Die Bayern-Bilanz: Gestöhnt wird woanders

Der Umsatz des FC Bayern ist im Vergleich zum Vorjahr zwar gesunken. Trotzdem sind die Bosse stolz auf die Bilanzzahlen. Mit Audi machen sie gleich noch ein weiteres Geschäft
von  Abendzeitung
Audi: Gesellschafter bei der FC Bayern AG
Audi: Gesellschafter bei der FC Bayern AG © M.I.S.

MÜNCHEN - Der Umsatz des FC Bayern ist im Vergleich zum Vorjahr zwar gesunken. Trotzdem sind die Bosse stolz auf die Bilanzzahlen. Mit Audi machen sie gleich noch ein weiteres Geschäft

Nein, an der Finanzkrise liegt es nicht, dass der FC Bayern am Freitagabend zum ersten Mal in den letzten Jahren keinen neuen Rekordumsatz verkünden konnte.

303,8 Millionen Euro setzten die Bayern im letzten Geschäftsjahr als Gesamtkonzern insgesamt um – das sind 24,6 Millionen Euro weniger als ein Jahr zuvor. Unter anderem wegen der verpassten Meisterschaft und nicht ganz so hohen Erlösen aus Spielerverkäufen – Bayern nahm insgesamt 14 Millionen Euro aus den Verkäufen ein – sank der Umsatz etwas.

Dafür waren die restlichen Zahlen, die Finanzvorstand Karl Hopfner den Mitgliedern präsentierte, allesamt positiv. Trotz Finanzkrise. Und obwohl die Mannschaft der Bayern seit 2001 in der Champions League nie über das Viertelfinale hinaus gekommen ist. Obwohl in Deutschland die TV-Einnahmen im europäischen Vergleich noch immer beinahe lächerlich gering anmuten (28,3 Millionen erhielt Bayern von der DFL, 6,7 Millionen Euro erwirtschaften sie selbst).

Der Gewinn nach Steuern stieg um 400.000 auf 2,5 Millionen Euro. Und das, obwohl insgesamt 10,4 Millionen Euro für die Allianz Arena getilgt wurden (Vorjahr: 7 Millionen) und man 90,5 Millionen Euro an den Fiskus überwies. „Angesichts der weltweiten Wirtschaftskrise können wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden sein“, sagte Hopfner.

Und das darf getrost als untertrieben bewertet werden.

Vom Giesinger Dorfverein zur Weltmarke

„In England, in Spanien, in Italien stöhnen alle Vereine. Wir nicht“, meinte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, und der scheidende Präsident Franz Beckenbauer erklärte: „Der FC Bayern war, als ich zu ihm gekommen bin, ein Giesinger Dorfverein. Heute ist er eine Weltmarke. Und das haben wir aus eigener Kraft geschafft, ohne uns an irgendeinen Investor oder Sponsor oder Abramowitsch zu verkaufen.“

Doch ein bisschen haben sie sich eben doch verkauft. Seit Donnerstag ist der Ingolstädter Autobauer Audi schließlich Gesellschafter bei der FC Bayern AG. Durch eine Kapitalerhöhung wird die Firma schrittweise insgesamt 2,5 Millionen neue Aktien und damit 9,09 Prozent der Anteile übernehmen. 90 Millionen Euro zahlt Audi dafür.

„Mit dem größten Teil der Einnahme wollen wir die Kredite für die Allianz Arena schneller abbezahlen“, erklärte Bayerns Finanzchef Hopfner. Schon jetzt ist die Arena übrigens fast zur Hälfte abbezahlt.

Wenn die Transaktion abgeschlossen ist, wird Audi genauso viele Anteile am FC Bayern besitzen wie Adidas. Der Klub bleibt aber mit fast 82 Prozent der Anteile mit Abstand der wichtigste Aktionär.

Als Hopfner den anwesenden Mitgliedern in seiner gewohnt ruhigen Weise den zukunftsträchtigen Deal vorstellte, brandete im Saal sanfter Applaus auf. Im Vorfeld hatten sich einige Fans auch kritisch zu diesem weiteren Verkauf der Anteile ausgesprochen und angekündigt, auf der Jahreshauptversammlung ihren Unmut kundzutun. Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe hatte die Aussprache allerdings noch nicht begonnen.

Kein Problem haben dürften die Mitglieder aber mit einem weiteren Geschäft mit Audi. Zusätzlich zur Aktienübernahme haben die Ingolstädter einen neuen Sponsoring- und Kooperationsvertrag unterschrieben. Von 2013 bis 2023 wird Audi dem FC Bayern dem Vernehmen nach geschätzte 110 Millionen Euro überweisen. Der Vertrag mit dem Hauptsponsor Telekom wurde ebenfalls verlängert.

Die Zukunft kann kommen.

Filippo Cataldo

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