Die Akte Neuer: Sportarzt Helmut Pabst sieht eine Überbelastung beim Keeper
München - Fußballer lieben Rekorde, sie wollen immer Schallmauern durchbrechen. Doch auf diese Marke hätte Manuel Neuer liebend gern verzichtet. Allein: Daraus wird nichts, der Keeper ist machtlos.
Aufgrund seines Unterschenkelbruchs, den er sich am Freitag beim Skitourengehen am steilen Südhang des Roßkopfs am Spitzingsee zuzog, wird Neuer die 100er-Marke knacken: 100 verpasste Spiele in seiner Zeit als Münchner Keeper seit seinem Wechsel von Schalke 04 im Jahr 2011. 100. Uff. Derzeit steht der 36-jährige Keeper bei 79 Partien, die er wegen Verletzungen bereits fehlte. Bis zum Saisonende werden mindestens 22 weitere Spiele hinzukommen – je nachdem, wie Bayern in der Champions League und im DFB-Pokal abschneidet.
Manuel Neuer wird vom Pech verfolgt
Die Akte Neuer. Immer wieder wird der deutsche Nationaltorhüter zurückgeworfen. Besonders schlimm erwischte es ihn 2017, als er wegen drei Mittelfußbrüchen fast ein ganzes Jahr ausfiel. Schon zuvor bei Schalke hatte sich Neuer den Mittelfuß gebrochen, damals aber nicht den linken, sondern den rechten. Anschließend blieb Neuer das Pech treu: Fingerverletzung, Muskelfaserriss, Knie-OP, vor der WM erst eine Schultereckgelenksprellung. Der Keeper kämpfte sich stets stark zurück. Auch diesmal?
"Wenn Neuer eine gute Reha hat, wird er danach auch wieder spielen können", sagt der Münchner Sportarzt Helmut Pabst im Gespräch mit der AZ: "Vom Alter hängen solche Verletzungen nicht unbedingt ab, die Knochen sind bei Neuer noch stabil. Das kommt eher von Überbelastung, bei Neuer sind inzwischen Verschleißerscheinungen zu erkennen."
FC Bayern sucht neuen Torwart
Der FC Bayern sondiert nun den Torhütermarkt, für das große Ziel Triple in der Rückrunde soll ein neuer Top-Torwart her. "Natürlich werden wir uns in aller Ruhe Gedanken machen", sagte Vorstandschef Oliver Kahn dem "Kicker" und betonte das große Vertrauen in Neuers Stellvertreter Sven Ulreich. Dennoch: Ulreich wird wohl Backup bleiben.

Die Bayern-Führung sieht den an die AS Monaco ausgeliehenen Alexander Nübel als erste Option. Aber: Will Nübel überhaupt im Januar zu Bayern wechseln? "Die Frage lässt sich derzeit nicht beantworten, da ich noch keinen Kontakt zu Bayern München hatte und auch Alex noch nichts aus München gehört hat", erklärte Nübel-Berater Stefan Backs am Montag.
Für Alex Nübel müssten einige Voraussetzungen erfüllt sein
Dies sei "keine leichte Situation für den Verein, sie müssen völlig neu denken. Dafür braucht man Ruhe, und das wird auch der Grund sein, warum sich noch niemand gemeldet hat", so Backs: "Grundsätzlich hat Alex bei Bayern München einen Vertrag unterschrieben, um irgendwann dort zu spielen. Dafür müssen aber Voraussetzungen erfüllt sein. Deshalb müsste man vor einem solchen Schritt erst mit den Verantwortlichen besprechen, wie sie sich das vorstellen." Klar sei in jedem Fall, dass Nübel dafür "maximale Rückendeckung" bräuchte.
Allerdings gilt das Verhältnis von Nübel und Bayerns Torwarttrainer Toni Tapalovic als kompliziert, mit Trainer Julian Nagelsmann gibt es angeblich keinerlei Kontakt. Als externe Torhüter-Lösungen werden Yann Sommer (Gladbach), Kroatiens WM-Held Dominik Livakovic (Dinamo Zagreb) und Altstar Keylor Navas (Paris Saint-Germain) gehandelt.