstag im Supercup beim VfL Wolfsburg setzen? Auf wen in der kommenden Saison? Wer sind die Gewinner, wer sind die Verlierer der China-Reise? Die AZ nennt sie.
Die Gewinner
Douglas Costa: Ein Raunen ging durch Chinas Stadien, wenn der Brasilianer zu seinen Tempo-Dribblings auf den Flügeln ansetzte. Der 24-Jährige wird ein echter Herausforderer von Franck Ribéry um den Stammplatz auf Linksaußen. „Er ist eine Rakete“, meinte Torhüter Manuel Neuer und Philipp Lahm schwärmte: „Douglas bringt genau die Elemente mit, die uns in der letzten Saison gefehlt haben: Das Eins-gegen-Eins, die Leichtfüßigkeit, das Tempo über außen. Das tut uns sehr, sehr gut.“ Die 30 Millionen Euro Ablöse an Donezk scheinen sich zu rentieren.
Philipp Lahm: Der Kapitän wieder zurückversetzt auf die Rechtsaußenverteidiger-Position? Viele Experten unterstellten Pep diesen Plan. Doch Lahm (31) sorgte als offensiver Rechtsaußen (zwei Torvorlagen gegen Valencia) und defensiver Mittelfeldspieler – seine erklärte Wunschposition – gegen Inter Mailand für Furore. Kaum vorstellbar, dass Guardiola auf diese Qualitäten verzichten will. Und hinten rechts spielt Rafinha stets solide und zuverlässig.
Nach China-Reise: Müde Bayern im Angriffsmodus
David Alaba: Der Immerspieler. Eine goldene Pep-Regel lautet: Alaba spielt immer – egal wo. Der 23-Jährige kann im defensiven Mittelfeld, links hinten oder vorne sowie in der Innenverteidigung agieren. Flexibel wie kaum ein anderer. Lahm lobte ihn in den weiteren Kreis der Führungsspieler.
Joshua Kimmich: Der 8,5-Millionen-Euro-Neuzugang präsentierte sich im Bayern-Mittelfeld ball- und kombinationssicher – egal, an wessen Seite der Neuzugang auflief. Der U21-Nationalspieler spielt frech, will aber auch lernen. Ein Zukunftstransfer.
Die Verlierer
Franck Ribéry: Der Franzose (31), seit Mitte März wegen Sprunggelenkproblemen außer Gefecht, leidet unter der längsten Absenz seit seinem Wechsel zu Bayern 2007. Den Saisonauftakt am 14. August gegen den Hamburger SV wird er verpassen. Er kämpft um sein Comeback und den Anschluss.
Dante: Noch einer, der nur in München trainieren konnte. Beim „Footvolley“ am Strand hatte sich der 31-Jährige verletzt. Nun ist der Brasilianer im Innenverteidiger-Ranking hinter Benatia und Boateng weit im Rückstand, auch Holger Badstuber kämpft um sein Comeback. Wenn Not am Mann ist, lässt Guardiola lieber Rafinha oder Alaba in der Abwehr-Mitte spielen.
So will Rummenigge die Vermarktung reformieren
Javi Martínez: Der Pechvogel der China-Reise: Zunächst fit, doch bereits an Tag zwei trug er wegen Patellasehnen-Probleme im linken Knie einen Verband, konnte keine Minute spielen. Dass er bis zum Saisonstart in Top-Form kommt, ist sehr fraglich. Wieder einmal bremst den Spanier (26) sein Körper.
Gianluca Gaudino (18), Sinan Kurt (19), Pierre-Emile Höjbjerg (19), Julian Green (20): Die vier Jüngsten des Kaders bekamen ein paar Einsatzminuten – doch zu mehr wird es auch während der Saison nicht reichen. Vor allem für Gaudino und Höjbjerg, da Arturo Vidal als Mittelfeld-Imperator verpflichtet wurde. Dass ein oder zwei aus dem Talente-Quartett noch ausgeliehen werden, ist ziemlich wahrscheinlich.