Didi Hamann exklusiv über den FC Bayern: "Harry Kane ist nicht so ein Athlet wie Lewandowski"

München - Das Transferkarussell nimmt beim FC Bayern Fahrt auf. Der Rekordmeister kämpft mit Tottenham um Wunschstürmer Harry Kane, außerdem steht mit Kyle Walker ein weiterer Star aus der Premier League auf der Liste von Trainer Thomas Tuchel.
Didi Hamann, früherer Profi beim FC Bayern und heute TV-Experte beim Sender Sky, beobachtet das Geschehen bei den Münchnern ganz genau. Im AZ-Interview verrät der 49-Jährige, was er von den potenziellen Neuzugängen hält und wie er das Torwart-Problem um Manuel Neuer und Yann Sommer lösen würde.
Didi Hamann: "Am Ende wird es sehr teuer für den FC Bayern"
AZ: Herr Hamann, der FC Bayern kämpft weiter um die Verpflichtung von Harry Kane und ist wohl sogar bereit, 100 Millionen Euro für den Stürmer von Tottenham Hotspur zu zahlen. Wird Tottenham-Präsident Daniel Levy letztlich nachgeben und Kane ein Jahr vor Vertragsende verkaufen?
DIDI HAMANN: Mit Levy ist auf jeden Fall nicht zu spaßen, das ist in England bekannt. Es wird noch einige Zeit dauern – und am Ende auf jeden Fall sehr teuer für den FC Bayern. Kane soll den Spurs ja mitgeteilt haben, dass er nach München wechseln will. Das ist schon mal positiv. Und so einen Topstürmer braucht Bayern auch in der Mannschaft. Ich bin überzeugt davon, dass Kane bei Bayern sofort seine Tore machen würde. Aber 100 Millionen Euro für einen fast 30-Jährigen sind ein stolzer Preis – denn ich glaube nicht, dass Kane ein Spieler ist, der in drei, vier Jahren noch so viele Tore schießt wie heute.

Neue Engländer für den FC Bayern? "Kyle Walker ist zweifellos ein super Spieler"
Wieso nicht?
Kane ist nicht so ein Athlet wie Lewandowski, der hat eine andere Physis. Dennoch: Bayern braucht vorne einen Topmann. Und für Frankfurts Randal Kolo Muani wird wohl auch ein Preis in Höhe von 100 Millionen Euro aufgerufen. Es bleibt spannend.
Dusan Vlahovic von Juventus Turin und Julian Alvarez von Manchester City werden ebenfalls als Alternativen zu Kane im bayerischen Sturmzentrum genannt.
Die Entscheidung wird sich noch hinziehen. Es ist generell eine ungute Konstellation aus meiner Sicht, dass das Transferfenster bis Ende August geöffnet ist. Da hat die Liga schon wieder begonnen. Das sollte dringend geändert werden, ich weiß nicht, warum das noch nicht passiert ist.
Ein weiterer Spieler, der beim FC Bayern gehandelt wird, ist Rechtsverteidiger Kyle Walker von Manchester City. Würde der Engländer die Mannschaft verstärken?
Walker ist zweifellos ein super Spieler. Ich traue ihm zu, noch ein, zwei Jahre auf Topniveau zu spielen. Er ist unheimlich fit. Sollte Benjamin Pavard wechseln, wäre Walker mit Sicherheit ein guter Mann. Ich hätte aber auch kein Problem, wenn Noussair Mazraoui anstelle von Pavard spielen würde. Mazraoui hat es ordentlich gemacht in seiner ersten Bayern-Saison und auch gut bei der WM gespielt.
"Manuel Neuer macht einen guten Eindruck": Warum der FC Bayern Yann Sommer dennoch nicht gehen lassen sollte
Hat Bayern auch auf der Sechser-Position Bedarf?
Da würde Bayern schon noch einen Spieler brauchen – aber dann müsste man Leon Goretzka oder vielleicht sogar Joshua Kimmich abgeben. Auf Sicht herrscht auf dieser Position ganz sicher Bedarf.

Manuel Neuer ist inzwischen wieder ins Torwarttraining eingestiegen, bis er voll belastbar und spielfähig ist, wird es aber noch dauern. Wie bewerten Sie die Torhütersituation bei Bayern?
Wenn Neuer noch Zeit benötigt, kann Bayern Yann Sommer nicht gehen lassen. Alexander Nübel verlässt den Klub. Ich habe aber die ersten Bilder von Neuer auf dem Trainingsplatz gesehen, da macht er einen guten Eindruck. Man darf jetzt nichts überstürzen, damit nicht noch etwas passiert bei Neuer.