Der neue Pep Guardiola: "Seine Maschine läuft 24 Stunden!"
Pilsen - Heiser ist Pep Guardiola dieser Tage, in Pilsen brachte er seine Worte nur schwer heraus. Aber er war höflich genug, während seiner Pressekonferenz alle Fragen zu beantworten – auch wenn er recht unkonkret bleibt.
Vor dem Auswärtsspiel in der Champions League bei Viktoria Pilsen wollten die Reporter wissen, was er mit seiner Ankündigung fundamentaler Änderungen („Ich muss mein Konzept korrigieren”) nach dem 2:1 in Hoffenheim gemeint hat.
Also? Wie genau? Darüber spricht Guardiola nicht. Das war schon zu seinen Zeiten beim FC Barcelona so, als er ab 2008 in vier Jahren 14 Titel gewann. Er bleibt rhetorisch an der Oberfläche, was die Kommunikation nach außen betrifft, den Spielern machte er bis ins kleinste Detail klar, was er erwartet. Mit Hand und Fuß. In Deutsch und Englisch. Im Training und während des Spiels, bei dem er oft sogar ein paar Meter innerhalb des Spielfeldes steht, um seine Taktik-Nachhilfe an den Mann zu bringen.
Es geht ihm um Grundsätzliches: „Immer nach einem Spiel, egal, ob du gewonnen oder verloren hast, gibt es Dinge zu verbessern.” Er, der Perfektionist, wie ihn Uli Hoeneß nannte. „Wenn ein Spiel nicht so läuft, wird er immer gewisse Dinge infrage stellen.” Der Trainer sei, so der Präsident, „nie zufrieden, will nie zur Tagesordnung übergehen”. Daran, ergänzte Hoeneß, müssen „wir uns gewöhnen – aber das muss ja nicht unbedingt schlecht sein”. Von Karl-Heinz Rummenigge wurde Guardiola in den Himmel gehoben: „Möglicherweise ist Guardiola der beste und vor allen Dingen auch populärste Trainer in der Geschichte des FC Bayern und der Welt.” Eine Art Freibrief für die nächsten Monate und Jahre – bis 2016 hat Guardiola unterschrieben.
Wird er mit derlei Lobeshymnen konfrontiert, lenkt er von seiner Person ab und spricht stets von der „unglaublichen Geschichte” des FC Bayern oder den Erfolgen der Triple-Saison. Als wäre es eine Last für ihn, damit will er Anspruch und Wirklichkeit erklären, die seine Arbeit beeinflussen. Das Bayern-Niveau sei „in the sky”, er zeigte mit dem Finger an die Decke. Guardiola: „Der Trainer hat die Verantwortung, nicht nur das Ergebnis zu sehen, sondern was und wie wir gespielt haben. Gegen Chelsea, Moskau, Manchester und Schalke haben wir auf unglaublichem Niveau gespielt, das ist unser Ziel. Wir müssen weiter so gut wie möglich spielen – für unsere Fans, für uns selbst.”
Xavi, das Gehirn des FC Barcelona, beschrieb die Besessenheit, mit der Guardiola arbeitet, in der „SZ” einmal so: „Er plant den ganzen Tag vor sich hin. Seine Maschine läuft 24 Stunden.” Und dann, wenn das Spiel begonnen habe, „ist er allen zwei Spielzüge voraus”. Daher klingelt Guardiola auch mal mitten in der Nacht seine Assistenten aus dem Bett, weil er dringend über eine einzige Szene aus einem längst vergangenen Spiel sprechen will. Co-Trainer-Schicksal! Am Sonntag redete Pep im Bayern-Training Minuten lang auf seinen Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger ein, seinen wichtigsten Spieler neben Philipp Lahm. Und, um was ging es? Schweinsteiger lässig: „Von den zwölf Minuten, die ich mit Pep gesprochen habe, ging es elfeinhalb Minuten über die vergebene Kopfballchance von Thomas Müller in Hoffenheim.” Ein Witz, aber die Szene wird Pep tatsächlich wohl noch bis Weihnachten wundern.