Der rote Rückpass (17): Bernd Dreher

Er war immer nur die Nummer zwei oder drei im Bayern-Tor. Weshalb Bernd Dreher dennoch so wichtig für die Mannschaft war, warum er kaum noch Kontakt zum Ex-Klub hat . . .
AZ: Herr Dreher, Sie standen insgesamt nur 13 Mal in Pflichtspielen bei den Profis des Bayern zwischen den Pfosten. Trotzdem schrieb Welt-Online über Sie: "Eine Mannschaft braucht einen wie ihn. Er ist unbezahlbar, er entscheidet die Meisterschaft."
BERND DREHER: Dies ist sicherlich eine Anspielung auf mein damaliges Verhältnis zur Mannschaft. Ich - und natürlich auch andere - haben den Zusammenhalt der Mannschaft gefördert und haben Spaß in die Arbeit gebracht. Vielleicht hat genau das unter Jürgen Klinsmann in der letzten Saison gefehlt.
Sie standen während der ganzen Zeit im Schatten von Oliver Kahn. Ist das für einen Leistungssportler nicht ein Problem?
Ich wusste, bevor ich zum FC Bayern kam, dass er die Nummer 1 ist. Also brauchte ich mich auch im Nachhinein nicht zu beklagen.
Es hat Sie überhaupt nicht gewurmt, immer die Nummer Zwei und Nummer Drei zu sein?
Ich habe immer gesagt: "Mir ist es lieber, hinter Oliver Kahn die Nummer Zwei zu sein, als hinter irgendeiner Pflaume."
Woher haben Sie Ihre Motivation für tägliche Training gezogen?
Jetzt übertreiben Sie mal nicht. In meiner Zeit beim FC Bayern haben wir immerhin ordentlich Titel abgeräumt, das ist doch auch etwas Schönes.
Mit welcher Einstellung geht man ins Training, wenn man weiß, dass man nicht spielen wird?
Man weiß im Fußball nie, was passiert. Also habe ich mich im Training immer so verhalten, als ob ich am Samstag spielen würde.
Was für ein Verhältnis hatten und haben Sie zu Oliver Kahn?
Ich habe zu allen Torhütern immer ein sehr gutes Verhältnis gehabt. Und auch heute habe ich zu Kahn, Rensing und Sepp Maier einen guten Draht.
Michael Rensing hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass Kahn sein großes Vorbild war. Haben Sie den jüngeren Stammtorhüter bewundert?
Ich hatte ganz früher ein Idol, das war Toni Schumacher. Wenn man professionell in der Bundesliga arbeitet und täglich hart trainiert, hat man nicht mehr die Zeit andere zu kopieren oder anderen nachzueifern.
Wurden Sie unterschätzt?
Habe ich mich beschwert? Es war eine schöne Zeit - und jetzt werde ich sehen was mir bevorsteht.
Was könnte das sein?
Ich bin mir mit einem Verein weitestgehend einig geworden und werde höchstwahrscheinlich in naher Zukunft als Torwarttrainer arbeiten. Wo und wann, kann ich Ihnen jetzt noch nicht verraten.
Mit dem Amtsantritt von Jürgen Klinsmann haben Sie den FC Bayern verlassen. Was haben Sie im Anschluss gemacht?
Ich bin momentan Vorstandsvorsitzender in einer AG der Getränkeindustrie und leite nach wie vor die Dreher-Fußball-Akademie.
Hätten Sie sich nach den langen Jahren bei Bayern nicht eine Pause gönnen können?
Wer nichts tut, verblödet. Außerdem hatte ich es nun auch nicht so dicke, dass ich bis an mein Lebensende vom Ersparten hätte leben können.
Walther Junghans wurde Chef-Torwart-Trainer, Sie mussten gehen. Wie sehr hat Ihnen die Entscheidung von Uli Hoeneß zugesetzt?
Darüber möchte ich nicht reden, es war zu bitter.
Reden wir über Andere. Was halten Sie von Klinsmanns Entscheidung, Rensing in der Endphase der Saison zur Nummer zwei zu degradieren?
Ein sehr seltsamer Zeitpunkt um jemanden aus der Stammelf zu nehmen. Tatsache ist doch: Wenn die Mannschaftsleistung besser wird, sieht auch der Torwart besser aus. Wäre die Mannschaftsleistung entsprechend gewesen, hätte Klinsmann auch gleich Rensing im Tor lassen können.
Wie sehen Sie die Zukunft von Rensing?
Ich würde es Michael sehr gönnen, wenn er wieder Stammtorhüter wird.
Wie ist heute Ihr Verhältnis zum FC Bayern?
Außer zu Rensing, Kahn und Maier habe ich zu niemandem beim FC Bayern mehr ein Verhältnis.
Sie waren nicht nur gut als Torwart, sondern haben auch einen guten Schuss: Trainer Felix Magath hat Sie in einem Freundschaftspiel mal als Stürmer eingesetzt und auch im Allstar-Team des FC Bayern schießen Sie die Tore.
Ich spiele nur deswegen als Stürmer im Allstar-Team, weil ich zu faul bin, immer wieder nach hinten zu laufen. Und wenn dann auch noch zufällig ein Ball kommt, mache ich ihn eben rein.
Ihr Bruder ist in Leverkusen als Co-Trainer beschäftigt. Klingt nach einer fußballbegeisterten Familie.
Auch mein zweiter Bruder ist bei Leverkusen angestellt und meine Eltern haben früher das Jungendheim bei Leverkusen betreut.
Ein Fazit zu Ihrer Zeit beim FC Bayern?
Alles in Ordnung, außer der Abschluss.
Interview: Boris Breyer