Die Bayern-Formel: Ribéry = Diego + 45.000000
Dominospiel der europäischen Superstars: Wenn Cristiano Ronaldo zu Real Madrid geht, könnte Bayerns Franzose zu ManU und Bremens Brasilianer nach München. Die AZ erklärt, was alles dafür spricht
MÜNCHEN/BREMEN Entzugserscheinungen dürften ihn plagen. Nun trainiert Franck Ribéry schon die zweite Woche unter Jupp Heynckes – ein Spiel aber hat er seit der Rückkehr des 63-Jährigen noch nicht bestritten, gegen Gladbach (2:1) saß er wegen einer Gelbsperre auf der Tribüne. Das Trainingsleben, es ist anders geworden seit dem Abschied des multi-lingualen Jürgen Klinsmann. Denn: Man spricht Deutsch an der Säbener. Und vom Abschied Ribérys. Ebenso wie von Bremens Diego. Ganz offen. Uli Hoeneß, der Manager, macht das.
Erstens: „Diego ist für uns dann ein Thema, wenn Franck Ribéry wirklich wegginge.“ Konjunktiv zwar, aber immerhin, eine Überlegung. Zweitens: „Fakt ist nur: Ribéry und Diego zusammen geht nicht.“ Aussage drei kommt von Bremens Manager Klaus Allofs: „Wenn die Bayern anrufen, so werde ich nicht auflegen.“
Eins, zwei, drei – und fertig sind die Transfers. Fehlt noch das nötige Kleingeld. Das möchte den Bayern freundlicherweise Manchester United zur Verfügung stellen. Besser gesagt: Real Madrid.
Und das geht so: Real kauft Cristiano Ronaldo, mit der Einnahme soll Ribéry in die Premier League gelockt werden. Das Angebot an den FC Bayern wurde bereits übermittelt. 62,5 Millionen Pfund, also rund 70 Millionen Euro, ist Ribéry den ManU-Bossen laut der ehrwürdigen englischen Tageszeitung „The Guardian“ wert. Kann man da nein sagen? Vor allem, wenn man sich für den Brasilianer Diego interessiert und ihn Juventus Turin noch wegschnappen möchte. Erste Gespräche sollen stattgefunden haben. Man muss sich ja informieren.
Lässt Bayern Ribéry zwei Jahre vor Vertragsende ziehen, bekommen sie eine dicke Ablöse. Und die Rechnung der Bosse könnte lauten: Ribéry = Diego plus 45 Millionen Euro. Der Marktwert des Brasilianers wird auf bis zu 25 Millionen Euro geschätzt, auch wenn eine niedrigere Ablöse dann realistisch wäre. Doch Diego statt Ribéry bedeutet eine völlige Umkehr der sportlichen Ausrichtung. Der Brasilianer ist das Gegenmodell. Ribéry oder Diego – Bayern muss sich entscheiden. Was zur Debatte steht:
Die Verlockung des Geldes: ManU ist als seriöser Geschäftspartner bekannt, bezahlte im Sommer 2007 für Owen Hargreaves 25 Millionen Euro. Nun machen sie Ernst, und anders als Vereine in Italien könnten sie den Transfer stemmen. Mit den 45 Mio. Euro ließe sich kräftigst shoppen. Eine Stellen sind ja vakant für die neue Saison. Ein Torwart etwa, ein Rechtsverteidiger und womöglich ein Mittelfeldspieler wie Aliaksandar Hleb vom FC Barcelona, an dem das Interesse nie erloschen ist. Die Verlockung des schnellen Euro dürfte auch Werder treffen: Nach fünf Jahren Champions League in Folge verpassen die Bremer erstmals die Einnahmegarantie, und der Personalkostenetat macht rund 44 Prozent des gesamten Umsatzes aus. Kurz: Werder braucht das Geld.
Der Unmut der Fans: Was passiert, wenn nach Scholl (2007), Kahn (2008), Hitzfeld (2008) nun wieder ein Publikumsliebling die Bayern verlässt? Die AZ befragte Fans (siehe unten). Diego gilt in Bremen als sehr beliebt, keiner schreibt länger Autogramme, keiner mischt sich wie selbstverständlich ins Stadtleben, etwa als Stammgast des Ratskellers. Und sein Deutsch wird auch immer besser – warum also Italien?
Die Umstellung des Systems: Ribéry ist ziemlich festgelegt auf seine Position und sein Spiel, beinahe ein Außenstürmer. Diego dagegen ist der klassische „10er“, ein Spielmacher, der Kopf der Raute. Einer, der im Zentrum des Spiels steht, der die Mannschaft mitreißen kann. Anders als Ribéry. Der hat seine Fähigkeiten, eine Führungskraft zu sein, bislang gut versteckt.
P. Strasser, F. Hellmann