Der verlorene Gomez

Beim FC Bayern kommt der Nationalstürmer einfach nicht zum Zug – und in Stuttgart trauern sie ihm noch immer nach. „Mario Gomez kann keiner ersetzen."
von  Abendzeitung
Ratlos: Stürmerstar Mario Gomez, der bei den bayern immer wieder nur auf der Bank sitzt.
Ratlos: Stürmerstar Mario Gomez, der bei den bayern immer wieder nur auf der Bank sitzt. © dpa

Beim FC Bayern kommt der Nationalstürmer einfach nicht zum Zug – und in Stuttgart trauern sie ihm noch immer nach. „Mario Gomez kann keiner ersetzen."

STUTTGART Es ist fest davon auszugehen, dass Markus Babbel und Horst Heldt am Fernseher zugeschaut haben, als die Bayern 4:0 in Frankfurt gewannen. Erstens spielte da in der Eintracht der nächste Bundesligagegner des VfB, zweitens ist Mario Gomez immer noch ein Thema in Stuttgart. Babbel und Heldt und viele andere schwäbische Fußballfreunde sahen Gomez, als er vom Rasen schritt wie nach einem Trauerfall: Dünne Lippen, das Gesicht wie in Beton gegossen – trotz des Sieges. Gomez war erst eingewechselt worden, als alles vorbei war, als es schon 4:0 stand.

Für VfB-Freunde sind das schmerzliche Momente. Keinem Spieler wurde und wird in Stuttgart nachgetrauert wie Gomez (24), der 63 Tore in 121 Spielen im VfB-Trikot erzielt hat. Da regt sich im Ländle Wehmut und ein bisschen Mitleid mit dem verlorenen Torjäger, der bei Bayern nicht zum Zug kommt.

Inzwischen lobt ihn sein Trainer Louis van Gaal zwar, aber er sitzt draußen. Auch der standhafte Niederländer vernimmt die leisen Töne aus der Chefetage, die ihm baldige Gomez-Einsätzen und einen freundlicheren Zugang zum sensiblen Stürmer empfehlen. Aber van Gaal baute zuletzt auf Luca Toni; manche glauben, man stelle den Italiener ins Schaufenster, um ihn im Winter zu verkaufen. Bis dahin muss Gomez warten, auch wenn man ihn anderswo schmerzlich vermisst.

„Mario Gomez kann keiner ersetzen“, sagt VfB-Teamchef Babbel. Manager Heldt meint: „Mario ist zu den Bayern gewechselt, das hat uns weh getan, aber er wollte sportlich weiter kommen.“ Ein Zurück gibt es nicht. Zumal der VfB viele der 35 Millionen aus dem Gomez-Transfer ausgegeben hat – für Spieler, die dort nun unter dem Sammelbegriff „Chancentod“ laufen.

Manches klingt mittlerweile nach Sarkasmus. „Ich würde nicht nein sagen“, sagt Babbel über Gomez und schaut rüber zum Manager: „Also Horst, streng dich an.“ Heldt lächelt milde. Er hält derartige Pläne für unrealistisch. „Ausgeschlossen“, sagt er, und es klingt, als wolle er die Diskussion beenden. Das sieht am Ende auch Babbel ein: „Ich habe zwar immer gesagt, dass Mario schwer zu ersetzen ist, aber das bringt uns in dieser Situation nicht weiter.“ Mario Gomez ist und bleibt weg, gegen die Bayern muss es am Samstag für den VfB anders gehen. Vermutlich schlechter.

Oliver Trust

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.