Der Triumph von Turin
TURIN - Der FC Bayern spielt sich beim 4:1 gegen Juventus in einen wahren Rausch. Beim besten Saisonspiel treffen Torwart Butt, Olic, Gomez, Timotschschuk – auch für ihren Trainer Louis van Gaal
Sie wollten gar nicht in die Kabine. Sie tanzten vor der Fankurve La Ola, einige sprangen sogar über die Bande, um mit den Fans zu feiern. Sogar mit denen, die sich teils in der Saison von ihren Helden abgewandt hatten.
Gestern war der Tag der Versöhnung. In der Nacht des Triumphes, dem 4:1 bei Juventus Turin. Der Jubel war grenzenlos. Im (bisher) wichtigsten Spiel der Saison gaben die Bayern ihre beste Vorstellung, schafften damit sensationell noch den Sprung ins Achtelfinale der Champions League.
„Das war das beste Spiel, seit ich bei Bayern bin“, schwärmte Kapitän Mark van Bommel. „Wir haben das souverän herausgespielt. Der Zusammenhalt und das Selbstvertrauen ist in den letzten Wochen immens gewachsen. Wir haben bwewiesen, dass wir eine richtig gute Truppe sind.“
Die in der Kabine dann mit lauten Gesängen feierte. Daniel van Buyten: „Wir sind als verschworenes Team aufgetreten. Wir haben gut gekämpft und sind dafür beloht worden. Wir sind stolz auf unsere Leistung.“ Bedanken für den Triumph von Turin durften sich die bayern beim Dauerläufer, Vorbereiter und Vollstrecker Ivica Olic, Abstauber Mario Gomez, Keeper Jörg Butt, der einen Elfmeter eiskalt verwandelte – und Knaller Timoschtschuk. Ein grandioser Abend.
Butt glich mit seinem Elfer den Rückstand (Trezeguet) aus. Gomez nutzte eine missglückte Abwehr von Juve-Kee„Van Gaal bot zum vierten Mal hintereinander die gleiche Anfangself auf. Arjen Robben blieb also erstmal auf der Bank. Obwohl der Holländer sich selbst für einsatzfähig erklärt hatte. „Die Spieler wollen immer von Anfang an spielen“, so der Coach, „aber Robben war vier Wochen draußen, er kann nicht 90 Minuten spielen.“ Van Gaal traute seinem Landsmann nur die Joker-Rolle zu.
Ein Fehler, wie Ex-Bayer Stefan Effenberg, glaubte. Der Champions-League-Sieger 2001, gestern für den Sender Sky in Turin: „Ich hätte Robben von Anfang an gebracht, zumal er selbst unbedingt spielen wollte. So einer kann den Unterschied ausmachen.“
Für Bayerns Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge war’s ein „Hop-oder-Top-Spiel“, für Torwart-Titan Oliver Kahn viel mehr. „An dem Spiel orientiert sich der Verlauf der ganzen Saison für Bayern.“ Bayern startete stark. Doch Schweinsteiger knallte den Ball aus aussichtsreicher Position in den Turiner Nachthimmel (5.). Pech dann für Olic, dass sein Kopfball nach Flanke von van Bommel nur am Pfosten landete (12.). Sah wirklich gut aus. Bis Martin Demichelis ein katastrophaler Fehler unterlief. Der Argentinier ließ sich im Mittelfeld von Diego den Ball abluchsen. Der Ex-Bremer leitetet sofort die Juve-Attacke über Marchisio ein, die Trezeguet eiskalt zum 1:0 abschloss (19.).
Neue Hoffnung brachte brachte Jörg Butt. Der Torwart eilte nach vorne nachdem Caceres Olic gelegt hatte, schnappte sich den Ball – und verwandelte den Elfmeter obercool mit einem verzögerten Schuss zum 1:1 (30.). Die Bayern überlegen, hätten nachlegen können. Aber sowohl Schweinsteigers (abgefälschter) Schuss (31.) als auch der Kopfball von Gomez (32.) gingen knapp daneben.
Da war dann sogar der Ex-Kapitän begeistert: „Das beste Saisonspiel der Bayern“, schwärmte Stefan Effenberg, sie spielen klasse auf, machen fast alles richtig.“ Alles richtig machte Ivica Olic. Goldrichtig stand der Ex-Hamburger als Juve-Keeper Buffon (spielte mit gerissenem Meniskus, wird am Mittwoch operiert) den Kopfball von Gomez nur abklatschen konnte, drückte die Kugel zum 2:1 für Bayern über die Linie (52.). Alles gut?
Und ob! Gomez vollendete nach Ecke von Badstuber zum 3:1 (83.)., Timoschtschuk knallte zum 4.1 ein (90.). Die Bayern im Siegesrausch – und weiter auf Europas großer Fußball-Bühne. Um Trainer Louis van Gaal gibt’s vorerst keine Diskussionen mehr.
F. M., ps.