Der Rangnick-Effekt: Salzburgs Wandel zum besten Ausbildungsverein Europas

München - Vor Jahren noch müde belächelt, inzwischen hoch angesehen: Red Bull Salzburg hat sich von Europas Lachnummer zum wohl besten Ausbildungsverein des Kontinents entwickelt. Stars wie Erling Haaland (Borussia Dortmund), Sadio Mane, Naby Keita, Takumi Minamino (alle FC Liverpool) oder Dayot Upamecano (RB Leipzig) sind bereits aus der viel beachteten Talentschmiede der Österreicher hervorgegangen.
Klopp lobt Salzburger Scouting: "Sensationell"
"Das Scouting von Salzburg ist sensationell. Die machen einen super Job. Es ist für viele ein Sprungbrett", lobte Liverpools Teammanager Jürgen Klopp bei "Sky" den österreichischen Serienmeister, am Dienstagabend (21 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) in der Gruppenphase der Champions League Gegner des FC Bayern. Selbst der Triple-Gewinner ist beeindruckt. "Die machen es schon über Jahre hinweg hervorragend. Sie haben eine moderne Spielidee und viele junge, tolle Spieler", lobte Trainer Hansi Flick das (Erfolgs-)Modell seines ehemaligen Kurz-Arbeitgebers.

Freund: "Ralf Rangnick hat den Klub von links auf rechts gedreht"
Für Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund gibt es in der Entwicklung der Klubs "einen entscheidenden Meilenstein - und das war die Ankunft von Ralf Rangnick im Jahr 2012. Er hat den Klub von links auf rechts gedreht, einen kompletten Strategiewechsel vollzogen", sagte er bei "Spox" und "Goal".
Beim Bundesligaspiel am Samstag zwischen Gladbach und RB Leipzig (1:0) kamen gleich neun (!) ehemalige Salzburger zum Einsatz. "Der Einfluss von Salzburg tut der Bundesliga gut", betonte deshalb Sky-Experte Lothar Matthäus, einst selbst bei RB tätig.
RB Salzburg auch für Trainer ein gutes Sprungbrett
Doch nicht nur auf dem Platz, wo auch Amadou Haidara, Marcel Sabitzer, Kevin Kampl, Peter Gulasci, Hee-Chan Hwang, Konrad Laimer (alle Leipzig), Martin Hinteregger, Stefan Ilsanker (beide Frankfurt), Valentino Lazaro, Stefan Lainer, Hannes Wolf (alle Gladbach) oder Marin Pongracic (Wolfsburg) die Salzburger Schule durchliefen, wird dieser Einfluss deutlich. Auch für Trainer ist der österreichische Spitzenklub offenbar ein sehr gutes Sprungbrett.
Marco Rose (Gladbach), Adi Hütter (Frankfurt), Niko Kovac (Monaco), Roger Schmidt (Eindhoven) oder eben der frühere Leipziger Rangnick trugen einst in Salzburg die Verantwortung. Selbst Bayern-Coach Flick arbeitete neben Lothar Matthäus als Assistent von Giovanni Trapattoni kurz für Red Bull, ehe er 2006 nach nur zwei Monaten zum DFB als "Co" von Bundestrainer Joachim Löw wechselte. Aktuell wird der Klub vom US-Amerikaner Jesse Marsch trainiert - und auch der wird schon wieder bei Topklubs in Europa gehandelt.
RB Salzburg in Österreich eine unangefochtene Größe
Für Freund ist das Kommen und Gehen längst zum Alltag geworden. "Wir sind ein Verein für viele Talente weltweit. Wir wollen Anlaufstation sein", sagte er bei Sky90. Warum sich die jungen Profis gerade in Salzburg so gut entwickeln können, liegt für Freund auf der Hand: "Wir haben ein bisschen weniger Druck. Wir können ruhiger arbeiten und die Spieler so entwickeln."
Entwickeln - und dann nach zwei, drei Jahren teuer verkaufen. Diesen Weg, so Freund, "werden wir nicht mehr verlassen. Wir müssen mutig bleiben, sonst stoppt das Rad irgendwann".
Danach sieht es momentan nicht aus. RB ist in Österreich seit Jahren unangefochten. Auch international läuft es. Schon in der vergangenen Saison hatte Salzburg mit beherzten Auftritten gegen Liverpool (3:4/0:2) in der Königsklasse beeindruckt. Es war die erste Teilnahme an der Champions League gewesen nach zuvor elf (!) vergeblichen Versuchen, bei denen sich Red Bull einige Male blamierte. Vor allem das Aus 2012 gegen F91 Düdelingen aus Luxemburg hatte europaweit für Häme gesorgt. Vergangenheit.