Die Bayern bei ZSKA: Kalte Grüße aus Moskau
Wegen eine sAlarms wird das Hotel der Bayern evakuiert – die Spieler müssen ins Freie. Doch auch das Geisterspiel irritiert. Guardiola findet’s „komisch“. Dabei laufen die Münchner Russland-Reisen oft ungewöhnlich.
München - „Moskau, doch wer dich wirklich kennt, der weiß, ein Feuer brennt, in dir so heiß.“ Wie sehr Dschinghis Khan in seinem 1979er-Hit doch Recht hatte, mochte man denken, als die Spieler des FC Bayern am späten Sonntagabend plötzlich vor ihrem Hotel in der russischen Hauptstadt standen. Der Feueralarm im Teamhotel Ritz Carlton war ausgelöst worden – eine Überraschung der unangenehmen Art zwei Nächte vor dem Champions-League-Spiel gegen ZSKA Moskau (Dienstag, 18 Uhr auf sky).
Weil es um diese Jahreszeit in der russischen Millionenmetropole nachts schon ordentlich frisch ist, wärmten sich Spieler, Trainer und Betreuer mit Decken. Anschließend gingen sie in ein nahe gelegenes Restaurant, ehe sie eineinhalb Stunden später wieder zurück in ihre Betten und aufgrund des Vorfalls und dank der Erlaubnis von Trainer Pep Guardiola eine Stunde länger schlafen durften.
Der Ausflug ins Lokal habe ihn ein wenig an die alten Schulhofzeiten erinnert, meinte Manuel Neuer am Montag grinsend. Ein Schelm, wer Böses oder gar an unentschuldigte Fehlstunden des Torhüters in der Schule denkt. „Hauptsache, es ist nichts passiert“, sagte Guardiola.
Doch der Trip nach Moskau ist nicht nur deswegen für die Münchner schon jetzt wieder eine Reise in die Vergangenheit. Einerseits, weil gefühlt noch jeder der letzten Trips an die Moskwa irgendwie kurios verlaufen ist. Andererseits, weil auch dieses Spiel wieder außergewöhnlich werden wird, da keine Zuschauer in der Arena Chimki zugelassen sein werden. „Ich kenne es nur noch aus der Jugend, dass keine Zuschauer da sind“, meinte Mario Götze über die neue Erfahrung eines Profi-Spiels unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Lesen Sie hier: FC Bayern gespannt auf Geisterspiel
Genau deswegen schlüpfte Sportvorstand Matthias Sammer einmal mehr in die Rolle des Mahners. „Wir sind keine Jugendmannschaft. Wir sind Profis.“ Doch wenn selbst ein Trainer wie Pep Guardiola von einer „komischen Situation“ spricht und zugibt, dass sich sein Team darauf wird einstellen müssen, zeigt das: Obwohl ZSKA Moskau als Bestrafung für rassistische Ausfälle seiner Fans auf seinen Heimvorteil quasi verzichten muss, werden das leere Stadion, das gespenstige Schweigen von den Rängen, die überdeutlich ertönenden Rufe der Spieler und Trainer eine Atmosphäre schaffen, die nichts mit dem gemein hat, was die Bayern-Stars aus der Allianz Arena gewohnt sind.
Es ist das erste Geisterspiel überhaupt, das der Klub in seiner Vereinsgeschichte miterlebt. Wenn es nach Guardiola geht, der seine Mannschaft zum 100. Bayern-Sieg in der Champions League führen will, darf es auch gerne das letzte sein. „Hoffentlich! So etwas habe ich noch nie erlebt.“
Dass etwas bei einer Reise schief geht, das haben die Bayern aber sehr wohl schon häufig erlebt. Und in Moskau eben häufiger als anderswo. Ob es Ex-Präsident Uli Hoeneß war, der einst seinen Pass daheim vergaß und deswegen den Flieger verpasste. Ob es die grünen Holzspäne waren, die ein russisches Team von Greenkeepern auf den halb gefrorenen Acker im Luschniki-Stadion von Spartak Moskau gestreut hatte, um den kaum bespielbaren Platz zumindest fernsehtauglich grün erscheinen zu lassen. Oder ob es das letztjährige Reisechaos war, das mit einem zu enteisenden Flugzeug begann und in einem Stau in Moskau endete, weshalb die Pressekonferenz vor dem Spiel ebenso platzte wie das Abschlusstraining der Bayern.
Lesen Sie hier: Wo Sie das Spiel ZSKA Moskau - FC Bayern sehen können
„Moskau, Tor zur Vergangenheit...“, wie Dschinghis Khan dichteten. Zur Vergangenheit gehört auch, dass der FC Bayern die einzigen beiden Partien gegen ZSKA gewonnen hat – letztes Jahr in der Gruppenphase der Königsklasse. Die Resultate: 3:0 daheim, 3:1 auswärts. Und wenn am Dienstagabend nicht noch mehr Außergewöhnliches passiert, dürften die Bayern auch ihre Bilanz von acht Siegen in 16 Duellen mit russischen Teams weiter verbessern.
Vielleicht brennen Guardiolas Mannen nach dem Feueralarm dabei ja sogar ein sportliches Feuerwerk auf dem Rasen ab.