Die Ursünde des FC Bayern: Welcher Abgang Folgen bis heute hat

München - Die Länderspielpause ist vorbei – jetzt nimmt die neue Saison so richtig Fahrt auf. Am kommenden Samstag geht es für den FC Bayern zu Aufsteiger Holstein Kiel, nächste Woche startet die Champions League mit einem Heimspiel gegen Dinamo Zagreb und Ende September steht das Topspiel gegen Meister Bayer Leverkusen auf dem Programm.
Mit den bisherigen Partien können die Münchner durchaus zufrieden sein. Die ersten drei Pflichtspiele der noch jungen Saison wurden allesamt gewonnen, unter dem Strich steht ein Torverhältnis von 9:2. Ganz rund läuft es beim Rekordmeister aber nicht. Auch unter dem neuen Trainer Vincent Kompany bleibt die Abwehr das große Sorgenkind der Bayern. Insbesondere beim Bundesliga-Auftakt in Wolfsburg, das die Münchner mit Ach und Krach noch 3:2 gewonnen haben, leistete sich das Abwehr-Duo Dayot Upamecano und Min-jae Kim teils haarsträubende Fehler.
Dem FC Bayern fehlt weiter ein klarer Abwehrchef
Schon zu Beginn dieser Saison wird klar: Den Bayern fehlt ein klarer Abwehrchef. Ein lautstarker Organisator, der die Hintermannschaft zusammenhält und Sicherheit ausstrahlt, die auch auf die Teamkollegen abfärbt. Upamecano und Kim erfüllen diese Voraussetzungen nicht, sie sind seit ihren Verpflichtungen zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Auch Neuzugang Hiroki Ito, vor der Saison vom VfB Stuttgart verpflichtet, fällt wohl nicht in diese Kategorie.
In Eric Dier hätten die Bayern zwar einen international erfahrenen Innenverteidiger mit Führungsqualitäten, doch der Engländer kommt unter Kompany bislang noch kaum zum Zug. Matthijs de Ligt, der noch am ehesten in die Rolle des Abwehrchefs hätte hineinwachsen können, wurde wegen seines hohen Grundgehalts zu Manchester United abgegeben. Nun stehen die Bayern ohne einen Fels in der Abwehr-Brandung da. Mal wieder.
FC Bayern zahlte 300 Millionen für sechs Innenverteidiger
Für die Münchner ist das Thema keineswegs neu, ein klarer Abwehrchef fehlt mittlerweile seit Jahren. Der letzte Spieler, der diese Rolle wirklich ausgefüllt hat, war David Alaba. Dies wurde insbesondere während der Corona-Phase klar, als die Kommandos der Spieler auf dem Platz wegen der leeren Ränge auch am TV-Bildschirm klar zu hören waren.
Seit dem Abgang des Österreichers im Sommer 2021 sind die Bayern auf der Suche nach einem Nachfolger als Organisator der Abwehr – bislang aber ohne Erfolg. Dabei hat man regelmäßig große Summen in die Hand genommen, um sich im Abwehrzentrum zu verstärken. In den vergangenen fünf Jahren verpflichteten die Bayern insgesamt sechs Innenverteidiger, für die laut "transfermarkt.de" fast 300 Millionen Euro gezahlt wurden.
Matthäus über fehlenden Abwehr-Leader: "Für mich ein Armutszeugnis"
Ein Abwehrchef war da aber nicht dabei. Die Spieler passten entweder nicht in die Rolle (Upamecano, Kim), wurden auf anderen Positionen eingesetzt (Benjamin Pavard) oder fehlten regelmäßig verletzungsbedingt (de Ligt, Lucas Hernández).
"Die Defensive ist und bleibt die Achillesferse des FC Bayern", meinte zuletzt auch Rekordnationalspieler Lothar Matthäus in seiner Kolumne bei Sky. Vor allem der Verkauf von de Ligt stieß bei ihm auf Unverständnis. "Er war der Abwehrchef. Nun sind die Bayern wieder auf der Suche nach einem Nachfolger für David Alaba. Für mich ist das ein Armutszeugnis, dass dieser Leader fehlt. Wir reden hier schließlich vom FC Bayern", so die deutlichen Worte des Rekordnationalspielers.
FC Bayern verzichtet auf Tah-Verpflichtung: die richtige Entscheidung?
Auch in diesem Sommer versuchten die Bosse, die Dauer-Baustelle Abwehrzentrum endlich zu schließen. Über Wochen hinweg buhlten die Bayern um Jonathan Tah, einen der Leistungsträger von Meister Bayer Leverkusen. Da in der Chefetage des Rekordmeisters aber nicht jeder vom Nationalspieler überzeugt war, verzichtete man darauf, die geforderte Ablöse von 30 Millionen Euro zu zahlen und spekuliert stattdessen auf einen ablösefreien Wechsel im kommenden Sommer, wenn der Vertrag des Innenverteidigers ausläuft.
Zuletzt dürften sich die Bedenkenträger unter den Bossen in ihrer Skepsis bestätigt gesehen haben. Beim 2:2 der deutschen Nationalmannschaft in den Niederlanden am Dienstag erwischte Tah einen ganz schlechten Tag und wurde bereits zur Halbzeit ausgewechselt.
Dass der 28-Jährige tatsächlich der seit Jahren gesuchte Stabilisator der Abwehr geworden wäre, darf also zumindest hinterfragt werden. Geld wurde mittlerweile jedenfalls genug verbrannt...