Die 30-Millionen-Last: Hau den Gomez!

Bayerns teuerster Neuzugang wird wieder mal nur eingewechselt; die Breitseiten gegen ihn – auch von Vereinsseite – nehmen aber zu. Die Bosse und die Kritiker stören sich vor allem an der Jammerei.
HAMBURG Mario Gomez hatte es eilig. In flotter Gangart schritt er vom Warmlaufen zurück zur Ersatzbank. Leibchen aus, Trikot an, nix wie rein. Es war ja schon spät genug: 65 Minuten nach Spielbeginn. Wieder mal war der 30-Millionen-Euro-Kauf nur Teilzeitarbeiter im De-luxe-Sturm des FC Bayern. Diesmal allerdings ein sehr engagierter. Doch selbst das nutzt ihm derzeit anscheinend wenig, ebenso wenig wie dem Kollegen Klose. Der kam erst zehn Minuten vor Schluss ins Spiel.
Der Nationalstürmer Gomez hat für den FC Bayern in zehn Spielen sechs Tore erzielt. Keine schlechte Bilanz, sollte man meinen. Doch in der Führungsetage seines neuen Klubs scheint es fast, als habe man sich darauf verständigt, dem erfolgsverwöhnten Schwaben gehörig den Marsch zu blasen. „Ich habe vor ein paar Tagen mit seinem Agenten gesprochen und ihm gesagt, ich rate Mario dringend aufzuhören, sich zu beklagen oder in irgendeiner Art und Weise die Dinge falsch zu bewerten. Wenn man beim FC Bayern spielt, muss man hart arbeiten und Vollgas geben.“ Sagte Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge der „Welt am Sonntag“.
Bei Manager Uli Hoeneß klingt das ähnlich: „Bei Mario sieht man, dass die 30 Millionen Ablöse auf ihm lasten. Er ist nicht mehr so frei wie in Stuttgart. Beim FC Bayern braucht man eine Zeit lang, bis man alles verarbeitet.“ Selbst am bemühten, aber vergeblichen Einsatz von Gomez gegen Zé Roberto am eigenen Strafraum fand Hoeneß nichts Positives. „So sieht es eben aus, wenn ein Stürmer in der Abwehr aushilft“, kommentierte er die Szene, die zum 1:0 durch Petric führte.
Hau den Gomez! Die Breitseiten gegen den teuersten Einkauf der Bayern-Geschichte nehmen zu. In „Bild am Sonntag“ wetterte Günter Netzer: „Er muss lernen, dass Stammspieler beim FC Bayern zu sein mehr bedeutet, als ab und an ein Tor zu schießen – gerade bei diesem Top-Angebot an offensiven Spielern.“ Gomez müsse sich mehr ins Kombinationsspiel einbringen. Auch Netzer forderte Gomez auf, den Konkurrenzkampf ohne Murren anzunehmen. „Er sollte aufhören, zu jammern und sich zu beschweren und seine Unzufriedenheit preis zu geben.“
Damit hat der Torjäger noch so seine Probleme. Über sein neuerliches Reservistendasein sagte Gomez: „Meine Torquote hat gestimmt und stimmt immer noch. Aber der Trainer hat anders entschieden.“ Genau diese Sätze hat Hoeneß wohl gemeint, als er im Fernsehen zum bald noch durch Luca Toni angereicheten Stürmer-Überangebot sagte: „Unruhe wird nur dann entstehen, wenn Sie ständig in die hineinbohren und dann vielleicht der eine oder andere eine unbedachte Äußerung macht. Ansonsten ist das in dem Geschäft normal.“ Schöne Aussichten für Gomez, Klose und Toni.
Thomas Becker