Der rote Rückpass (7): Uwe Gospodarek

Bayerns ehemaliger Ersatzkeeper über Fehler, Ziele, gute Freunde - und was mit Rensing falsch lief.
von  Abendzeitung
Will noch zwei  Jahre weiterspielen: Uwe Gospodarek.
Will noch zwei Jahre weiterspielen: Uwe Gospodarek. © Wolfgang Zink

Bayerns ehemaliger Ersatzkeeper über Fehler, Ziele, gute Freunde - und was mit Rensing falsch lief.

AZ: Herr Gospodarek, Ihre Profikarriere begann beim FC Bayern. Wie schwer war das für Sie?

UWE GOSPODAREK: Es war verdammt hart, aber dennoch eine wunderschöne Zeit. Vor allem eine schöne Lehrzeit von 1989 -1995. Ich habe drei Jahre Jugend und drei Jahre bei den Profis gespielt - und hab da sehr viel erlebt vor allem durch meinen Jugend- und Amateurtrainer Hermann Gerland, der ja immer noch da ist.

Haben Sie noch Kontakt zu Hermann Gerland?

Ja, der Kontakt ist nach wie vor sehr gut. Ich schaue ab und zu beim „Tiger“ (Spitzname von Gerland, d. Red.) vorbei, wenn ich in München bin. Es macht einfach Spaß mit ihm über die alten Zeiten zu reden. Es war wirklich eine sehr schöne Zeit.

Gab es nie den Wunsch, mal wieder zu Bayern zurückzukehren?

Doch, Bayern wollte mich nach dem einen Jahr Bochum wieder zurück holen, wo ich nur ausgeliehen war, aber das Jahr vorher kam der Oliver Kahn und da war für mich klar, dass ich auf jeden Fall in Bochum bleiben wollte, weil ich dort spielen konnte. Später gab es nochmal die Chance, da war ich in Kaiserslautern und Kahn hatte sich verletzt bei einem Zusammenprall mit dem Sammy Kuffour und Bernd Dreher hatte sich im gleichen Spiel auch die Kreuzbänder gerissen. Da gab es wieder Kontakt, weil Bayern in Kaiserslautern spielte, aber der FCK hat mich nicht gehen lassen. Ich wäre schon gern zu Bayern zurückgekommen.

Sie sind nach Kaiserslautern dann in Regensburg und bei Burghausen in der Dritten bzw. Zweiten Liga gelandet. Kritiker sagen heute „Der hat zu wenig aus seinem Talent gemacht“.

Ich hatte in meiner Karriere auch immer ein bisschen Pech. In Kaiserslautern sollte ich Nummer eins werden und habe mir gleich im ersten Testspiel die Schulter gebrochen, fiel ein halbes Jahr aus. Da war es natürlich schwer für mich wieder reinzukommen, weil vor allem die Leistung vom Andi Reinke (Torwart 1. FC Kaiserslautern, d. Red.) damals gestimmt hat. Gladbach wollte mich, aber Lautern ließ mich nicht weg und dann plätscherte es einfach dahin. Man möchte spielen und möchte wechseln, aber man kommt nicht weg. Dann war ich ablösefrei, musste weiter unten anfangen und bin zu Jahn Regensburg, weil ich lange verletzt war und bei den Vereinen in Vergessenheit geraten bin. Wir sind aufgestiegen in die Zweite Liga, aber dann bin ich nach Burghausen gewechselt, weil ich in der Nähe von meiner Heimat München war.

Hätten Sie mehr aus ihrer Karriere machen können? Haben Sie Fehler gemacht?

Natürlich ist bei mir nicht alles glatt gelaufen. Ich war aber immer so ehrgeizig und wollte spielen egal wo ich war. Den einzigen Fehler, den ich gemacht habe, war der, dass ich damals von Bochum weggegangen bin. Dort war ich ein etablierter Spieler, aber in Kaiserslautern hatte ich die Möglichkeit Champions League zu spielen. Wenn ich in Bochum geblieben wäre, hätte ich vielleicht ein paar Spiele mehr auf dem Buckel als jetzt.

Ihre letzte Station war Mönchengladbach. Auch da gab es kein schönes Ende. Warum?

Das war von allen Seiten nicht glücklich. Das weiß Gladbach auch. Im Winter wurde ein neuer Torwart geholt und plötzlich war ich raus. Aber die Art und Weise, wie es in der Öffentlichkeit verkauft wurde, das war nicht gut. Das hätte man anders regeln können und der Leidtragende war ich.

