Der rote Rückpass (3): Wiggerl Kögl

Nach einem Jahr beim TSV 1860 in der Saison 1983/1984 wechselte der heute 43-jährige Ludwig Kögl zum FC Bayern, wo er seine erfolgreichste Zeit erlebte. Obwohl er vom blauen Erzfeind zu den Roten wechselte, avancierte er zum Publikumsliebling.
AZ: Herr Kögl, Sie haben bei allen drei Münchner Vereinen gespielt. Bayern, 1860 und Unterhaching. Wo war Ihre schönste Zeit?
LUDWIG KÖGL: Ich habe überall gerne gespielt. Ich war immer ein bodenständiger Typ und bin froh, den Großteil meiner Karriere in Bayern gespielt zu haben.
2001 haben Sie Ihre Karriere beendet und wurden anschließend gleich Spielerberater. Wie kam es dazu?
Ich bin eher zufällig zum Spielerberater gekommen. Ich habe drei Jahre in Luzern Fußball gespielt und dort wurden nie pünktlich die Gehälter gezahlt. Zufällig war mein Nachbar Anwalt und der hat dann meine Interessen vertreten. Meine Mitspieler haben gesehen, dass ich zu meinem Geld komme und haben mich dann gefragt, ob der Anwalt auch ihre Interessen vertreten kann. Das hat er getan und so habe ich viele aktive Spieler, mit denen ich zusammen gespielt habe, letztendlich nach meiner Karriere betreut. Ich hab aus der Not eine Tugend gemacht.
Der Trainerjob hat Sie nie gereizt?
Nein. Trainer wollte ich nie werden. Ich habe zwar den A-Schein, aber das war für mich kein Thema. Ich habe eine eigene Agentur mit einem Anwalt und zwei Angestellten. Ich wollte immer komplett selbstständig und mein eigener Herr sein.
Was ja auch geklappt hat. Sie haben 30 Fußballer unter Vertrag darunter auch ein Anton Fink aus Haching und Thomas Müller von Bayern München.
Das ist ein guter Bestand darunter sind viele junge Spieler, Jugend-Nationalspieler und auch Spieler aus Österreich und der Schweiz.
Mit welchen Gefühlen denken Sie an Ihre aktive Zeit als Fußballer zurück. Was war schöner? Sechs Jahre Bayern oder das eine Jahr bei den Löwen?
Es war alles auf seine Art aufregend und erfolgreich. Meine Zeit bei Sechzig war ja nur kurz. Es gab sechs sehr erfolgreiche Jahre beim FC Bayern, anschließend sechs Jahre Stuttgart, wo ich auch Meister wurde, drei Jahre Luzern und zum Schluss zwei Jahre Haching in der ersten Liga unter Lorenz-Günther Köstner. Das war dann noch mal ein schöner Abschluss meiner Zeit als Profi.
Zu welchem Verein und zu welchen Spielern besteht heute noch am meisten Kontakt?
Das ist schon ganz klar Bayern München. Ich spiele ja auch mit Hans Pflügler und Raimond Aumann in der Bayern-Allstar-Elf und da sind auch die meisten Spieler aus meiner aktiven Zeit noch dabei. Deshalb ist der engste Draht schon zu Bayern.
Als Spielerberater sind Sie jedes Wochenende im Stadion.
Ja, ich bin immer da, wo meine Klienten spielen. Das ist dann nicht privater Natur oder dass ich mir ein Spiel aus Jux und Dollerei anschaue. Ich schaue mir im Jahr an die 150 Spiele an.
Bei Bayern beginnt mit dem neuen Coach Louis van Gaal ein neuer Abschnitt. Ist er der richtige Mann für den großen Erfolg auch in der Champions League?
Ich denke schon, das van Gaal ein sehr guter Trainer ist. Der wird der Mannschaft wieder eine Handschrift verpassen und auch taktisch wird sich einiges ändern als unter Klinsmann. Mit van Gaal wird Bayern nächste Saison ganz klarer Titelfavorit sein.
Mit Michael Rensing im Tor? Über seine Zukunft bei Bayern wird van Gaal in den nächsten Tagen entscheiden.
Ganz ehrlich? Ich denke, dass Bayern eine neue Nummer eins holen wird. Michael sollte sich nach etwas anderem umschauen.
Wollen Sie sich auch noch mal nach etwas neuem umschauen? Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich bin glücklich mit dem, was ich mache. Als Trainer möchte ich nicht zurück kommen, als Spieler auch nicht (lacht) Ich möchte nicht mehr in einem Verein arbeiten.
Gibt es einen Spieler, den Sie gerne mal unter Vertrag haben möchten?
Nein. Ich betreue viele junge Spieler und das macht unheimlich Spaß. Ich hoffe, dass sich jeder gut entwickelt nicht nur sportlich, sondern auf allen Ebenen.
Thomas Müller ist auch ein Spieler von Ihnen. Zuletzt gab es immer wieder Diskussionen, wen Bayern im Sturm abgeben soll. Müller oder Luca Toni?
Der Thomas hat heuer erst einen Zweijahresvertrag bei Bayern unterschrieben. Es gibt genügend Möglichkeiten für ihn, aber Stand heute ist, dass er bei Bayern die Saison beginnt
Interview: Reinhard Franke