Die Bayern in Basel: Ein Ausflug in die Wohlfühl-Zone
BASEL - So absurd es klingt: In der Champions League wollen sich die Bayern wieder für die Bundesliga in Form bringen. „Wir haben die Chance, in Basel Selbstvertrauen zu gewinnen“
Ein kurzer Hopser nur über den Bodensee, schon waren die Bayern in Basel – und in einer anderen Welt.
Die Dienstreise zum Champions-League-Gruppenspiel am Dienstag (20.45 Uhr, sky live) bei der Truppe um den früheren Bayern-Profi Thorsten Fink hätte zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können. Für drei Tage können die Bayern auf der großen Bühne, dort also, wo sie sich ohnehin am wohlsten fühlen, den ganzen Bundesliga-Ärger mit der Niederlage gegen Mainz am Samstag, den nur acht Punkten aus sechs Spielen und schon zehn Punkten Rückstand auf Mainz (das mittlerweile nicht mehr nur aus Versehen oben steht) verdrängen.
„Ich bin froh, dass wir gleich wieder spielen“, sagte Stürmer Ivica Olic, „das ist die beste Therapie.“ Tatsächlich spricht viel dafür, dass der Schweiz-Besuch zum Wohlfühl-Trip werden kann. Die Bayern fahren zum Relaxen in die Champions League. Klar, auch Basel muss erst mal geschlagen werden, der Schweizer Spitzenklub mit den Ex-Bundesligaprofis Benjamin Huggel, Alexander Frei und Marco Streller ist keineswegs nur ein Trainingsgegner. Aber doch ein willkommener Sparringspartner, um wieder in Form zu kommen. Schließlich haben die Schweizer, ganz im Gegensatz zu den Morgenluft witternden Bundesligaklubs, noch Respekt vor den Bayern.
In Europas Luxusklasse eilt ihnen noch der Ruf der Unbeugsamen voraus, die Mia-san-mia-Aura, mit der die junge Bayern-Mannschaft in der abgelaufenen Saison bis ins Finale gestürmt war und hinterher dann größtenteils auch bei der WM brilliert hatte. In Europa ist Bayern, bei allen Sorgen, noch immer eine große Nummer. Und zumindest gegen Rom, nominell der stärkste Gruppengegner, gelangen der derzeit schwächsten Offensive der Liga zwei Tore. Der klarste Sieg brachte Bayern in der Königsklasse noch mal Respekt.
Und das wissen sie auch. „Der Druck ist jetzt enorm hoch“, gab Philipp Lahm vor dem Abflug zwar zu, „aber nach dem optimalen Start mit dem Sieg gegen Rom haben wir jetzt in Basel die Möglichkeit, ein Zeichen zu setzen und in der Tabelle dann von oben herab blicken zu können.“ Wenn sie das in der Bundesliga schon nicht können. „Wir haben die Chance, in Basel Selbstvertrauen zu gewinnen. Wir wollen die Gruppenphase in der Champions League dominieren“, sagte Lahm. So absurd es klingen mag, aber in der Champions League müssen die Bayern sich nun das Selbstvertrauen für die Bundesliga zurückholen.
Wobei das so absurd gar nicht ist. Brachte schließlich auch letztes Jahr nicht ein Spiel in der Champions League erst die Wende einer bis dahin allenfalls mäßigen Saison? Jene Sternstunde am 8.Dezember in Turin (4:1 bei Juventus) verschaffte den Bayern letztes Jahr einen Schub bis zum Saisonende. Sie hätten nichts dagegen, wenn dieser Wendepunkt heuer schon zwei Monate vorher käme. Am Sonntag schließlich steht schon das Bundesliga-Auswärtsspiel bei der torhungrigen Dortmunder Mannschaft um Trainer Jürgen Klopp an. Vorher tut Erholung gut.
Filippo Cataldo