Die Bayern im Dezember 2010: „Unglaublich!“

Nach dem 0:2 in Schalke haben die Bayern und Chefcoach van Gaal wieder einmal ein paar Erklärungen geliefert, warum es nicht geklappt hat. Wirkliche Ursachenforschung war das nicht
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Bedröppelt, niedergeschlagen: Kapitän Mark van Bommel und die Bayern-Kollegen.
dpa Bedröppelt, niedergeschlagen: Kapitän Mark van Bommel und die Bayern-Kollegen.

Nach dem 0:2 in Schalke haben die Bayern und Chefcoach van Gaal wieder einmal ein paar Erklärungen geliefert, warum es nicht geklappt hat. Wirkliche Ursachenforschung war das nicht

GELSENKIRCHEN Nichts klappte bei den Bayern, nicht einmal die einfachsten Dinge. Es lief die 70. Minute am Samstagabend auf Schalke, da entschied sich Trainer Louis van Gaal zum Wechsel, Mark van Bommel sollte raus. Assistent Andries Jonker trabte an der Linie in Richtung Danijel Pranjic, der sich hinter dem Schalker Tor warm lief. Er winkte. Keine Reaktion. Er ruderte mit den Armen, Pranjic merkte nichts. Ewige Sekunden vergingen. Immer ungehaltener wurde Jonker, zum Spurt setzte er aber auch nicht an. Das Publikum amüsierte sich – nicht mal so eine Auswechslung kriegen sie auf die Schnelle hin, die Bayern.

Louis van Gaal jammerte. Nach dem 0:2, dem Abschied aller Titelverteidiger-Träume, konnte man bei all seinen Kommentaren auf ein Wort warten: unglaublich. Erste Frage, erste Antwort van Gaal: „Ich finde diese Niederlage unglaublich.“ Un-glaub-lich, ein Ausdruck des Entsetzens, viel zu häufig gebraucht in dieser Saison. 0:2 in Lautern? Unglaublich! 1:2 gegen Mainz? Eben! 0:2 in Dortmund! Genau! Und erst diese ganzen Unentschieden nach starker erster Halbzeit und Führung: 3:3 in Gladbach, 1:1 in Leverkusen. Man verliert den Glauben. Verwunderlich waren des Trainers Erklärungen für die neuerliche Pleite – da dürften einige Ausreden bekannt vorkommen.

Die Chancenverwertung

„Wir haben fünf, sechs 100-prozentige Chancen kreiert, aber kein Tor geschossen. Aber im Fußball geht es um Tore. Ich kann diese Chancen ja nicht selbst verwerten.“ Besonders der letzte Satz des Trainers dürfte beim Team nicht gut ankommen, damit entfremdet er sich von der Mannschaft, weil er sich über sie erhöht. Nur mit Pech lässt sich die Flaute im Angriff nicht erklären, höchstens mit Verletzungspech (Olic, Klose). Franck Ribéry ist noch weit von seiner Bestform entfernt, Thomas Müller kann als Rechtsaußen keinen direkten Zug zum Tor entwickeln.

Der Systemabsturz

Dass man nach dem 0:1 von Jurado nichts mehr zuzusetzen hatte, war für Kapitän van Bommel unerklärlich: „Eigentlich ist es unsere Stärke, nach einem Rückstand zu reagieren.“ Und Franz Beckenbauer meinte: „Danach waren die Bayern geschockt, es ging überhaupt nichts mehr.“ Was van Gaal indirekt vorhergesagt hatte. „Ich habe der Mannschaft in der Kabine gesagt: Wenn man so viele Chancen vergibt, ist es gefährlich. Das wurde bestätigt.“ Funktioniert so psychologische Aufbauarbeit? Mit seinem oft (zu) sturen Konzept, der geringen Begeisterung für Improvisation im taktisch-personellen Bereich steht sich der Trainer oft selbst im Wege.

Der Schiedsrichter

Kopfschütteln erntete van Gaal bei den Journalisten, als er mehrmals auf die 88. Minute zu sprechen kam. Zu Unrecht wurde Mario Gomez vom Schiedsrichter im Abseits gewähnt, die Schalker schalteten ab, er traf. „Wir haben ein normales Tor geschossen, das wurde abgesagt“, schilderte van Gaal die Szene und meinte: „Ich denke, dass wir mit ein bisschen Glück noch ein Unentschieden hätten machen können.“ Ach ja? Mit der Unentschlossenheit und den wenig zwingenden Aktionen der zweiten Halbzeit? Benachteiligt wurden die Bayern vom Schiedsrichter keinesfalls.

Man habe einfach „die Seuche“, sagte Nerlinger. Auch ein Argument.

Patrick Strasser

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