Die Bayern-Festspiele
Was hatten sie am Freitag wieder einen Spaß an der Säbener Straße. Wie am Abend zuvor, als Bayern-Trainer Ottmar Hitzfeld nach der 5:1-Gala gegen den FC Aberdeen ausgelassen meinte, er Freude sich „schon richtig auf die nächsten Aufgaben“. Nun die Fortsetzung der Gute-Laune-Show.
MÜNCHEN. Kein Vernehmen mehr von der Bürde und Belastung der englischen Wochen, für die sich die Bayern vor kurzem fast schon selbst ein wenig bemitleidet hatten (Hitzfeld: „Das geht an die Substanz“). Vielmehr wirkt Hitzfelds Vokabular nun euphorisch: „Mein Herz lacht nach so einem Sieg. Wenn man fünf Tore macht, ist man absolut zufrieden und freut sich auf mehr.“
Zum Beispiel auf den Sonntag (17 Uhr, Premiere). Wenn die Bayern im Topduell den Hamburger SV erwarten, soll Hitzfeld erneut das Herz übergehen. Und pumperlg’sund sein soll es ebenso am Mittwoch (20.30 Uhr, ZDF) – nach dem Derby gegen die Löwen, dem die Bayern entgegen fiebern. Ehe schon am nächsten Samstag das Match auf Schalke ansteht.
Am Ende sollen drei Titel stehen
Es ist angerichtet für die Bayern-Festspiele: Sie wollen zeigen, wie stark sie sind. Erst gegen den HSV, dann gegen Sechzig. Und am Ende sollen Titel stehen – in der Meisterschaft, im Pokal und im Uefa- Cup, wo der Achtelfinal-Kontrahent RSC Anderlecht heißt.
Hitzfeld zählt dabei sogar schon die Partien. So, als ob er sich aufs Öffnen der Spieltagtürchen eines Ligakalenders freut: „Wenn wir alle Finals erreichen, haben wir noch 24 Spiele.“ Der Spaß im Uefa- Cup spendet Selbstvertrauen. Hitzfeld: „Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Zuschauer jubeln. Da weiß man dann: Man hat einen guten Job gemacht.“
Vor dem HSV (Hinspiel 1:1) ist Hitzfeld wenig bange – mit einem Sieg würden die Bayern den Vorsprung auf den zweitärgsten Verfolger auf neun Zähler ausbauen. Dass die Hamburger die letzten beiden Duelle in München mit 2:1 gewannen? Kümmert noch nicht mal den Bayern, der sonst am zurückhaltendsten ist. „Angstgegner sind die sicher nicht“, sagt Jungstar Toni Kroos.
Ribéry tut alles für sein Comeback
Das ist auch der Grund, warum Hitzfeld keine Sonderbewachung vorsieht, sollte der HSV-Regisseur Rafael van der Vaart (Bänderanriss) doch auflaufen. Auflaufen will bei soviel bayerischer Begeisterung natürlich auch Franck Ribéry (Faserriss). „Ich tue alles für mein Comeback, so der Franzose. Die Entscheidung darüber fällt aber erst Sonntag.“
Ganz sicher dabei sein will er dann am Mittwoch. Im Derby gegen die Löwen – wie auch Team- Spezl Daniel van Buyten: „Für mich lief’s im Pokal schon gegen Wuppertal gut. Wir alle sind richtig heiß aufs Derby.“ Bayern-Manager Uli Hoeneß nimmt das 1860-Spiel in der Arena sogar noch einen Tick ernster als den HSV: „Wir wollen hier endlich mal die Löwen schlagen.“
Ein für allemal klein gemacht werden sollen sie, die Blauen. Nachdem in der Rückrunden-Vorbereitung vor wenigen Wochen nur ein mageres 1:1 herausgesprungen war. Auf einem Rasen, der eher ein Acker war. „Auf dem neuen Rasen aber macht das Spielen wieder richtig Spaß“, lobte Hitzfeld. Eben der passende Untergrund für die Bayern-Festspiele.
Christian Paschwitz