Der nette Herr Guardiola: Er kann auch böse

Pep Guardiola ist bislang ausgesprochen freundlich – in der Öffentlichkeit. Doch der Tag, an dem sich der neue Trainer des FC Bayern unbeliebt machen muss, ist nicht mehr fern.
SID |
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Riva del Garda - Nur, damit kein falscher Eindruck entsteht: David Alaba festgestellt, und fast sieht es so aus, als könne es Guardiola selbst bei den eher einfachen Übungen nicht schnell oder genau genug gehen. Dann wird er auch mal laut und wirkt, von außen betrachtet, ziemlich ungehalten.

Bislang sind die Spieler voll des Lobes. Mannschaftskapitän Lahm findet es nach einer derart erfolgreichen Saison wie der vergangenen „hilfreich, wenn man einen neuen Trainer hat“, so kommt ein frischer Wind rein, jeder muss sich neu beweisen, aufdrängen. „Wir haben alle Voraussetzungen, um auch in Zunkunft erfolgreich Fußball zu spielen. Wir haben eine Mannschaft, die zusammenpasst, haben gute Charaktere und einen tollen Trainer“, sagt Lahm. Und überhaupt, ergänzt er, sei das schon alles ziemlich „cool“.

Wer die Trainingseinheiten beobachtet, dem fällt allerdings auch auf: Es sind ziemlich viele Spieler, die Guardiola beschäftigt. „Wir haben uns noch mal verstärkt“, sagt Lahm in Anspielung auf die beiden Neuen, Mario Götze und Jan Kirchhoff, damit habe der Trainer „wieder mehr Optionen.“

Guardiola hat aber, andersrum betrachtet, damit auch zwei Probleme mehr: Die Nachwuchsleute mal außen vorgelassen, stehen Guardiola derzeit drei echte Stürmer zur Verfügung, dazu kommen jene sechs Spieler, die als offensives Mittelfeldpersonal gelten. Es wird also der Tag kommen, an dem sich Guardiola unbeliebt machen muss. Drei Stürmer für vielleicht keine Position, insgesamt neun Spieler für vier, maximal fünf Positionen, je nach System. Es wird Enttäuschte geben, auch wenn Mario Gomez vielleicht doch noch einen neuen Verein findet.

Die wahre Kunst von Jupp Heynckes in der vergangenen Saison war, dass er diesen Konfliktstoff in grandioser Manier wegmoderierte. Guardiola hat Götze neu bekommen, Toni Kroos ist zurück – viele Egos, die gestreichelt werden müssen. Im Moment ist alles super, Trainer und Spieler ergehen sich in gegenseitiger Lobhudelei. Guardiola findet sein Personal wahlweise „top“, „super“ oder „wunderbar“. Sogar über Gomez, der im Universum Pep eher wie ein vom Kurs abgekommener Satellit wirkt, sagt er noch freundliche Dinge, auch wenn sich das dann doch etwas anders anhört als bei einem Spieler, der ganz sicher im Verein bleibt. „Er hat“, sagt Lahm jetzt schon über Guardiola, „klare Ideen“, und irgendwie ist es momentan schwer vorstellbar, dass Gomez da drin vorkommt.

Tatsächlich ist der freundliche Herr Guardiola bereits in der Vergangenheit auch schon ziemlich unfreundlich gewesen. Ronaldinho, Samuel Eto'o und Deco haben das zu spüren bekommen, als Guardiola 2008 die erste Mannschaft des FC Barcelona übernahm. Nein, Ronaldinho, Eto'o und Deco brauche er nicht, sagte der Trainer damals sinngemäß – die ersten beiden verließen den Verein sofort, Eto'o ging im Jahr darauf. Zlatan Ibrahimovic, als Alternative zu Eto'o geholt, musste im Sommer 2010 gehen, weil er sich mit Guardiola überworfen hatte

Noch ist die Zeit für die unpopulären Maßnahmen nicht gekommen, aber wer jetzt schon im Training nicht mitkommt, der droht früh den Anschluss zu verpassen. „Er hat klare Vorstellungen“, erklärt Lahm, es sei jetzt schon zu erkennen, wohin Guardiola mit der Mannschaft „defensiv und offensiv“ wolle, und „in ein paar Wochen wird man das sehen“. Im Moment ist es hilfreich, aufmerksam und gedankenschnell zu sein, „wir müssen ganz schnell lernen“, sagt Claudio Pizarro, er müsse „ständig konzentriert sein und gut aufpassen“.

Bemüht sind sie deshalb alle, die Spieler. Die Intensität bei allen Übungen mit Ball ist enorm hoch, und wenn Guardiola an eines der Vierecke kommt, in denen er einen „Kreis“ spielen lässt, legen alle noch mal einen Zahn zu. Er spricht viel, sehr viel, am Freitag bei und nach dem Training redete er erst auf Kapitän Lahm ein, dann mindestens fünf Minuten auf Torwart Manuel Neuer. Platt formuliert: Beim FC Bayern ist enorm viel Pep drin. „Es macht Spaß“, versichert Lahm. Aber für den einen oder anderen wird Schluss sein mit lustig.

 

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