Der Weltrekord-Trainer: Warum der FC Bayern Julian Nagelsmann die Flick-Nachfolge zutraut
München - Am Montagvormittag rollte zunächst der Dienstwagen von Cheftrainer Hansi Flick (56) in die Tiefgarage an der Säbener Straße, anschließend trafen die Mitglieder des Vorstands ein, einer nach dem anderen.
Diesmal aber tagten die Bayern-Bosse um den Vorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge, Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic allein, ohne den Coach. Noch. Das wird sich bis Ende der Woche ändern. Flick, der sich dem routinemäßigen Corona-Test unterzog und kurz mit seinem Trainerteam sprach, brauste nach nicht einmal einer Stunde wieder davon, um die freien Tage bis Mittwoch zu genießen und sich zu erholen. Das ist auch nötig - denn für Flick und Bayern steht noch ein kniffliger Poker an.
Julian Nagelsmann kostet den FC Bayern 23 Millionen Euro
Seit Montag ist es kein Geheimnis mehr, dass die Münchner Julian Nagelsmann (33) als Flick-Nachfolger im Sommer auserkoren haben. Beide Seiten sind sich sogar schon einig, und RB Leipzig ist auch bereit, den Erfolgscoach ziehen zu lassen - allerdings nur gegen eine hohe Ablöse. 23 Millionen Euro stehen im Raum, das gab es noch nie im europäischen Spitzenfußball. Den Höchstwert als teuerster Coach hält aktuell André Villas-Boas, für den der FC Chelsea 2011 15 Millionen Euro an den FC Porto zahlte. Nagelsmann wird bei Bayern nun zum Weltrekord-Trainer.
Und genau da liegt noch ein kleines Problem: Die Münchner wollen eine Entschädigung vom DFB kassieren, damit Flick neuer Bundestrainer werden kann. Der Verband lehnt einen solchen Deal bislang aber ab. "Der DFB wird keine Ablösesummen zahlen, weil er noch nie Ablösesummen gezahlt hat und weil er als gemeinnütziger Verband im Übrigen sich schwertut, dies zu tun", sagte DFB-Vize Rainer Koch in der BR-Sendung "Blickpunkt Sport".
FC Bayern wird Hansi Flick wohl nicht umsonst gehen lassen
Er würde bei einer Ablösesumme für einen Nachfolger von Joachim Löw "aus meiner Position als erster Mann des Amateurfußballs entschieden widersprechen", ergänzte Koch. Der DFB habe ja "nicht unendlich viel Geld" und es sei "unmoralisch", wenn der DFB 30 Millionen Euro bezahlen müsse, die er am Ende an anderer Stelle in seinem Budget wegnehmen müsse. Und jetzt?
"Wenn wir Hansis Wunsch entsprechen sollen, müssen alle Parteien gemeinsam eine Lösung finden, mit der auch der FC Bayern zufrieden ist", hatte Rummenigge gesagt und damit klargestellt, dass man Flick, der einen Vertrag bis 2023 besitzt, nur unter bestimmten Umständen ziehen lassen würde. Womöglich muss der Coach aus eigener Tasche einen Beitrag leisten oder es kommt zu einem Ausgleichsspiel.
Auf Nagelsmann wartet eine schwere Aufgabe
Klar ist: Flick und Bayern wollen sich am Saisonende trennen - und Nagelsmann will den Job in München übernehmen. Der gebürtige Landsberger, der von 2002 bis 2007 beim TSV 1860 spielte, hat RB um die Freigabe gebeten, es zieht ihn zurück in die Heimat. Wohlwissend, dass die Chance, Bayern-Trainer zu werden, vielleicht nur einmal im Leben kommt. Und dass es zugleich einfachere Aufgaben gibt, als eine Kabine mit Weltmeistern und Champions-League-Siegern hinter sich zu bringen.
Aber Taktik-Genie Nagelsmann, auf den in Leipzig Salzburg-Coach Jesse Marsch folgen soll, trauen die Münchner Bosse diese Aufgabe zu. Was ihnen gefällt, ist die Einstellung des Trainers bezüglich der Kaderplanung. "Es ist wichtig und wertvoll, dass der Trainer gehört wird, aber ich sehe die Meinung des Klubs gegenüber dem Trainer als noch wichtiger an", sagte Nagelsmann zuletzt.
Exakt in diesem Punkt lagen Flick und Salihamidzic sehr weit auseinander.