Deshalb war der FC Bayern dem BVB so sehr überlegen

München - Nach einem 0:5 bleibt einem nichts anderes übrig, dennoch gratulierte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke seinem einstigen Rivalen Karl-Heinz Rummenigge am Sonntagvormittag beim Sky-Talk fair. "Die erste Halbzeit der Bayern war mit das Beste, was ich in den letzten Jahren vom FC Bayern gesehen habe. Unsere Leistung war indiskutabel. Du hattest das Gefühl, dass wir nicht da waren."
FC Bayern fegt über BVB hinweg
Hinweggefegt vom roten Orkan. Der FC Bayern hat sein Revier verteidigt, als Platzhirsch der Liga sein Geweih ausgefahren und Borussia Dortmund, den Eindringling an der Tabellenspitze, mit Vehemenz vertrieben. Ein 5:0-Denkzettel allererster Güte. Nach dem Motto: Traut euch das nie wieder, Borussen! Seit 22 Jahren hat kein Tabellenführer mehr so hoch verloren.
Angetrieben von Wut, ausgestattet mit Wille, angefeuert vom Revanchegedanken und Uli Hoeneß. "Das war der FC Bayern, wie du ihn dir wünscht", Freude sich Rummenigge, "eine Niederlage wäre eine Vorentscheidung gewesen. Gewinnen war für uns alternativlos." Sechs Spieltage vor Schluss liegen die Bayern wieder einen Punkt vor dem Herausforderer, dank der nun um 15 Treffer besseren Tordifferenz sogar zwei.
Die Frage wird sein, wie sich die Dortmunder von den fünf Wirkungstreffern erholen werden. War dies die erneute Wende der Wende nach der großen Wende, dem Überholmanöver als die Bayern im Winter vom 12. bis zum 16. Spieltag neun Punkte zurücklagen? Doch wie konnte es, vor allem in der ersten Halbzeit, zu diesem Klassenunterschied der beiden besten deutschen Mannschaften kommen? Woraus resultierte diese bayerische Machtdemonstration?
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Lucien Favre mit ängstlicher Taktik
Die ängstliche Taktik von Favre: Dortmunds Trainer ließ Mario Götze draußen, verdichtete das Mittelfeld, brachte Kapitän Marco Reus als vordersten Angreifer, der dazu nach Spielschluss deutliche Worte fand: "Jeder weiß, dass ich da nicht spielen möchte."
Eine Hasenfuß-Aufstellung. Nur nicht verlieren. Dabei hätte man verwundbare Bayern an ihrer Achillesferse, der Abwehr, packen können. Mit Mut und hohem Pressing. Siehe Heidenheim im Pokal. So war Favres zu defensive Denke („Eine Lehrstunde“) eine Einladung an Bayern. Nach dem 0:5 wirkte Favre angeschossen, ratlos und mutlos. Mit einer Körpersprache, als habe er die Meisterschaft bereits aufgegeben.

Kovacs größter Sieg: Der Trainer, der seine Mannschaft in den letzten beiden Wochen scharf kritisiert hatte, die Spieler angesichts des ausgebliebenen Lerneffekts mit Kindern verglichen hatte, gewann sein erstes großes Spiel seit er im Juli 2018 übernahm. Eines muss man Kovac lassen: Zäh und widerstandsfähig ist er. Doch eine Jobgarantie über die Saison hinaus verweigerte ihm Rummenigge am Tag danach. Kovac bleibt unter Druck und wirkt angespannter denn je.
Javi Martínez bringt Stabilität
Hoeneß’ Motivationskniff: Der Präsident hatte den Druck ganz bewusst erhöht auf Mannschaft und Trainer Kovac. "Unsere Mannschaft muss mit einem Sieg gegen Dortmund zeigen, dass sie Meister werden will." Auftrag erfüllt. Hoeneß wurde noch deutlicher: "Am Samstag darf es keine Ausreden geben. Da muss gegen Dortmund geliefert werden, an eine Niederlage denke ich gar nicht. Wir müssen gewinnen, dazu gibt es für mich keine Alternative." So etwas setzt sich in den Köpfen fest. Hoeneß, einer, der alle Schlachten geschlagen hat, feierte die Tore auf der VIP-Tribüne als stünde die Meisterschaft schon fest.

Lewandowski und der Faktor M&M: Der Bayern-Torjäger traf doppelt, hat nun 201 Ligatore. Ein Garant. Die Hereinnahme von Javi Martínez als Sechser brachte die erhoffte Stabilität im Zentrum zurück, die baskische Kante erzielte das 3:0 – nie machte er mehr als die vier Pflichtspieltore in dieser Saison. Und dann der unverwüstliche Thomas Müller. Als Antreiber und Lückenreißer unverzichtbar. Mit Gruß an Jogi.
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