Der rote Rückpass (1): Wie geht's, Bulle Roth?

Warum Bulle Roth einst Bayern-Profi wurde und wieso es ihn nie in die Fremde zog.
von  Abendzeitung
Mit dem FC Bayern wurde "Bulle" Roth je viermal Deutscher Meister und Europapokalsieger.
Mit dem FC Bayern wurde "Bulle" Roth je viermal Deutscher Meister und Europapokalsieger. © Sven Simon

Warum Bulle Roth einst Bayern-Profi wurde und wieso es ihn nie in die Fremde zog.

MÜNCHEN Franz „Bulle“ Roth spielte von 1966 bis 1978 beim FC Bayern, in 322 Bundesligaspielen erzielte er 72 Tore. Er war je viermal Deutscher Meister und Europapokalsieger. Seine wichtigsten Toren erzielte er 1967 im Pokalsieger-Endspiel gegen Glasgow Rangers (1:0) und in den Landesmeister-Finals gegen Leeds 1975 (2:0) und St.Etienne 1976 (1:0). Seit 1980 führt er ein Sportgeschäft in Bad Wörishofen.

AZ: Herr Roth, wie oft werden Sie denn noch angesprochen auf Ihre großen Momente?

FRANZ ROTH: Ziemlich oft. Bad Wörishofen ist eine Kurstadt, wo vor allem viele ältere Gäste sind. Aber Sie glauben ja gar nicht, wie viele junge Fans auch bei mir vorbeischauen. Zehn- bis Zwölfjährige, die mich als Spieler nicht mehr erlebt haben, aber das alles aus den Büchern über den FC Bayern haben.

Und diese Bücher müssen Sie noch oft signieren?

In der Tat. Ich hätt’s mir nie gedacht, aber ich musste neulich sogar wieder Autogrammkarten nachbestellen.

Als Profi haben Sie zwölf Jahre beim FC Bayern gespielt, dabei hätten Sie auch ein Löwe werden können.

Beinahe, ja. Das war, als ich in Kaufbeuren gespielt habe und in der Bayern-Auswahl war. 1860 war interessiert an mir, der FC Augsburg auch. Aber die Bayern waren einfach am schnellsten. Ich weiß noch, wie eines Tages der damalige Geschäftsführer Walter Fembeck zu mir kam und sagte: „So, da unterschreibst jetzt. Das ist ein Zwei-Jahres-Vertrag ohne Probezeit.“ Und damit war ich bei Bayern.

Wollten Sie nie weg?

Nein. Ich hatte hin und wieder Anfragen aus Mailand oder Zürich, aber ernsthaft überlegt hatte ich mir das nie.

Auch wenn es woanders mehr Geld gegeben hätte?

Hätte es sicher. Aber bei Bayern wusste ich, woran ich bin. Ein Verein, auf den ich mich immer verlassen konnte.

Warum haben Sie denn dann keine Funktion übernommen, als Trainer etwa?

Ich hatte 1975 in der Sportschule Grünwald zwar den Trainerschein gemacht, aber interessiert hat mich das nie. Ich war als Spieler lange genug unterwegs, da wäre ich wieder nur von der Familie weg gewesen. Das Sportgeschäft war genau das Richtige für mich, außerdem ist München nicht so weit weg. Darum bin ich ja auch noch oft bei den Spielen der Bayern.

Dann haben Sie ja auch zuletzt das Missverständnis mit Jürgen Klinsmann verfolgt.

Ach wissen Sie, das ist doch wie in einer Beziehung. Man denkt, man ist Hals über Kopf verliebt, und plötzlich merkt man dann ganz schnell: Hoppala, es passt doch nicht. Dann trennt man sich eben wieder. So was kommt vor, nicht weiter schlimm. Hauptsache, die Bayern spielen wieder Champions League, das hat die Saison doch noch gerettet. Das Thema Klinsmann muss man abhaken.

Wohl nie abhaken kann ein Mensch den Verlust seines Ehepartners. Wie viel Kraft hat Ihnen Ihre Familie gegeben in den schweren Monaten nach dem Tod ihrer Frau im Juli 2007?

Sehr viel Kraft, dafür danke ich meinem Sohn und meinen beiden wundervollen Enkelkindern. Aber wenn man 40 Jahre mit jemand zusammen ist, dann wird der Schmerz nie vergehen. Die Trauer wird ein Leben lang bleiben.

Interview: Florian Kinast

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