DFB-TÜV vor der Heim-EM: So stehen die Chancen der FC-Bayern-Stars in der Nationalelf

Bundestrainer Julian Nagelsmann versammelt seine Nationalspieler, vom FC Bayern sind vier Akteure dabei. Pavlovic fehlt wegen eines Infekts. Goretzka und Gnabry hoffen noch auf die Heim-EM.
von  Maximilian Koch
Die deutsche Nationalmannschaft trifft demnächst auf Frankreich und die Niederlande.
Die deutsche Nationalmannschaft trifft demnächst auf Frankreich und die Niederlande. © IMAGO / Schüler

München/Frankfurt - Für Bundestrainer Julian Nagelsmann ging es am Montagvormittag erst mal auf die Schulbank. Während seine 26 Nationalspieler nach und nach im Teamhotel Kempinski Gravenbruch vor den Toren Frankfurts eintrafen, besuchte der Bundestrainer gemeinsam mit Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Andreas Rettig eine Grundschule in Essenheim bei Mainz.

Nagelsmann beantwortete verschiedene Fragen der Kinder, ein Fußball-Freestyler zeigte seine Tricks, auch ein Spiel auf einem Kleinfeld gehörte zum Programm. Vor der Heim-EM lässt der DFB nichts unversucht, um für Begeisterung zu sorgen – gerade bei den jüngsten Fans. Gut so!

Am Nachmittag begann Nagelsmann dann die detaillierte Vorbereitung auf die Länderspiele am Samstag (21 Uhr/RTL) in Lyon gegen Vize-Weltmeister Frankreich und drei Tage später in Frankfurt gegen die Niederlande. Ehe es mit dem ersten Mannschaftstraining an diesem Dienstag sportlich ernst wird, standen für den Bundestrainer Einzelgespräche an. Die Spieler, die auch noch Werbedrehs absolvierten, sollen genau wissen, welchen Plan Nagelsmann mit ihnen verfolgt. "Jeder muss ein gutes Verständnis für seine Rolle haben, die er im Kader innehat", sagte der Coach vorab.

Das gilt natürlich auch für die Profis des FC Bayern, von denen mit Manuel Neuer, Joshua Kimmich, Aleksandar Pavlovic, Jamal Musiala und Thomas Müller diesmal fünf nominiert sind. Leroy Sané (Rot-Sperre) fehlt hingegen genauso wie Leon Goretzka und Serge Gnabry, denen Nagelsmann andere Akteure vorzog. Doch was bedeutet das für die EM? Die AZ erklärt, welcher Bayern-Star welche Perspektiven im DFB-Team hat.

Manuel Neuer, Joshua Kimmich und Jamal Musiala haben ihre Plätze in der DFB-Elf sicher

Die Unantastbaren: Auf eine Kampfansage an seinen ewigen Rivalen Marc-André ter Stegen verzichtete Neuer vor seiner Rückkehr ins DFB-Team, es ist ohnehin bereits durchgesickert, dass Nagelsmann fest mit dem Bayern-Keeper als Nummer eins für die EM plant. "Wir werden mit beiden ein Gespräch führen, da nehme ich nichts vorweg", sagte Nagelsmann über die Torhüter-Frage, die er vor den beiden Partien geklärt haben will. Ter Stegen sei ein "intelligenter und reflektierter Spieler, der Dinge auch vorhersehen kann". Nämlich: seine Rolle als Ersatzmann.

Neben Neuer ist auch Kimmich gesetzt – rechts hinten in der Abwehrkette. Diese Position nimmt Kimmich seit einigen Spielen bei Bayern ein, er gewöhnt sich immer besser daran. Als einer von drei Zehnern hat zudem Jamal Musiala seinen Stammplatz sicher. Der 21-Jährige – derzeit wie Neuer und Kimmich in Bestform – wird wohl neben Florian Wirtz und Kapitän Ilkay Gündogan auflaufen.

Ankunft am Montagmittag im DFB-Quartier nahe Frankfurt: FC-Bayern-Star Jamal Musiala, einer der Stammspieler.
Ankunft am Montagmittag im DFB-Quartier nahe Frankfurt: FC-Bayern-Star Jamal Musiala, einer der Stammspieler. © Arne Dedert/dpa

Aleksandar Pavlovic kämpft um die Position neben Toni Kroos

Die Hoffnungsvollen: Bayerns Pavlovic, der sich gegen Darmstadt ein Veilchen geholt hatte, fehlte am Montag wegen eines Infekts. Er soll erst anreisen, wenn dieser auskuriert ist. Rückkehrer Toni Kroos ist auf der Doppelsechs fest eingeplant, daneben kämpfen Pascal Groß, Robert Andrich und eben Pavlovic um die zweite Position.

"Bei der Nationalmannschaft soll er Spaß haben, so wie jeden Tag im Training", sagte Bayern-Sportdirektor Christoph Freund über Pavlovic: "Er kommt immer mit einem Lächeln in die Kabine und genießt jede Minute auf dem Platz." Der Youngster selbst meinte: "Ich reise mit sehr viel Selbstvertrauen an. Es wird ein Erlebnis, dabei zu sein. Ich werde Gas geben und alles reinhauen." Ob es Pavlovic letztlich auch in den EM-Kader schafft? "Wir werden sehen", sagte er und grinste: "Ich hoffe es."

Leroy Sané hat seinen Platz im Aufgebot sicher, er muss aber um die Startelf kämpfen. Der Grund: Mit Musiala, Wirtz und Gündogan ist die Konkurrenz riesig, außerdem sitzt Sané eine Rot-Sperre aus der Partie gegen Österreich Ende November ab. Sané verpasst die Spiele gegen Frankreich und die Niederlande ebenso wie eines der EM-Testspiele Anfang Juni. Bitter!

Routinier Thomas Müller soll bei der EM dabei sein, dafür braucht er aber konstant Spielpraxis bei Bayern. Aktuell sieht es gut aus, Müller wird von Trainer Thomas Tuchel als Zehner eingesetzt.

Leon Goretzka und Serge Gnabry müssen ihre jüngste Form bestätigen

Die Wackelkandidaten: Goretzka will unbedingt bei der Heim-EM dabei sein, er glaubt weiter an seine Chance. "Überrascht" zeigte sich Kapitän Neuer über die Nicht-Nominierung des Bayern-Kollegen, Musiala sagte: "Leon spielt sehr gut die letzte Zeit. Es ist schade für ihn, aber ich weiß, dass er hart arbeiten wird, dass er im EM-Kader dabei ist."

Dafür muss Goretzka Andrich, Groß oder Pavlovic verdrängen. "Wir haben uns kurz ausgetauscht und miteinander geredet. Er ist nicht sauer auf mich. Ich kann auch nichts dafür, dass ich nominiert wurde", sagte Pavlovic über Goretzka. Bestätigt Goretzka seine starke Form in den kommenden Wochen, wird Nagelsmann kaum an ihm vorbeikommen. Im zentralen Mittelfeld braucht es nämlich auch reichlich Dynamik bei der EM.

Serge Gnabry hofft ebenfalls noch auf die EM-Teilnahme. Nach seiner schweren Muskelverletzung ist der Offensivstar wieder fit, in den vergangenen beiden Partien gegen Mainz und Darmstadt erzielte Gnabry zwei Jokertore. Fast schon traditionell dreht Gnabry in der Rückrunde auf – das könnte ihm das EM-Ticket sichern.

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