Der Real-Fluch und die Feuerwehr
Real Madrid und Superstar Cristiano Ronaldo gehen selbstbewusst ins K.o.-Spiel gegen Bayer, auch wenn es für sie in München bisher wenig zu holen gab.
München - Könnte ja irgendwann sehr viel wert sein so ein Selfie mit Star, vom aktuellen emotionalen Wert ganz zu Schweigen. Doch dem Fan, der am Montag gegen 13.35 Uhr die Absperrung vor dem Hilton am Tucherpark durchbrach, um ein Foto mit Gareth Bale zu machen, dürfte sein Übermut nur ein paar blaue Flecken gebracht haben.
Ordner packten sich den jungen Mann und schoben ihn unsanft zurück zu den restlichen rund 100 Schaulustigen. Es blieb der einzige Zwischenfall bei der Ankunft der Real-Stars in München. In der Stadt, in der es für Real eigentlich nie läuft. Die „Marca“ schrieb am Montag von einem „Fluch“, München sei für die Real-Profis eine „verdammte Stadt“, hieß es.
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Neun von zehn Duelle in München verlor Real bisher, dazu kommt nur ein Unentschieden. Dennoch gaben sich die Real-Stars vor dem Abflug gelassen gegeben, dass sie heuer ihr Münchner Trauma überwinden würden. Nach dem 1:0 im Hinspiel würde schließlich auch eine 1:2-Niederlage zum Weiterkommen reichen.
Für Real geht es darum, zwölf Jahre nach dem letzten Triumph in der Champions League – damals mit dem Sieg gegen Leverkusen – endlich die zehn vollzumachen und „la décima“ zu schaffen. „Wir haben unsere Waffen, sind in guter Form und haben Selbstbewusstsein“, hatte Cristiano Ronaldo gesagt. Den Spruch von Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge („In München wird der Baum brennen“) hatte Trainer Carlo Ancelotti ja schon Mitte letzter Woche gekontert. „Hoffentlich brennen die Bäume am Mittwoch – wenn wir wieder weg sind“, hatte er gesagt. Noch witziger war Verteidiger Marcelo: „Wenn in München die Bäume brennen, sollten sie die Feuerwehr rufen.“ Und Sergio Ramos versprach den Fans gar, dass „wir um unser Leben spielen“ werden. Und die „As“ titelte, dass Ronaldo „zum Brandstifter von München avancieren“ werde. Der Superstar werde „nicht nur Bäume, sondern die ganze Stadt in Flammen setzen“.
Nicht ganz so dramatisch formulierte es Trainer Carlo Ancelotti, der mit Milan schon vier Mal die Champions League gewonnen hat (zweimal als Trainer). Der Italiener versuchte es lieber mit Psychologie. „Man merkt, dass es uns gerade gut geht“, sagte er. Und weiter: „Im aktuellen Stadium des Wettbewerbs ist der psychologische Aspekt wichtiger als der taktische.“ Und Reals München-Fluch? Ist Ancelotti herzlich egal. „Ob wir das Finale erreichen, hängt nur von uns ab“, sagte er. Statistik gewinne keine Spiele. Außerdem gehe es um Größeres: Um „la décima“ eben. „Das wäre für alle etwas ganz Besonderes. Wenn wir das hier gleich in meinem ersten Jahr in Madrid schaffen, wäre das unglaublich“, sagte Ancelotti. Die Vorfreude in Madrid auf das Finale ist gewaltig. 4000 Fans begleiteten Real nach München – so viele wie nie vor einem Finale.