Was sind Ihre Zukunftspläne? War’s das mit der Karriere?

Ich werde im Sommer zwar 36, hoffe aber, dass ich noch ein, zwei Jahre spielen kann. Ich fühl mich fit und ein Jens Lehmann spielt mit 41 noch.

Wo würden Sie gerne hin?

Auch in meiner Zeit in Gladbach war meine Familie immer in München und von daher würde ich natürlich liebendgern dorthin zurück. Aber ich bin offen für alles, hör mir alles an auch Dritte Liga. Ich möchte einfach noch Fußball spielen. Ich fühle mich zu jung, um aufzuhören. Vor allem um so aufzuhören. Das stelle ich mir nach 15 Jahren anders vor.

Sie möchten nicht als „Stinkstiefel“ hingestellt werden, oder?

Das war ich nie, aber es kommt so rüber, wenn man das verfolgt. Ich hab mir nichts vorzuwerfen, habe für Gladbach alles getan, was möglich war.

Wo war Ihre schönste Zeit?

In Bochum. Da hatte ich den größten sportlichen Erfolg mit dem Aufstieg und dem Uefa-Cup-Platz. Da hab ich einfach als Stammtorwart immer gespielt. Sicher bin ich bei Bayern Deutscher Meister geworden, saß aber hauptsächlich nur auf der Bank.

Haben sich in Ihrer Karriere Freundschaften entwickelt mit Ex-Kollegen?

Freundschaften im Fußballgeschäft sind immer schwer. Man lernt in jeder neuen Mannschaft so viele neue Typen kennen und es ist schwer, das aufrechtzuerhalten, weil Spieler dann wieder weiterziehen. Ich gehe gern zur Säbener Straße - und da treffe ich Hermann Gerland natürlich und auch den Christian Nerlinger. Man spricht einfach über alte Zeiten.

Hermann Gerland wird zur neuen Saison Co-Trainer von Louis van Gaal, Christian Nerlinger wird Sportdirektor. Richtige Entscheidungen?

Ich finde es einfach gut, dass man Leute nimmt, die aus dem eigenen Stall sind. Christian Nerlinger hat ja schon bei Bayern ein Praktikum gemacht und zuletzt den Teammanager. Er weiß genau, wie die Strukturen im Verein sind und ist auch schon länger bei den Präsidiumssitzungen dabei. Der ist von der Person so stark, dass er der Nachfolger vom Uli Hoeneß werden kann.

Und Gerland?

Hermann (Gerland, d. Red.) ist ein Riesentyp, ein super Ausbildungstrainer. Und immer geradeaus. Er weiß genau, welches Anforderungsprofil ein Profi haben muss. Wenn man ihm zehn junge Spieler hinstellt, dann sagt er dir nach fünf Traingseinheiten: „Der wird Profi und der wird keiner.“ Er weiß, welche Aufgaben er hat und die erfüllt er zu 1000 Prozent. Und Hermann ist immer Mensch geblieben.

Sollte Michael Rensing den FC Bayern verlassen?

Der einzige Fehler war, den Rensing nicht ein Jahr auszuleihen, bevor er Nummer eins wurde. Ein Markus Babbel oder Philipp Lahm hatten auch ihr Lehrjahr in Hamburg und Stuttgart, was ihnen gut getan hat. Das hat Rensing gefehlt. Er ist von 0 auf 100 gestartet - und dann ist es natürlich schwer. Jeder verfehlte Abwurf von ihm wurde zum Bumerang. Wenn Bayern einen Torwart holt, muss Rensing gehen, wenn nicht, muss er Gas geben.

Wenn Sie keinen neuen Verein finden, wie geht’s mit Ihnen weiter?

Ich habe das immer schon gesagt. Ich hatte so viele Torwarttrainer und das ist das, was ich weitergeben möchte an junge Spieler. Ich möchte das, was ich selber erleben durfte bei Torwarttrainern, weitergeben. Ich hatte bei Bayern den Sepp Maier und Toni Schumacher, in Bochum Ralf Zumdick, in Kaiserslautern Gerald Ehrmann, in Gladbach Uwe Kamps und da habe ich verschiedene Arten des Trainings kennengelernt. Wenn man sich da das beste rauspickt, dann kann man schon viel an die Jungen weitergeben. Aber noch hoffe ich einen Verein zu finden, wo ich noch zwei Jahre spielen darf.

Interview: Reinhard Franke

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