Der Mitreißer

Jürgen Klinsmanns Art begeistert Vorstand wie Spieler gleichermaßen. Der Asket selbst übersteht sogar das Bankett nach dem Champions-League-Spiel bei Steaua Bukarest (1:0) mit Rauch und Rotwein.
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Auf geht's, Männer! Jürgen Klinsmann an der Seitenlinie bei seinem ersten Champions-League-Spiel mit dem FC Bayern bei Steaua Bukarest. Die Trainingsjacke bekam er ob der nasskalten, unangenehmen Witterung von Manager Uli Hoeneß umgehängt.
dpa Auf geht's, Männer! Jürgen Klinsmann an der Seitenlinie bei seinem ersten Champions-League-Spiel mit dem FC Bayern bei Steaua Bukarest. Die Trainingsjacke bekam er ob der nasskalten, unangenehmen Witterung von Manager Uli Hoeneß umgehängt.

Jürgen Klinsmanns Art begeistert Vorstand wie Spieler gleichermaßen. Der Asket selbst übersteht sogar das Bankett nach dem Champions-League-Spiel bei Steaua Bukarest (1:0) mit Rauch und Rotwein.

MÜNCHEN Sie hatten Jürgen Klinsmann in die Mitte genommen. Während sein Assistententeam an einem Nebentisch saß, durfte der Bayern-Trainer nach dem 1:0 zum Auftakt der Champions-League-Saison in Bukarest bei den Großkopferten Platz nehmen auf dem Weit-nach-Mitternachtsbankett im kleinen Ballsaal „Constanta“ des Marriott-Hotels. Als da waren: Links von Klinsmann; Paul Breitner, der Vorstandsberater und Uli Hoeneß, der „sehr sehr zufriedene“ Manager. Sie genossen Rotwein. Rechts von Klinsmann: Karl Hopfner, der Finanzvorstand, neben ihm Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende. Sie rauchten. Hopfner Zigaretten, Rummenigge eine Zigarre.

Die Bayern auf Wolke sieben, Klinsmann mittendrin im hedonistischen Nebel. Ob der Coach, ein Asket, schmal und drahtig wie zu seiner aktiven Zeit, gelitten habe am Chef-Tisch, wurde Rummenigge gestern vor dem Rückflug gefragt. „Nein“, antwortete er lachend, „er ist nicht vom Stuhl gefallen.“ Klinsmann hat sein erstes Champions-League-Bankett überstanden und das 1:0 auch „einen Moment lang genossen“, wie er sagte. Doch Klinsmann ist einer, der sich lieber eine weitere DVD des nächsten Gegner als die Köstlichkeiten des Buffets reinziehen würde. Mit Hoeneß war er der erste, der vom Tisch aufstand und auf sein Zimmer verschwand.

Sein Job war getan. Sollten sich die anderen doch weiter an seiner Arbeit ergötzen. Was sie in Lob verwandelt hatten. So intensiv, als wäre es bereits das Final-Bankett gewesen. „Dafür, was Jürgen bisher geleistet hat, auch hinsichtlich der vielen Umstrukturierungen, auf die wir ohne ihn nie gekommen wären, ist ihm der FC Bayern sehr dankbar“, schwelgte Präsident Franz Beckenbauer, „manchmal muss erst ein Mann wie Klinsmann kommen und den neuen Weg zeigen.“

Klinsmann hat etwas angestoßen. Er ist der Bringer.

SEINE ANSPRACHE

Die Spieler sind begeistert. „Er war vor dem Spiel heiß und euphorisch, hat uns gut eingestimmt“, erzählte Bastian Schweinsteiger und fügte hinzu: „Mit seinen Ansprachen reißt er einen mit.“ Vor dem Anpfiff in Bukarest sagte er zur Mannschaft: „Ihr habt mit der Vorbereitung und den ersten Bundesliga-Wochen so viel Arbeit hinter euch, also könnt ihr mit breiter Brust ins Spiel gehen.“ Klinsmann steckt an. „Der Trainer hat diese positive Aura, eine unglaublich positive Ausstrahlung“, meinte Daniel van Buyten, „so wie er die Dinge rüberbringt, färbt das auf die gesamte Mannschaft ab. Das gibt uns Kraft.“

SEINE MENTALITÄT

Besessenheit auf der einen Seite, jovialer Umgang andererseits. „Er arbeitet absolut zielorientiert. Er entwickelt uns, bringt die Mannschaft nach vorne“, meinte Schweinsteiger und Torhüter Michael Rensing erklärte: „Diese neue Mentalität geht vom Trainer aus, von gesamten Trainerstab. Das Schöne ist: Wir dürfen auch Fehler machen. Das alles bereitet uns viel Spaß und Freude.“

SEINE METHODEN

Von den Spiele-Scouts lässt Klinsmann die Gegner beobachten und beinahe bis auf den Aszendenten des Sternzeichens analysieren. „Wir als Mannschaft wissen über den Gegner sehr viel, fast jede Kleinigkeit. Theslof und Henke bereiten die Videos vor, dazu spricht Klinsmann. Das erinnert mich an die WM 2006. Das hilft einem Spieler auf dem Platz schon sehr.“

Und Klinsmann selbst? Kann aufatmen. In Italien, dort hat der FC Bayern sein nächstes Auswärtsspiel in der Champions League, herrscht Rauchverbot in geschlossenen Räumen.

Patrick Strasser

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