Der mit dem Trainer tanzt

Wie Franck Ribérys Launen Jürgen Klinsmanns Niedergang beim FC Bayern beschleunigt haben.
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Franck Ribéry schien zuletzt nicht mehr viel zu halten von Jürgen Klinsmann und liebäugelte mit einem Wechsel. Ob er es sich jetzt nochmal anders überlegt?
dpa Franck Ribéry schien zuletzt nicht mehr viel zu halten von Jürgen Klinsmann und liebäugelte mit einem Wechsel. Ob er es sich jetzt nochmal anders überlegt?

Wie Franck Ribérys Launen Jürgen Klinsmanns Niedergang beim FC Bayern beschleunigt haben.

MÜNCHEN Nein, Jupp Heynckes wird keine Angst haben vor einem Superstar in spe wie Franck Ribéry. Wer ein Team mit Weltstars vom Kaliber Raul, Roberto Carlos, Karembeu, Seedorf und Mijatovic zum Champions-League-Sieg geführt hat, der kennt sich aus mit Fußball spielenden Diven. Als der neue Bayern-Trainer 1998 mit Real Madrid die Champions League gewann, tastete sich der halbstarke Franck mit 15 Jahren beim OSC Lille gerade mal so langsam ans Profigeschäft ran.

Heynckes, das ist eine ganz andere Generation. „Jupp ist ein Fußballlehrer“, sagt Manager Uli Hoeneß voller Respekt. Einer, dem Disziplin wichtig ist. Einer, der darauf pocht, dass getan wird, was er sagt. Einer wie Heynckes dürfte einem wie Ribéry fremd sein.

Denn zuletzt unter dem nun geschassten Jürgen Klinsmann ließ es der französische Nationalspieler womöglich etwas leger angehen. Liberté toujours? So manche Freiheit nahm sich der 24-Jährige heraus, das berichtete der TV-Sender „N24“ nach Klinsmanns Entlassung.

FC Bayern: Ribéry boykottiert das Eisbad

So habe Ribéry zum Beispiel nicht viel davon gehalten, nach dem Training zur Regeneration ins so genannte Eisbad zu steigen, gleich neben der Dusche im Leistungszentrum. Mindestens eine Minute sollten die Profis dort sitzen, Klinsmann hatte das eingeführt: „Die Spieler regenerieren so viel schneller.“ Ribéry habe das verweigert, berichtete der Sender. Mehr noch: Der Berater des Franzosen habe den Bayern per Mail mitgeteilt, dass seinem Mandanten einige Trainingsformen missfallen würden.

Ribéry präsentierte sich zuletzt in so manchem Bundesliga-Spiel unlustig, der Tiefpunkt war die völlig überflüssige Gelb-Rote Karte zuletzt beim 0:1 gegen Schalke 04. Haben Ribérys Aufsässigkeiten zur Trennung vom Trainer beigetragen? Der FC Bayern ist in dieser Saison schließlich abhängig von der Kreativität und Dynamik des Linksfußes; Unbill hält man daher lieber von ihm fern – auch um des lieben Friedens willen. Um ihn, den Solisten mit Allüren, an der Säbener Straße zu halten – und nicht an einen Großklub wie Barcelona, Real oder Manchester zu verlieren.

Ribérys Debatten mit Klinsmann an der Seitenlinie häuften sich. Ebenso wie die Forderungen des Franzosen, mehr (französische) Stars wie Keeper Frey oder Mittelfeldmann Toulalan nach München zu holen. Damit verband er dann sanft vorgetragene Drohungen. „Ich habe für vier Jahre einen Vertrag“, sagte Ribéry, „aber versprechen, dass ich ihn erfüllen werde? Das ist schwierig.“

Außerdem versuchte er, Klinsmann in die Aufstellung reinzureden, indem er mehrfach Partei für seinen Spezl Daniel van Buyten ergriff. Allzuviel Kontra kam nicht. Lediglich Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge rüffelte den Franzosen für seine Transfervorschläge. Das war’s.

FC Bayern: Mit der Kapitänsdebatte fing alles an

Ribéry – der mit dem Trainer tanzt. Öffentlich diszipliniert wurden weder er noch andere Spieler.

Dass zuletzt auch Bayerns Topstar gegen Klinsmann opponierte, war ein Tiefpunkt im ohnehin belasteten Verhältnis zwischen Team und Trainer. Los gegangen war es mit der unseligen Kapitänsdebatte um Mark van Bommel. Der Holländer musste zu Saisonbeginn mehrere Spiele auf der Ersatzbank verbringen, ehe er schließlich doch als passend für das Klinsmannsche Konzept befunden wurde.

Auch der von Klinsmann favorisierte Hurra-Fußball kam in der Mannschaft nicht sonderlich gut an. Sogar zurückhaltende Gemüter wie Philipp Lahm und Miroslav Klose nörgelten, dass der FC Bayern viel zu offensiv spiele. Als dann sogar ein Reservist wie van Buyten („Mir war ein Einsatz versprochen worden“) Klinsmann ungestraft attackierte, war es vorbei mit der Rest-Autorität des Trainers.

Kaum vorstellbar, dass sich Heynckes derart auf der Nase herumtanzen lässt

Thomas Becker

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