Der Mann für die Eier: Thomas Müller ist für den FC Bayern noch immer der unverzichtbare Leitwolf

Von Trainer Tuchel bis Sportdirektor Freund erfährt FC-Bayern-Legende Thomas Müller Lob für seine "Eier"-Ansage und seinen unbedingten Siegeswillen im Sinne der Mannschaft: "Er hat den Mumm, das zu sagen."
von  Maximilian Koch
Auch im gehobenen Fußballer-Alter noch immer von enormer Wichtigkeit für den FC Bayern: Thomas Müller.
Auch im gehobenen Fußballer-Alter noch immer von enormer Wichtigkeit für den FC Bayern: Thomas Müller. © IMAGO/Laci Perenyi

Rom - Thomas Tuchel schaltete nach dem 0:3 bei Bayer Leverkusen erstmal auf Durchzug. "Ich bin seit 20.30 Uhr nach dem Spiel offline bis einschließlich jetzt gerade", erzählte der Trainer des FC Bayern am Dienstagabend auf der Pressekonferenz vor dem Champions-League-Achtelfinale bei Lazio Rom.

Daher hatte er auch die Wutrede von Thomas Müller verpasst, "nur ein paar Zitate" habe er gelesen, sagte Tuchel, die aber hätten ihn überzeugt. "Das trifft's schon. Und wenn es einer sagen darf, dann Thomas. Er hat den Mumm, das zu sagen."

Und inhaltlich lag Müller ja richtig, erklärte Tuchel: "Es gibt eine Diskrepanz zwischen Training und Spiel. Wir sind seit langer, langer Zeit zufrieden mit dem Training, wir spüren die Mannschaft." Doch dann würde es sich in Partien wie in Leverkusen so anfühlen, "als würden wir mit einem Rucksack spielen, den es so im Training nicht gibt", analysierte der Coach. Ganz ähnlich hatte sich Müller geäußert.

FC Bayern: Thomas Müller fordert "Eier" – Sportboss Christoph Freund freut's

Der Routinier meinte nach der Klatsche in Leverkusen unter anderem, er vermisse die "Eier" in der Mannschaft: "Im Training zeigen wir deutlich bessere Ansätze, weil wir mutig sind und frei spielen. Mir fehlen teilweise die Eier, wir haben eine Verkopftheit im Spiel", meinte der Nationalspieler. Harte Worte, die bei seinen Vorgesetzten aber gut ankamen.

Als Führungsspieler habe Müller aus Sicht von Sportdirektor Christoph Freund das Recht, den Finger in die Wunde zu legen. "Thomas kann der Mannschaft immer sehr viel geben mit seiner Erfahrung, seiner Energie und seinem unbedingten Siegeswillen. Er hat schon extrem viel gewonnen", sagte der Österreicher.

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So hat der FC Bayern das Leverkusen-Debakel aufbereitet

Selbstredend ist es nicht bei der Kritik von Müller geblieben, der FC Bayern nutzte die Zeit neben der Vorbereitung auf das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League bei Lazio auch für eine Aufarbeitung.

"Es gab viele Einzelgespräche, auch zwischen den Trainern und den Jungs. Die Mannschaft lebt, das ist wichtig, auch dass man sich seine Meinung sagt und dass man gemeinsam ein anderes Auftreten zeigt", erklärte Freund, der Müller explizit lobte: "Es waren sehr offene Worte, was in ihm vorgegangen ist. Das finde ich gut. Er hat ja niemanden persönlich angegriffen. Er war einfach mit der Leistung unzufrieden, mit dem Auftreten. Das war nicht so, wie wir uns das vorstellen, wie man Topspiele gewinnt."

Ganz und gar nicht. Deshalb kam nach der Niederlage auch wieder die Diskussion um die echten Führungsspieler in der Bayern-Mannschaft auf.

Fehlen dem FC Bayern die Leader? Thomas Tuchel nimmt Mannschaft in die Pflicht

"Es gibt diese Spieler", meinte Freund, "aber wir haben uns in Leverkusen zu wenig gewehrt, uns zu wenig zugetraut. Da hat der Thomas recht gehabt." Trainer Tuchel, der Müllers Startelf-Einsatz gegen Lazio andeutete ("Die Chancen stehen gut"), appellierte an die Spieler der zweiten oder dritten Reihe in der Münchner Hierarchie, mehr Verantwortung zu übernehmen, wenn Stars wie Leitwolf Müller oder Joshua Kimmich mal nicht auf dem Platz stehen würden. Und damit hatte der Coach natürlich recht.

Dennoch hat sich in den vergangenen Wochen gezeigt, dass gerade Müller diesem Team extrem hilft und Sicherheit verleiht. "Wir haben immer Thomas-Müller-Spiele. Wir sind sehr froh, dass er bei uns ist. Er hat die Energie, die Erfahrung und die Einstellung, im Training vorneweg zu gehen. Das hat er schon sehr oft bewiesen. Ob er nun von der Bank kommt oder beginnt - Thomas ist einfach wichtig für uns." Und zwar noch einige Zeit.

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